
Anschlag auf Weihnachtsmarkt Stadt Magdeburg möchte Spenden nach Amokfahrt möglichst schnell verteilen
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03. Januar 2025, 05:00 Uhr
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat eine breite Welle der Solidarität ausgelöst. Auf dem Spendenkonto der Stadt sind inzwischen fast eine Million Euro eingegangen. Das Geld soll den Betroffenen zugutekommen – und zwar möglichst schnell. Oft führen die bürokratischen Hürden solcher Spendenaktionen aber dazu, dass die Gelder erst verspätet ausgezahlt werden. Ein bekanntestes Beispiel dafür ist die Flutkatastrophe im Ahrtal. So etwas will die Stadt Magdeburg vermeiden.
- Die Stadt Magdeburg will die eingenommenen Spenden für die Opfer des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt möglichst schnell verteilen.
- Das Geld soll vor allem den Opfern und den Angehörigen zugutekommen.
- Mit dem Geld könnte zum Beispiel psychologische Hilfe für die Betroffenen finanziert werden.
Zwei Wochen nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt sind auf dem Spendenkonto der Stadt bereits rund eine Million Euro eingegangen. Die hohe Spendenbereitschaft sei ein Zeichen für den großen Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl in Magdeburg, sagt Stadtsprecher Michael Reif.
Nun gehe es darum, das Geld an die Betroffenen zu verteilen: "Das wollen wir zum einen schnellstmöglich machen, zum anderen aber rechtssicher." Dazu arbeitet die Stadtverwaltung derzeit an einer sogenannten Richtlinie, die die Verteilung an die Betroffenen regeln soll. Diese Richtlinie schafft die Voraussetzung dafür, dass die Gelder am Ende tatsächlich fließen können.
Deshalb sei es wichtig, dass sie von Experten erarbeitet wird, die sich mit dem komplizierten Steuer- und Spendenrecht auskennen, erklärt die Geschäftsführerin des Deutschen Fundraising Verbands Larissa Probst MDR AKTUELL: "Wenn die Richtlinien klar formuliert sind, die Organisationen professionell aufgestellt sind und die Träger miteinander gut kommunizieren, dann geht das ganz schnell, dass das Geld und die Unterstützung da ankommen, wo sie auch gebraucht werden. Da bin ich sehr optimistisch. Je schwammiger Formulierungen oder Richtlinien sind, desto schwieriger wird das natürlich."
An wen die Spenden verteilt werden sollen
An der Richtlinie in Magdeburg arbeiten laut Michael Reif Juristen aus dem Rechtsamt und Experten aus dem Finanz- und dem Sozialdezernat. Die Stadt habe bereits Erfahrung mit Spendenkonten, zum Beispiel vom Hochwasser 2013. Allerdings betont Reif auch, dass die Situation damals nicht wirklich mit der aktuellen vergleichbar ist. "Das Spendenaufkommen ist zum einen – zumindest was unser städtisches Spendenkonto betrifft – deutlich höher. Zum anderen sei es im Jahr 2013 nicht um Personenschäden gegangen, sondern um Gebäude, die vom Hochwasser betroffen waren. "Jetzt sprechen wir ja von Menschen – von Verletzten, von Getöteten und von Angehörigen."
Michael Reif geht davon aus, dass die Spenden am Ende an ebendiesen Personenkreis fließen werden – auch wenn der Spendenzweck "Opferhilfe Magdeburg" weit gefasst ist. Ob auch Markthändler mit dem Geld entschädigt werden, die Einbußen hatten, weil der Weihnachtsmarkt mehr als eine Woche früher als geplant geschlossen wurde, ist noch unklar.
Spenden könnten psychologische Behandlung für Betroffene finanzieren
Offen ist auch noch, wie genau die Betroffenen von dem Geld profitieren sollen. Larissa Probst vom Fundraising-Verband geht davon aus, dass zum Beispiel Kosten für psychologische Behandlungen übernommen werden. "Die Spendengelder werden sozusagen umgesetzt und nicht direkt an die Menschen 1:1 auf deren Konto ausgezahlt, sondern: Das, was passieren kann, ist, dass eine Dienstleistung erbracht wird und dann sozusagen eine Summe X für diese eine Person entsteht."
Probst hält es für denkbar, dass auch Infokampagnen mit dem Geld finanziert werden könnten, um zum Beispiel über Fake-News rund um den Anschlag aufzuklären. Im Vordergrund stünden aber zunächst die Hilfsangebote für die Betroffenen. Was genau mit den Spendengeldern passiert und wie die entsprechende Richtlinie schlussendlich aussieht – das entscheidet der Magdeburger Stadtrat Mitte des Monats auf einer Sondersitzung. Erst danach können die Spenden ausgezahlt werden.
Die Stadt Magdeburg hält ihr Spendenkonto weiter offen. Auch auf das gemeinsame Spendenkonto von DRK, Caritas und Diakonie kann weiter Geld überwiesen werden. Dort waren bis zum Wochenende vorm Jahreswechsel ebenfalls bereits rund eine Million Euro eingegangen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 03. Januar 2025 | 06:00 Uhr