Millionenauftrag Magdeburger Start-up baut Magneten für das stärkste MRT der Welt

20. September 2023, 07:14 Uhr

Das Magdeburger Unternehmen Neoscan Solutions hat einen Millionenauftrag aus den Niederlanden erhalten. Das Start-up baut in den kommenden drei Jahren den stärksten MRT-Magneten der Welt. Er soll für Grundlagenforschung in der Neurowissenschaft verwendet werden, um mehr über die Funktion des Gehirns zu erfahren. Der neue Magnet lässt sich reparieren und recyceln – eine Weltneuheit.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Für den Physiker Stefan Röll geht in Magdeburg ein Traum in Erfüllung. Der Franke leitet seit sechs Jahren die Firma Neoscan Solutions und hat mit seinen Ingenieuren ein besonderes MRT-Verfahren entwickelt, das weltweit seinesgleichen sucht. 14 Tesla stark soll der Magnetresonanztomograph sein. Sieben niederländische Universitäten haben den Auftrag dafür nach Magdeburg gegeben.

Die Firma forscht und entwickelt hier in direkter Nähe zur Universität. Dadurch haben Physiker Röll und seine Kollegen auch einen guten Zugang zu Fachkräften. Viele jetzige Mitarbeiter sind als Werkstudierende gekommen und dann geblieben. "Wir kriegen hier hervorragend ausgebildete junge Leute, die wirklich motiviert dabei sind", so Röll.

Technik der nächsten Generation

Röll und seine Mitarbeiter produzieren Magneten für Medizintechnik. Die Magneten der meisten MRTs kühlt man mit flüssigem Helium. Man betreibt sie bei sehr niedrigen Temperaturen, damit der verbaute Draht seine supraleitenden Fähigkeiten erlangt. Kommt es zu einem technischen Defekt, kann man den Magneten bisher nicht reparieren - ein Millionenschaden.

Was macht ein MRT? Bei der Magnetresonanztomographie (MRT) werden Patienten in ein Magnetfeld gefahren. Dabei wird die Wirkung der Magneten auf den Körper gemessen und ein Computer entwickelt aus diesen Daten Bilder. Diese heißen Kernspintomogramme und geben einen besonders hochauflösenden Einblick in den Körper. Mediziner können dann aus diesen Aufnahmen mögliche Diagnosen stellen. Die Magnetresonanztherapie kommt im Vergleich zur Computertomographie ohne schädliche Röntgenstrahlen aus und wird daher oft bei Kindern angewendet.

Röll und seine Mitarbeiter haben sich früh für einen anderen Weg entschieden und nutzen einen Draht, der bei höheren Temperaturen betrieben werden kann und höhere Feldstärken erreicht. "Der Knackpunkt ist, dass wir einen Hochtemperatur-Supraleiter verbauen. Und dadurch haben wir einen viel geringeren Aufwand, als an einem normalen MRT. Wir brauchen kein flüssiges Helium zur Kühlung und schaffen uns damit eine ganze Reihe von Problemen vom Hals. So können wir deshalb auch diese extremen Feldstärken bei 14 Tesla sehr gut erreichen. Das Besondere an unserem Draht ist, dass man ihn wiederverwenden kann."

Weitere Mitarbeiter werden gesucht

In dem gelben Draht, der ein wenig an alte Tonbänder erinnert, sind Bismut, Kalzium und Kupferoxid in einer Legierung enthalten, um die Ableitung der Hitze zu ermöglichen. Der 14-Tesla-MRT ist eine Weltneuheit, die in Magdeburg in den kommenden drei Jahren gebaut werden soll. Für die Firma Neoscan ist das der größte Auftrag seit Firmengründung 2017.

Das Team von 25 Mitarbeitenden soll deshalb wachsen. Für den Bau des Magneten sind weitere Stellen ausgeschrieben. Auch räumlich wird Neoscan wachsen. "Es ist tatsächlich der Auftrag für das stärkste MRT-Gerät, das überhaupt bisher gebaut wird – ein 14 Tesla MRT-Gerät. Wir sind schon alle recht glücklich, dass wir da demnächst loslegen dürfen."

Auftrag von sieben Unis

Auftraggeber sind sieben niederländische Universitäten. Der Hirnforscher David G. Norris von der Radboud Universität in Nijmegen koordiniert den Auftrag für die niederländischen Forschungsinstitute. "Mit 14 Tesla hat man schon hohe Stärke und kann genau detailliert Vorgänge im Gehirn und im eigentlichen ganzen Körper untersuchen. Wir können Forschung am gesunden Menschen betreiben, um zu verstehen, wie unsere Gehirne funktionieren. Wie entstehen Bewusstsein und Sprache."

Die neue Technologie aus Sachsen-Anhalt soll den Forschenden die Möglichkeit geben, ganz neue Moleküle zu entdecken. Stefan Röll bezeichnet das 14-Tesla-MRT als Brille für das MRT, die neue Einblicke gibt und ganz kleine Dinge groß macht, ähnlich wie Rölls Firma, die mit diesem Patent in der MRT-Welt auf eine große Zukunft hofft.

MDR (Sebastian Mantei, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 20. September 2023 | 19:00 Uhr

8 Kommentare

Tom0815 am 21.09.2023

Nein. Experte bin ich nicht, habe ich nie behauptet und habe auch nicht vor es zu behaupten!!!

Aber Sorry, Ihre Beiträge sind in der Regel einzig und allein negativ!! Es geht hier um ein junges Unternehmen, welches einen sehr großen Auftrag bekommen hat, der dem jungen Unternehmen die Chance gibt weiter zu wachsen und sich zu entwickeln. Und was Sie dann der Allgemeinheit zu so einer tollen Erfolgsstory mitzuteilen haben, sieht man oben.

Was soll Ihr Beitrag denn Ihrer Meinung nach bringen? Wollen Sie das Unternehmen schlecht reden? Wollen Sie die Region schlecht reden? Was wollen Sie denn damit bewirken?

Sie könne sich natürlich hier gern äußern. Ich fände es auch gut, da ich Diskussionen gut und hilfreich finde, um z.b. andere Standpunkte besser zu verstehen, aber wird wohl wie immer "zwischen uns laufen". Wie z.b. hier:
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/afd-bausemer-eu-parlament-kandidatur-pruefung-104.html?commentId=abaa6797-ff35-4f5b-8b2b-4de48d667087

DanielSBK am 20.09.2023

Achso... deßhalb schreibt die Volksstimme am 31.8.23 auch "In Magdeburg sind jetzt mehr als 11.000 Menschen ohne Job. Es gibt wieder mehr Arbeitslose in Magdeburg." Haben dann wohl alle leider keinen Abschluss in Medizintechnik...

Denkschnecke am 20.09.2023

Magdeburg ist nicht die "Stadt der Callcenterbuden", sondern zunehmend Zentrum der Medizintechnik. Wer statt immer nur zu meckern rechtzeitig den Hintern hochgekriegt hat, konnte sich das z.B. bei der letzten Nacht der Wissenschaft eindrucksvoll zeigen lassen. Eine Menge Bürger haben genau das getan.

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