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SalzlandkreisArchäologen entdecken 4.000 Jahre alte "Gräberstraße"

25. August 2022, 08:05 Uhr

Seit 2018 wird am Ringheiligtum Pömmelte im Salzlandkreis bereits gegraben. Nun haben Archäologen eine über 4.000 Jahre alte "Gräberstraße" entdeckt. Mindestens 15 Körpergräber reihen sich auf 30 Metern aneinander. Die Funde vor Ort könnten perspektivisch auch den Tourismus in der Region ankurbeln.

Im Salzlandkreis haben Archäologen am Ringheiligtum Pömmelte überraschend eine "Gräberstraße" aus der frühen Bronzezeit entdeckt. Sie ist mehr als 4.000 Jahre alt. "Über fast 30 Meter reihen sich wie an einer Perlschnur mindestens 15 Körpergräber", sagte Projektleiterin Franziska Knoll. Die Archäologen vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt gehen davon aus, dass sich die Bestattungen an einem Weg, der aus der Siedlung führte, orientierten. Damit hätte man "auch im Osten wohl das Ende der Mega-Siedlung erreicht", sagte Knoll.

Auf den Flächen um die Ringheiligtümer Pömmelte und Schönebeck wird bereits seit 2018 gegraben. Mit über 100 Langhausgrundrissen auf einer Fläche von rund 15 Fußballfeldern habe man die größte frühbronzezeitliche Siedlung in Mitteleuropa freigelegt, erklärte Landesarchäologe Harald Meller. "Das war zu Beginn der Arbeiten nicht ansatzweise abzusehen", betonte er.

"Bier war noch nicht geläufig"

Für eine weitere Überraschung sorgte ein etwa 4.500 Jahre altes Produktionsareal. Der Standort sei von den sogenannten Schnurkeramikern offenkundig auch dazu genutzt worden, Lebensmittel zu lagern und zu verarbeiten. "Der Grubenofen mit Doppelkammer könnte als Darre verwendet worden sein", sagte Projektleiterin Knoll. Erst etwas später, vor rund 4.350 Jahren, hatten die sogenannten Glockenbecher-Leute dann das Ringheiligtum errichtetet.

Getrocknet werden konnte etwa vorgekeimtes Getreide. So wird aus Gerste noch heute Malz hergestellt. "Bier war zumindest in diesen Breiten noch nicht geläufig, aber Malz ist süß und dürfte auch den Menschen am Ende der Steinzeit geschmeckt haben", erklärte Knoll. Der Ofen befindet sich inmitten eines Feldes von etwa 20 fundleeren Gruben mit Durchmessern und Tiefen von bis zu 1,50 Meter. "Hier wurde offenbar das Getreide gelagert oder gewässert, um es anschließend keimen zu lassen", sagte Knoll.

Zehntausende Funde in fünf Jahren

In den vergangenen fünf Jahren kamen vor Ort Zehntausende Funde zum Vorschein – hauptsächlich Scherben, Knochen, Steine und Holzkohle. Holzkohlereste seien dabei auch wichtig, um herauszufinden, was die Menschen eins gegessen haben und womit sie ihre Häuser bauten, erklärte Knoll.

Das Ringheiligtum Pömmelte aus der Vogelperspektive Bildrechte: imago images/Steffen Schellhorn

Mit dem Abschluss der Grabungen wurde der Grundstein für die nun folgende weitere wissenschaftliche Auswertung gelegt. "Die spektakulären Befunde der letzten Jahre bieten ein reiches Potenzial für die weitere touristische Erschließung von Pömmelte bis Schönebeck", sagte Landtagspräsident Gunnar Schellenberger.

dpa/MDR (Felix Fahnert)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. August 2022 | 15:00 Uhr

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