Bestattungen werden teurer Steigende Energiekosten: Sachsen-Anhalts Krematorien könnten Preise anheben

25. Juli 2022, 14:44 Uhr

Der Tod ist nicht umsonst: Eine Urnenbestattung in Sachsen-Anhalt kostet mindestens 1.000 Euro. Acht Krematorien gibt es in Sachsen-Anhalt – und sie alle brauchen für ihre Arbeit Energie. Viele Krematorien setzen bisher auf Gas. Durch die steigenden Energiekosten könnte eine Einäscherung deutlich teurer werden.

Portrait-Bild von Uli Wittstock
Bildrechte: Uli Wittstock/Matthias Piekacz

Im Industriegebiet Schönebeck, nahe der Autobahn 14, findet sich ein unscheinbarer Bau, dem man seine Funktion zunächst nicht ansieht – es ist ein Krematorium. Drei Beerdigungsunternehmer der Region haben sich zusammengetan und betreiben hier eines von acht Krematorien in Sachsen-Anhalt. Der Begriff "Feuerbestattung" erklärt hinreichend, was im Krematorium geschieht. Dass man dazu Energie braucht, wundert nicht.

Es gibt verschiedene Verfahren für die Verbrennung. In Schönebeck setzt man, so wie in den meisten deutschen Krematorien, auf Gas. Und das ist nun unter den neuen Bedingungen ein Problem, wie Wolfgang Ruland einräumt. Er ist einer der Betreiber des Krematoriums und sagt: "Für uns selbst hier in Schönebeck ist die Situation noch relativ entspannt, da wir langfristige Lieferverträge haben. Es wird aber im September, Oktober neu verhandelt. Und spätestens zum Beginn des nächsten Jahres wird uns dann auch mit voller Wucht die Preiserhöhung im Bereich Erdgas und die Preiserhöhung im Bereich Strom treffen."

Momentan 20 Euro Energiekosten pro Einäscherung

Derzeit sind es 17 bis 20 Euro Energiekosten, die pro Einäscherung in Rechnung gestellt werden. Dass sich dies deutlich erhöhen wird, gilt als sicher. Um welchen Betrag, kann derzeit aber noch niemand sagen.

Wolfgang Ruland ist Obermeister der Bestatter-Innung in Sachsen-Anhalt, kennt also auch die Situation bundesweit. Derzeit gebe es in Deutschland 160 Krematorien, die seit vielen Jahren durch ständige Investitionen in Öfen und Filteranlagen auf die steigenden Anforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes reagierten, so Ruland. Das gelte auch für das Krematorium in Schönebeck. "Wir sind im Grunde genommen sehr umweltbewusst in unserem Tun. Hier in Schönebeck ist es uns gelungen, in den letzten Jahren sowohl den Energieverbrauch im Bereich Strom als auch im Bereich Gas zu senken, um circa 25 Prozent."

Ost-West-Unterschied auch in der Beerdigungskultur

Jährlich sterben in Deutschland rund eine Million Menschen. 70 Prozent von ihnen lassen sich einäschern. Blickt man aber etwas genauer auf die Statistik, dann zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Denn in Ostdeutschland liegt der Anteil an Einäscherungen höher, nämlich bei 80 Prozent.

Das habe historische Gründe, erklärt Hans-Joachim Aue, Mitinhaber der Schönebecker Krematoriums. Es war seinerzeit eine Folge des Mangels, so Aue, aber nicht der Mangel an Sargholz war der Grund, sondern der Mangel an Platz: "Das wurde damals von den Behörden gesteuert, denn die Friedhöfe waren voll und aus Platzmangel wurde die Ausstattung heruntergesetzt und verstärkt auf Einäscherung gesetzt."

Besonders galt dies für die Städte, mit der Folge, dass heute dort bis zu 95 Prozent der Verstorbenen in einer Urne beigesetzt werden. Selbst unter den Bedingungen steigender Energiepreise dürfte sich daran nichts ändern, denn eine Erdbestattung ist noch immer deutlich teurer.

Alternativen zum Gas

Das Schönebecker Krematorium sucht dennoch nach Möglichkeiten, den Entwicklungen am Energiemarkt etwas entgegenzusetzen. Denn unabhängig von den Gaspreisen steigt auch die CO2-Steuer, was den Kostendruck weiter erhöhen dürfte.

Ingolf Heiduk ist Bestatter in Schönebeck und ebenfalls Gesellschafter des Krematoriums. Aus seiner Sicht ist derzeit noch unklar, auf welche neuen Energiequellen die Branche setzen wird: "Wir sind auf der Suche nach anderen Konzepten. Zum Beispiel Biogas oder Flüssiggas kämen in Frage, eventuell auch Öl. Ich schätze, für uns wird Biogas die günstigste Variante werden. Und dazu werden wir natürlich auch die Photovoltaik ausbauen." 

Portrait-Bild von Uli Wittstock
Bildrechte: Uli Wittstock/Matthias Piekacz

Über den Autor Geboren ist Uli Wittstock 1962 in Lutherstadt Wittenberg, aufgewachsen in Magdeburg. Nach dem Abitur hat er einen dreijährigen Ausflug ins Herz des Proletariats unternommen: Arbeit als Stahlschmelzer im VEB Schwermaschinenbaukombinat Ernst Thälmann. Anschließend studierte er evangelische Theologie.

Nach der Wende hat er sich dem Journalismus zugewendet und ist seit 1992 beim MDR. Er schreibt regelmäßig Kolumnen und Kommentare.

MDR (Luise Kotulla)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 21. Juli 2022 | 15:30 Uhr

5 Kommentare

hilflos am 25.07.2022

Leute, dann sterbt einfach NICHT! Und der Putin Versteher im Osten lässt sich einäschern, anstatt sich wie ein loyaler, freiheitlich - demokratischer (vielleicht auch wohlhabender) Wessi verbuddeln zu lassen.

Eiche am 25.07.2022

Was für ein Beitrag im MDR? Schürt doch weiter das Feuer - jeden Tag eine Branche mit dem selben Thema… wie fade. Journalisten bitte seid wieder frei im Denken!!!

Peter am 25.07.2022

"Wir sind auf der Suche nach anderen Konzepten. Zum Beispiel Biogas oder Flüssiggas kämen in Frage, eventuell auch Öl. Ich schätze, für uns wird Biogas die günstigste Variante werden. Und dazu werden wir natürlich auch die Photovoltaik ausbauen."
Biogas und Photovoltaik. Selbst die Bestatter haben die Zeichen der Zeit erkannt. Allein sind sie da bei weitem nicht.

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