Kommentar Verkehrsinfarkt mit Ansage: Magdeburg, Du brauchst starke Nerven – wieder einmal
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15. April 2025, 11:36 Uhr
Als unser Autor 2013 nach Magdeburg kam, gab es es den City-Tunnel im Herzen der Stadt noch gar nicht. Dann folgten Jahre der Baustelle und Chaos auf den Straßen der Landeshauptstadt. Jetzt, der City-Tunnel ist gerade mal zwei Jahre offen, brauchen die Magdeburger wieder starke Nerven. Denn einer der wichtigsten Verkehrsströme der Stadt ist nun wieder dicht. Der Vorteil daran: Die Magdeburger kennen sowas schon. Ein Kommentar.
Es steckt schon eine gewisse Tragik in dieser Pressemitteilung von Montagabend: In aller Sachlichkeit informierte die Magdeburger Stadtverwaltung da, dass die Brücke über den Damaschkeplatz und alles darunter ab Dienstag gesperrt werde. An dem Bauwerk seien massive Schäden festgestellt worden, hieß es. Baubeigeordneter Jörg Rehbaum sprach im MDR-Interview gar von einem "verheerenden Bild". Man bitte die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis.
Wer Magdeburg und seine Verkehrsströme ein paar Jahre kennt, weiß: Diese Mitteilung über die Sperrung des Damaschkeplatz ist nicht einfach die nächste Baustelle in der Stadt – sie wird zu Chaos auf den verstopften Straßen und Radwegen führen. In Magdeburg. Um Magdeburg herum. Die Krux: Niemand weiß, wie lange. Klar dürfte nur sein: Es wird lange dauern.
Spott und Genervtheit – nachvollziehbar, aber nicht hilfreich
Nun gab es schon am Abend die ersten, die auf Instagram und Facebook spöttisch und leicht genervt anmerkten, es sei ja toll, dass man nun einen City-Tunnel habe, an dem jahrelang gebaut worden sei. Blöd sei nur, dass dabei offenbar nicht überprüft worden sei, wie es um die Zufahrt zum Tunnel steht. Aber hey: Hauptsache City-Tunnel! Dazu muss man wissen, dass es in Magdeburg nicht wenige gibt, die den Bau dieses millionenschweren Tunnels nicht unbedingt als notwendig erachtet haben. Sei es drum.
Aber klar: Natürlich muss sich die Stadt die Frage gefallen lassen, warum all das erst jetzt auffällt. Warum man es überhaupt erst soweit hat kommen lassen. Ob man diesen Verkehrsinfarkt mit Ansage nicht hätte verhindern können. Diese kritischen Fragen wird die Stadtverwaltung beantworten müssen.
Vorsicht und Besonnenheit sind angebracht
So menschlich nachvollziehbar diese Argumentation und die vielen Fragen auch sind: Eine Alternative zur jetzigen Sperrung gibt es wohl kaum. Seit dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden im September vergangenen Jahres wird in Deutschland besonders auf den Zustand der Brücken geachtet. Und das ist gut und richtig. Schließlich sind auch in Sachsen-Anhalt viele Brücken in verheerendem Zustand. Und ganz ehrlich: Wer will schon verantworten, dass ein solch kolossales Bauwerk einstürzt, im schlimmsten (und im Falle der Brücke über den Damaschkeplatz durchaus wahrscheinlichen Fall) Menschen unter sich begräbt?
Man kann sich nun aufregen über die Folgen, die diese Sperrung mit ungewissem Ausgang haben wird: darüber, dass der Weg zur Arbeit beschwerlicher wird und länger dauert; darüber, dass der Stadtteil Stadtfeld-Ost als das pulsierende Herz dieser Stadt mal wieder abgeschnitten ist vom Zentrum; darüber, dass es sowieso viel zu viele Baustellen in Magdeburg gibt. All das ist komplett nachvollziehbar – nur: Es bringt nichts.
Es gilt die Devise: durchhalten, Magdeburg!
Eher dürfte helfen, sich auf schwere Monate einzustellen. Und irgendwie zu versuchen, das Beste draus zu machen, vielleicht auch mit ein bisschen Galgenhumor. Dass die Magdeburgerinnen und Magdeburger starke Nerven haben, haben sie schließlich schon oft genug bewiesen. Sie werden es auch dieses Mal tun.
In diesem Sinne: durchhalten, Magdeburg!
MDR (Luca Deutschländer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 15. April 2025 | 19:00 Uhr
Basstian vor 4 Tagen
Wobei die Elbe schon vor Magdeburg da war und die Stadtentwicklung dieser angepaßt werden konnte. Eisenbahn und Tangente kamen erst später dazu. Für die Anwohner der Tangente dürfte es ein Ohrenschmaus sein, wenn die jetzt dicht ist.
Basstian vor 4 Tagen
Wie es dazu kommen konnte? Weil eine Straßenbrücke seit der Wende in 4 Jahren soviel auszuhalten hat wie vorher in 40 Jahren. Dank Wettbewerb, immer billig, billig, und alles muß schnell und Just-in-time gehen. Das nährt die LKW-Lawine. LKW-Transporte sind viel zu billig, man sollte die Maut erhöhen und in Sanierungen stecken, damit es nicht mehr lohnt, Milch oder Joghurt durch die halbe Republik zu karren.
Basstian vor 4 Tagen
Nach 1990 kam in Magdeburg die aus meiner Sicht zündende Idee, die Straßenbahn neben dem Voksstimme-Hochhaus unter dem Bahnhof hindurch zur Diesdorfer Str. zu führen, auf. Schade, daß das nicht gemacht wurde. Das hätte den verkehrsbelasteten Damaschkeplatz entlastet und wäre für die Linie 3 Reform-Diesdorf deutlich kürzer gewesen.
Zum Anderen find ichs lustig, daß die Russen, die früher im Herrenkrug waren, imemr mal auf Ladeflächen von LKWs gestellte Container an der genieteten Eisenbahnbrücke vorm Damaschkeplatz "abluden", weil die Brücke nur 3,30 m hoch ist, und diese uralte Brücke das mehrmals aushielt, während jetzt möglicherweise der nächste Vogel, der auf der Tangentenbrücke über dem Damaschkeplatz landet, diese zum Einsturz bringt ;-).