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Das weiße Gold der BauernMilchpreise in Sachsen-Anhalt auf Rekordhoch

29. November 2022, 18:35 Uhr

Milchbauern in Sachsen-Anhalt haben schon bitterböse Zeiten erlebt. Als der Literpreis für Milch nur 15 bis 18 Cent betrug, lagen die Nerven blank: Landwirte demonstrierten, errichteten Straßenblockaden - ein Kampf um die Existenz. Die Folge: Viele landwirtschaftliche Unternehmen trennten sich von ihren Milchkühen oder reduzierten die Bestände. War das eine Fehleinschätzung? Möglicherweise. Seit Monaten schießt der Milchpreis förmlich durch die Decke.

Die Aussage von Maik Bilke hat Seltenheitswert. Denn der Geschäftsführer des Landwirtschaftsbetriebes Selbitz im Landkreis Wittenberg und Chef von 49 Mitarbeitern gibt zu, dass das Agrarunternehmen bei der Milch gerade richtig Kasse macht. Das ist erstaunlich in einer Branche, die positive Nachrichten meidet und lieber aufzählt, was alles nicht funktioniert. Doch beim Thema Milchpreis redet Bilke Klartext.

60 Cent pro Liter Milch

"Aktuell haben wir einen guten Milchpreis, gar keine Frage. Da können wir gut mit leben. Bei uns ist es jetzt der zweite Monat in Folge, dass wir von der Molkerei mehr als 60 Cent pro Liter bekommen. Damit können wir Geld verdienen."

Krisenzeiten aussitzen

Der 52-Jährige scheint alles richtig gemacht zu haben. Als die Agrarunternehmen in der Umgebung vor einigen Jahren anfingen, ihre Bestände an Milchkühen zu reduzieren oder ganz aufzugeben, hat man in Selbitz das Problem ausgesessen. "Die Zahl unserer Tiere ist konstant. 900 Milchkühe und 900 Kälber und Jungrinder stehen bei uns in den Ställen. Mit dieser Größe wollen wir dauerhaft arbeiten."

Rückgang der Milchkühe hat Einfluss auf Milchpreis

Doch längst nicht alle Bauern denken so. Laut Landesbauernpräsident Olaf Feuerborn ist jedes Jahr ein Rückgang an Milchkühen zu verzeichnen. Das sei ein schleichender Prozess, der immer weiter voranschreite. Nach seinen Schätzungen gibt es aktuell in Sachsen-Anhalt noch 90.000 Milchkühe, 2020 waren es etwa 109.000, 2010 sogar noch 124.000.

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Und diese Reduzierung wirkt sich auch auf den Milchpreis aus. "Das ist nur ein Grund. Aber richtig ist, wenn weniger Milch auf dem Markt ist, treibt das den Preis hoch." Außerdem trage die Inflation zum jetzigen Rekordniveau bei, ebenso die gestiegenen Energie- und Personalkosten. Feuerborn sagt deshalb auch, dass die jetzige Gewinne für die Milchviehbetriebe wichtig sind, "um Kredite zu tilgen und notwendige Investitionen vorzunehmen."

Höhenflug des Milchpreises ungewiss

Tatsächlich haben sich vergangenen Jahren viele Milchbauern davor gescheut, frisches Geld in neue Melkanlagen oder Ställe zu stecken. Der jahrelang niedrige Milchpreis hat die traditionell vorsichtigen Landwirte abgeschreckt. Und diese Vorsicht ist immer noch zu spüren. Der Rinderzüchter Torsten Häder aus Sackwitz in der Dübener Heide sagt, dass niemand wisse, ob und wie lange der Höhenflug anhält.

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Dazu komme, dass ein Großteil des hohen Milchpreises von der allgemeinen Teuerung aufgefressen werde. Häder nennt die extrem gestiegenen Dieselkosten, die höheren Ausgaben für Strom und Futtermittel. Dabei empfindet der Sackwitzer Landwirt den aktuell hohen Milchpreis durchaus als angemessen, weil qualitativ hochwertige Lebensmittel auch nicht zum Ramschpreis verkauft werden sollten.

MDR (André Damm, Moritz Arand)

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. November 2022 | 15:00 Uhr

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