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GedenkenFrank Böttcher vor 26 Jahren bei Messerangriff von Neonazi getötet

08. Februar 2023, 16:13 Uhr

Im Krankenhaus Olvenstedt in Magdeburg erzählt der junge Punk Frank Böttcher bei einer Behandlung in der Nacht des 7. Februars 1997, dass er in der Straßenbahn mit Neonazis aneinandergeraten sei. Am Morgen des 8. Februar wird er von einem Rechtsextremen angegriffen und stirbt an mehreren Messerstichen und einem Schädelbasisbruch.

In Magdeburg ist am Mittwoch dem vor 26 Jahren getöteten Jugendlichen Frank Böttcher gedacht worden. Er wurde am 8. Februar 1997 von Neonazis getötet.

Täter zählte zur rechtsextremen Szene

Ein anderer Jugendlicher hatte Böttcher am frühen Morgen an einer Straßenbahnhaltestelle angegriffen. Böttcher hatte sieben Stichverletzungen und einem Schädelbasisbruch, als er am frühen Morgen an der Haltestelle gefunden wurde. Er starb am selben Tag an den Verletzungen.

Der Angreifer war ebenso wie Frank Böttcher zum Zeitpunkt 17 Jahre alt. Der Täter wurde vom Landgericht Magdeburg wegen Totschlags verurteilt. Er zählte zur rechtsextremen Szene.

Frank Böttcher hatte am Abend zuvor das Krankenhaus in Olvenstedt aufgesucht. Bei der Behandlung hatte er von einer Auseinandersetzung mit Nazis in der Straßenbahn erzählt. Böttcher selbst war Punk.

Gedenktafel für Frank Böttcher mehrfach entwendet

Frank Böttcher wurde von der Bundesregierung offiziell als Opfer rechter Gewalt anerkannt. Am Tatort erinnert ein Gedenkstein an ihn und seinen Tod. Es gibt jedes Jahr Kundgebungen und Aktionen zu seinem Gedenken.

Die Gedenktafel ist bereits mehrfach entwendet worden. Nach Angaben der Amadeu Antonio-Stiftung wurde auch Böttchers Grabstein mehrfach geschändet, "bis die Mutter keine andere Möglichkeit mehr sah, als auf einen Grabstein zu verzichten", so die Stiftung.

Neunzigerjahre als "Baseballschlägerjahre" bekannt

In Magdeburg organisierte am Mittwochnachmittag das "Bündnis gegen Rechts" eine Gedenkveranstaltung am Tatort, der Haltestelle Olvenstedt, um "ein Zeichen setzen für eine offene und demokratische Gesellschaft", so das Bündnis.

Der Tod von Frank Böttcher war eine von mehreren Attacken von Rechtsextremen in den Neunzigerjahren in Magdeburg: Bereits 1992 griffen Skinheads die Geburtstagsfeier eines Punks an, verletzten fünf Personen schwer. Einer der Verletzten, Torsten Lamprecht, starb infolge des Angriffs.

1994 kam es dann zu den sogenannten "Magdeburger Himmelfahrtskrawallen" als Jugendliche in der Stadt Asylbewerber jagten, angriffen und verletzten.

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MDR (Julia Heundorf)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Februar 2023 | 09:30 Uhr