Behörde entscheidet Soda-Werk Staßfurt darf weiter Abwasser in Bode leiten
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04. Oktober 2022, 16:06 Uhr
In Staßfurt im Salzlandkreis produziert der polnische Ciech-Konzern Soda für Glashersteller oder Salze für Geschirrspülmaschinen. Dabei fallen Abwässer an, die der Konzern teilweise in die Bode leitet. Das Landesverwaltungsamt erlaubte dies, knüpfte daran aber Bedingungen.
- Zunächst für acht Jahre darf das Sodawerk in Staßfurt Abwasser in die Bode leiten.
- Die Genehmigung ist an Bedingungen geknüpft, die kontrolliert werden sollen.
- Umweltschützer kritisieren seit Jahren die Einleitung der Abwässer.
Das Sodawerk Staßfurt im Salzlandkreis darf weiter sein Abwasser in die Bode einleiten. Das hat das Landesverwaltungsamt entschieden. Allerdings gilt die Genehmigung nur bis 2030, dazu müssen Umweltauflagen erfüllt werden. In einer Mitteilung heißt es, man habe dem Antrag der Ciech Soda Deutschland GmbH & Co. KG auf eine dauerhafte Einleitgenehmigung nicht entsprochen, sondern diese zunächst auf acht Jahre begrenzt.
Das Sodawerk in Staßfurt
Das Sodawerk Staßfurt ist eines von zwölf Sodawerken in der Europäischen Union. Auf das Werk im Salzlandkreis entfallen etwa acht Prozent der europäischen Produktion.
Die hergestellten Produkte Ammoniaksoda und Natron werden vor allem in der Glasproduktion benötigt. Sie finden sich aber auch beispielsweise in Waschmitteln, Salzen für die Geschirrspülmaschine und pharmazeutischen Salzen.
Das Sodawerk in Staßfurt hat rund 330 Mitarbeiter.
Zudem sei das Unternehmen verpflichtet, bis Ende Januar 2023 einen Plan vorzulegen, wie es die Mengen an Chlor und Ammonium im Abwasser verringern wolle. Außerdem müssten spezielle Filter eingebaut und ein Kühlwasserkonzept vorgelegt werden.
Grenzwerte wurden definiert
Das Landesverwaltungsamt hat der Mitteilung zufolge eine maximal zulässige Chlorid-Konzentration für das Abwasser festgelegt. Das Unternehmen wiederum habe von sich aus erklärt, auf den Einsatz von salzhaltigem Grundwasser für Kühlprozesse zu verzichten. Außerdem wolle Ciech verschiedene Projekte zum Artenerhalt in der Bode finanzieren.
Das Landesverwaltungsamt kündigte an, alle angeordneten Maßnahmen streng zu überwachen. Die erteilte Erlaubnis gelte seit dem 1. Oktober, dagegen kann auch noch geklagt werden. Seit Jahren kritisieren Umweltschützer, dass das Abwasser in die Bode geleitet wird.
Umweltverband prüft Klage
In einer Stellungnahme der Interessengemeinschaft Bode-Lachs hieß es am Dienstag, die Entscheidung sei in Anbetracht der Auswirkungen und des Umweltrechtes nicht nachzuvollziehen. Man warte nun den offiziellen Bescheid ab, werde diesen prüfen und dann in Absprache mit einem Anwalt über eine Klage entscheiden.
IG Bode-Lachs
Die Interessengemeinschaft Bode-Lachs e.V. ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von Anglern.
Sie sind der Meinung, dass das Land Sachsen-Anhalt die EU-Umweltrichtlinien bisher nur unzureichend umgesetzt hat und auch die Angler-Verbände diesbezüglich zu wenig tun.
Vor zwei Jahren wurde die Gemeinschaft als Naturschutzvereinigung anerkannt.
In den vergangenen Jahren waren in der Bode bei Staßfurt immer wieder tote Fische gefunden worden. Im November 2018 hatten die Verantwortlichen des Werkes eingestehen müssen, dass es auf dem Gelände eine Havarie gegeben hatte. Dadurch sei das Wasser der Bode verfärbt worden.
Der BUND etwa bezeichnet die Bode bei Staßfurt als tot. Durch die salzigen Einleitungen habe sich der Zustand massiv verschlechtert. So seien flussaufwärts deutlich mehr Fischarten anzutreffen als im Staßfurter Bereich.
MDR (Marcel Knop-Schieback, Hannes Leonard), dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. Oktober 2022 | 13:00 Uhr