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Zu warmMilder Winter hält die Igel wach

17. Januar 2023, 17:16 Uhr

Die Igel in Sachsen-Anhalt haben Probleme, in den Winterschlaf zu kommen. Grund ist das zu milde Wetter für diese Jahreszeit. In der Auffangstation in Güsten herrscht deswegen deutlich mehr Betrieb als sonst im Januar. Der fehlende Schlaf kann für die Tiere aber auch fatale Folgen haben.

Die milden Temperaturen bringen viele Igel um den Winterschlaf. Spätestens Anfang Dezember gehen die Tiere normalerweise in den Ruhemodus, wie Christine Primas von der Igelstation in Güsten (Salzlandkreis) sagt. Bis April schlafen sie dann am besten durch. "Was ich feststelle ist, dass die ganz schlecht einschlafen", erklärt Primas und betont: "Einen Winterschlaf, wie er eigentlich sein sollte, habe ich in diesem Jahr noch gar nicht erlebt."

Dass die stacheligen Säugetiere keinen Schlaf finden, liegt wohl im Wesentlichen an den ungewöhnlich milden Temperaturen. Denn wann Igel ihren Winterschlaf beginnen, hängt maßgeblich davon ab, wie kalt es ist, erläutert Lukas Bursee vom Nabu-Landesverband Sachsen-Anhalt.

Wenn es lange warm bleibt, sei das für die Tiere "Fluch und Segen zugleich": Einerseits haben sie länger Zeit, sich ein Nahrungspolster anzufressen, von dem sie während des Winterschlafs zehren können. Andererseits verbrauchten die Igel im Wachzustand aber auch mehr Energie. Wenn es dann zu einem Kälteeinbruch komme, reichten die Reserven der Tiere oft nicht mehr aus, um den Winter zu überleben, so Bursee.

Derzeit 20 Igel noch nicht im Winterschlaf

Bei Christine Primas in der Igelstation in Güsten haben einige der derzeit knapp 20 Igel noch gar keinen Schlaf gefunden. Andere nicken kurz ein und wachen nach drei bis fünf Tagen wieder auf, kriechen aus ihren Boxen und pirschen im Keller der Tierschützerin umher.

Primas bereitet nicht nur milde Winter Sorgen. Seit Jahren beobachtet sie, dass immer mehr hilfsbedürftige Igel bei ihr abgegeben werden. Im vergangenen Jahr seien bereits im September "sehr viele, sehr kleine" Tiere in der Igelstation abgegeben worden. Primas vermutet, dass die warmen trockenen Sommer der vergangenen Jahre den Tieren zu schaffen machen. Weil deswegen der Boden zu trocken ist, leben dort weniger Insekten und die sind die Nahrung der Igel.

Nabu-Experte Bursee rät, wache Igel im Winter erst einmal zu beobachten. Wirke das Tier groß und gesund, könne man es sich selbst überlassen. Vor allem kleine und schwache Igel seien im Winter jedoch oft nicht überlebensfähig. Im Idealfall gebe man solche Tiere bei einer Igelstation ab, so Bursee. Schwache Igel könne man auch privat pflegen. In diesem Fall sollte sich die Pflegeperson aber zunächst Ratschläge einholen.

Was Laien tun können

"Laien haben oft ein großes Problem damit, einzuordnen, was ein kleiner und was ein großer Igel ist", erklärt Primas. Wache Igel sollten im Winter auf einer Küchenwaage gewogen werden. Bei einem Gewicht von unter 500 Gramm solle man das Tier mit ins Haus nehmen und sich mit einer Igelstation in Verbindung setzen.

Primas wünscht sich, dass diese Nothilfe gar nicht nötig wäre. "Die beste Hilfe ist ein naturnaher Garten." Dazu gehört, im Herbst die Blätter liegenzulassen. Darunter leben Insekten und Käfer – für Igel ein gefundenes Fressen.

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dpa, MDR (Mario Köhne)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Januar 2023 | 13:40 Uhr

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