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Weil Gelder fehlenIn Sachsendorf renovieren Eltern die Grundschule ihrer Kinder

13. August 2022, 09:15 Uhr

Der Charme vergangener Zeiten ist spürbar in der Grundschule "An der Mühle" in Sachsendorf. Weil sie nach den Sommerferien von mehr Kindern besucht wird, braucht es schöne, sanierte Klassenräume. Dafür legen Eltern und Helfer jetzt in den Sommerferien selbst Hand an.

  • Eltern und Helfer des örtlichen Fußballvereins renovieren drei Klassenräume der Grundschule in Sachsendorf in Eigenregie.
  • Die Schule ist eigentlich ein schmucker Bau, doch stark in die Jahre gekommen.
  • 2010 hat die Einheitsgemeinde Barby die Schule übernommen und bemüht sich seither um eine Renovierung. Doch die notwendigen Gelder fehlen.

"Farbe für den Raum – hellblau", steht in Lehrer-Schönschrift akkurat an die Tafel geschrieben, die aktuell an einer kahlen Wand hängt. Die Tapete, die hier mal klebte, steckt in Müllsäcken, die säuberlich auf dem Schulhof aufgereiht sind. Daneben steht ein großer Sperrmüll-Container.

Ein Teil der Grundschule "An der Mühle" in Sachsendorf, einem Ortsteil von Barby im Salzlandkreis, ist in den Sommerferien eine Baustelle. Eine ungewöhnliche Baustelle. Denn hier packen Eltern an, aber auch Helfer des örtlichen Fußballvereins haben sich angekündigt. Schulleiterin Helga Frenzel arbeitet ebenfalls mit. Drei Klassenräume renovieren sie hier in Eigenregie.

Inventar der Grundschule gehört teilweise ins Museum

"Die alte Tapete wird abgemacht, alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird erneuert", so Frenzel. Eine Firma habe Farbe gespendet. 30 neue Anmeldungen gibt es für das neue Schuljahr. Genug, um eventuell zwei Klassen zu bilden, rechnet sie vor. Für die Kinder braucht es mehr schicke Räume. Und die richten sie hier gerade her. "Ich mache das nicht für mich oder für die Lehrer, sondern einzig alleine für die Kinder, damit die wirklich eine tolle Atmosphäre haben, gern zur Schule zu kommen", betont die Direktorin.

Die Resonanz der Eltern sei enorm gewesen. Und das dürfte einen Grund haben: Die Schule ist eigentlich ein schmucker Bau. Der Gebäudekomplex, zu dem auch eine Kita und ein Hort gehören, ist jedoch in die Jahre gekommen. Lehrer und Schüler haben Räume und Flure zwar liebevoll dekoriert. Doch einige der Helfer dürften schon in ihrer Schulzeit über die gleichen Böden oder durch die gleichen Türen in Holzoptik gegangen sein. Zumindest in einem Gebäudeteil. In einem der Flure hängt eine große, graue Wanduhr, die eigentlich ins Museum gehören könnte. Schränke in den Klassenräumen sind in bunten Farben gestrichen – aber offensichtlich schon lange in Benutzung. Sehr lange.

2010 hat die Einheitsgemeinde Barby die stark renovierungsbedürftige Schule übernommen, schreibt die Stadtverwaltung auf Anfrage. Seitdem bemüht sich die Stadt, die Schule zu sanieren. Das geht aber nicht in einem Rutsch auch nicht ohne Fördermittel. 2020 sind insgesamt gut 210.000 Euro in Arbeiten am Dach geflossen. Außerdem wurde unter anderem der Schulhof neu gestaltet. Die geplante Sanierung des Daches der Sporthalle stockt hingegen, weil die Baukosten zu stark gestiegen sind.

Mit Hilfe der Eltern geht die Schul-Sanierung schneller voran

Das Geld bleibt knapp - und die Arbeiten ziehen sich. Teure Möbel kann sich Barby nur für einen Klassenraum pro Jahr leisten und ohne Fördermittel sind nur die dringendsten Reparaturen möglich. Eine Sanierung funktioniert somit nur in kleinen Schritten. Dass das dauert, sehen auch Eltern, der Ortsbürgermeister oder die Schulleitung. Wenn sie selbst mit anpacken, geht es offensichtlich schneller. Bei der Stadt freut man sich deshalb über die Initiative der fleißigen Helfer.

Darunter sind Eltern wie Katja Frutig. Während ihre Tochter in den Ferien ist, zieht sie in einem der Klassenräume Tapete von der Wand, spachtelt Löcher zu. "Für mich ist das eine Erleichterung, weil ich weiß, dass mein Kind hier noch mindestens zwei Jahre zur Schule gehen möchte", sagt sie. Selbst Firmen aus der Umgebung würden die Renovierungsarbeiten unterstützen. Das helfe weiter.

Ortsbürgermeister koordiniert Hilfe per Messenger

Das Renovierungsprojekt hat viele Unterstützer. Sachsendorfs Ortsbürgermeister Steve Daniel hilft auch mit, die Arbeiten zu koordinieren. Per Whats-App bittet er um Mithilfe, erklärt, was getan werden muss, wie weit die Arbeiten vorangeschritten sind und wirbt für Unterstützung. Schränke und andere Möbel würden gebraucht. Farbe und Grundierung haben Firmen schon gespendet, sagt er. "Also, wenn ich sehe, wie viele Leute hier ihr Herzblut und Schweiß opfern, um die Schule zu erhalten und den Kindern die bestmögliche Umgebung zu gestalten, ist das natürlich Klasse." Bis zum Ende der Ferien gibt es noch viel zu tun.

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MDR (Tom Gräbe, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. August 2022 | 14:30 Uhr

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