Mobilität Nachfolger für 9-Euro-Ticket: Hüskens nimmt Bund in die Pflicht

21. Juli 2022, 16:03 Uhr

Das Schnäppchenticket für Busse und Bahnen in ganz Deutschland läuft noch bis Ende August. Gelten danach einfach nur wieder die alten Tarife? Bei der Suche nach Anschlusslösungen nimmt Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Hüskens auch den Bund in die Verantwortung. Bund und die Länder würden die Erfahrungen auswerten und gemeinsam über die künftige Finanzierung verhandeln.

Sachsen-Anhalts Verkehrsministerium sieht bei einem Nachfolgeangebot für das 9-Euro-Ticket auch den Bund in der Pflicht. Ministerin Lydia Hüskens (FDP) teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, Bund und die Länder würden die derzeitigen Erfahrungen auswerten und in die Verhandlungen über die künftige Finanzierung einfließen lassen. Dabei könne es nur eine gemeinsame Anstrengung geben. Klar sei aber auch, dass es nicht allein um den Preis gehe, sondern auch um das Angebot, erklärte Hüskens.

Der ÖPNV ist längst nicht überall eine Alternative zum Individualverkehr. Auch die Verbesserung des Angebots im ländlichen Raum muss ein Thema bei den Verhandlungen sein.

Lydia Hüskens (FDP) Verkehrsministerin in Sachsen-Anhalt
Lydia Hüskens, Vorsitzende der FDP Sachsen-Anhalt, steht am Eingang eines Bürogebäudes.
Der Bund müsse sich finanziell an einem Nachfolgeangebot für das 9-Euro-Ticket beteiligen, fordert Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Hüskens. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Peter Gercke

Ein Ausbau sei allerdings nicht zum Nulltarif machbar. Auch vor dem Hintergrund insgesamt begrenzter Ressourcen brauche man eine ausgewogene Balance zwischen attraktiven Preisen, aber eben auch einem attraktiven Angebot. Laut Hüskens zeigt das 9-Euro-Ticket, dass es grundsätzlich ein hohes Interesse an der Nutzung des ÖPNV gibt, wenn das Angebot stimmt. "Das ist grundsätzlich positiv." Hüskens zufolge liegen aktuell einige Vorschläge auf dem Tisch, mit welchem Folgeangebot die Menschen dauerhaft an den ÖPNV gebunden werden könnten.

Nachfolger für das 9-Euro-Ticket Vorgeschlagen für ein Anschlussmodell wurden unter anderem ein 365-Euro-Jahresticket oder ein 69-Euro-Monatsfahrschein.

Dabei geht es vor allem um die Finanzierungsfrage. Das 9-Euro-Ticket finanziert der Bund mit rund 2,5 Milliarden Euro.

Bundesverkehrsminister Wissing will sich noch nicht auf eine Nachfolgelösung festlegen.

Bundesverkehrsminister: Nachfolger für 9-Euro-Ticket ist Ländersache

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht bei einem Nachfolgeangebot für das 9-Euro-Ticket hingegen nicht den Bund in der Verantwortung. "Ich kann ein Ticket gar nicht gestalten, sondern das müssen die Länder machen", sagte der FDP-Politiker. Als er das Ticket vorgeschlagen habe, sei dies mit Empörung von den Ländern kritisiert worden.

Und jetzt sind alle ganz begeistert und wollen das dauerhaft haben. Jetzt muss man schauen, wie die Länder das finanzieren wollen.

Volker Wissing (FDP) Bundesverkehrsminister

Das 9-Euro-Ticket gilt deutschlandweit im Nahverkehr und ist bis einschließlich August befristet. Wissing hatte zuletzt in Aussicht gestellt, dass bis Ende des Jahres oder Anfang 2023 ein Nachfolgeangebot entwickelt werden könnte. Anfang November sollten Daten zu dem Ticket vorliegen, die bei der Bewertung helfen sollten, sagte der FDP-Politiker.

MDR (Ulrich Wittstock, Hannes Leonard), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 20. Juli 2022 | 15:00 Uhr

7 Kommentare

Euphemismus am 22.07.2022

Und einigen sonst weniger aktiven Nach Sylt
Ich kenne Pendler die aufs Auto umstiegen weil sie nicht mal mehr auf Klo kommen und nur noch bürgen
Wer soll denn den Spleen zahlen
Weil auf dem Land kein ÖPNV existiert bekommen wir dann ein PKW als Bürger ? Vernünftig?

Bernd_wb am 21.07.2022

weil ein solches Ticket den Buergern einen vernuenftigen Preis ermoeglicht um in die Kreis- oder Grosstadt zu kommen und nicht durch mehrere Tarifzonen fahren zu muessen. Und richtig aber ich sehe den Unterschied zwischen Orten die an noch befahrenen Bahnstrecken wohnen und welchen die vom Nahverkehr abgehaengt sind. Vor ein paar Jahren gab es mal Untersuchungen welche Strecken wieder in Betrieb gehen sollten aber still ruht der See.

kleinerfrontkaempfer am 21.07.2022

Kleinstaaterei halt in einem einig Vaterland.
Dieses förderale Getue produziert: Kosten, unnötige Besitzstände, Bürgerfrust und einen riesigen Zuständigkeitsdschungel. Im Jahre 2022 in einem "vereinten" Europa nicht mehr zeitgemäß. Aber von der hohen Politik gewünscht und gewollt.

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