Eine Notärztin steht bei einer Schockraumübung der Feuerwehr Leverkusen an einem Rettungswagen.
Der Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt soll verbessert werden. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Notfallversorgung Rettungsdienst auf dem Prüfstand

23. September 2024, 13:48 Uhr

Im Notfall muss es schnell gehen. Doch die Krankenwagen in Sachsen-Anhalt kommen oft nicht innerhalb der vorgegebenen Frist von zwölf Minuten am Einsatzort an. Woran das liegt und wie das verbessert werden kann, wird nun geprüft. Außerdem wird über den möglichen Einsatz eines weiteren Rettungshubschraubers diskutiert.

Der Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt soll umfassend unter die Lupe genommen und anschließend verbessert werden. Dabei geht es unter anderem um den Umfang der Notarzt-Versorgung und die Sicherstellung der Luftrettung, wie das zuständige Innenministerium und mehrere Krankenkassen auf Anfrage bestätigten. Ein entsprechendes Gutachten solle noch im September vergeben werden, teilte die AOK Sachsen-Anhalt mit.

Laut Verband der Ersatzkassen geht es dabei auch darum, die Verteilung von Notarzt-Standorten zu optimieren und Kosten einzusparen. "Viele Notarzt-Standorte im Land haben eine sehr niedrige Auslastung", sagte der Leiter der Landesvertretung, Klaus Holst.

Rettungswagen braucht in Sachsen-Anhalt oft länger als zwölf Minuten

Die Standorte und Einsatzbereiche der Rettungswachen müssen den Vorgaben entsprechend so geplant sein, dass Rettungswagen innerhalb von zwölf Minuten am Einsatzort sind. Diese Vorgabe soll in 95 Prozent aller Notfälle erreicht werden. Tatsächlich ist das im vergangenen Jahr jedoch in keinem einzigen Landkreis gelungen.

Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) dringt auf Verbesserungen. "Die Hilfs-Fristen zu verlängern, ist mit mir nicht zu machen. Es geht darum, den Rettungsdienst in allen Landesteilen zukunftsfest zu machen", sagte sie.

Tele-Notarzt startet im Oktober

Das Land hat bereits mehrere Pilotprojekte initiiert. So wurden im Landkreis Wittenberg und im Burgenlandkreis sogenannte Gemeindenotfallsanitäter zugelassen. Damit können Einsatzfahrzeuge mit besonders qualifizierten Notfallsanitätern besetzt werden. Diese sollen Patienten versorgen, die dringend Hilfe brauchen, aber nicht zwingend ins Krankenhaus müssen. Ziel ist eine Überprüfung, wie der Rettungsdienst entlastet werden kann. Eine Auswertung soll demnächst vorliegen.

Außerdem startet im Oktober in Halle, im Saalekreis und im Landkreis Mansfeld-Südharz der Tele-Notarzt. Dabei wird der Notarzt zum Sanitäter vor Ort dazugeschaltet. "Der Tele-Notarzt soll das Rettungsdienst-Personal vor Ort von der Leitstelle aus unterstützen", sagte Zieschang. Auch dieses Modell könnte zu einem effizienteren Einsatz von Personal beitragen.

Debatte um weiteren Rettungshubschrauber

Bei der Begutachtung des Rettungsdienstes wird zudem untersucht, ob Sachsen-Anhalt einen weiteren Hubschrauber für die Luftrettung braucht. Hintergrund ist ein Gutachten zur Zukunft der Krankenhaus-Landschaft aus dem vergangenen Jahr. Empfohlen wurde darin eine Prüfung, ob ein weiterer Hubschrauber im Norden des Landes die Versorgung deutlich verbessern könnte, "insbesondere bei schweren und zeitkritischen Erkrankungen".

In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit 164 Rettungswachen. Für die Luftrettung stehen drei Rettungshubschrauber zur Verfügung: in Magdeburg und Landsberg je einer für Notfälle, in Landsberg zudem noch ein weiterer Hubschrauber, der auch für Verlegungen genutzt wird. Die Krankenkassen sind teilweise offen für einen weiteren Hubschrauber. Es müsse jedoch die Auslastung bestehender Hubschrauber im Land und angrenzender Bundesländer berücksichtigt werden, sagte Barmer-Landeschef Axel Wiedemann. "Werden neue Luftrettungs-Standorte errichtet, könnte es dazu kommen, dass Kommunen nicht ausgelastete Rettungswachen aufgeben müssen."

Zusammenspiel von Krankenwagen und Hubschraubern muss funktionieren

Die AOK teilte mit, bevor möglicherweise ein neuer Rettungshubschrauber angeschafft werde, müsse die zukünftige Struktur der Notfallversorgung klar sein. "Die Versorgung der Bevölkerung ist durch das gute Zusammenspiel aus der Rettung am Boden und in der Luft abgesichert", sagte Sprecherin Anna Mahler. Allein durch die derzeit zur Verfügung stehenden Hubschrauber könnten 97 bis 100 Prozent der Bevölkerung innerhalb von maximal 15 Minuten erreicht werden.

dpa, MDR (Fabienne von der Eltz)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. September 2024 | 08:00 Uhr

5 Kommentare

Werner_1955 vor 5 Wochen

Sie finde es nicht schlimm das über 10 bis 20% der Vorgaben nicht erfüllt werden.

Vieviele Menschne sind Verstorben mußten länge rLeiden und haben schlimmerer Schäden?

Was machen Sie wenn von Hundert Semmel im duchschnitt nur 75 geliefert werden?

D. Bandau vor 5 Wochen

Speziell in Bernburg kann einem Angst und Bange werden wenn man einen Notfall hat, es gibt im Ameos Klinikum keinen Notarztanlauf mehr, man wird dann im Notfall nach Aschersleben, Köthen oder noch weiter weg gebracht, bei Herzinfarkt oder ähnlichem dringenden Notfall kann man dann froh sein wenn man auf dem Weg nach nirgendwo nicht verstirbt. Das kann doch nicht wirklich im Sinne unseres hoch gelobten Gesundheitssystems sein. Andererseits steigen die Beiträge der Krankenkassen ständig, das die Bevölkerung in Sachsen-Anhalt unzufrieden ist mit diesen Zuständen liegt doch auf der Hand.

Peter vor 5 Wochen

Ich seh den Inhalt des Beitrags ein wenig anders: Es hakt in manchen Fällen bei der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben. Hier, dem Einhalten der 12-Minuten-Frist bei Rettungseinsätzen. Alle Beteiligten haben das Problem erkannt. Alle Beteiligten suchen nach zweckmäßigen Lösungen.
Ich weiß nicht, was es dabei schon wieder zu meckern gibt.

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