Pilz
Wer aktuell in die Pilze geht, der kann unter anderem Rotkappen finden – schmackhafte Speisepilze mit festem Fleisch. Zu erkennen sind sie an der rotbraunen Farbe ihres Hutes und einem schwarzen oder braunen Flaum am Stiel. Bildrechte: Colourbox.de

Herbst Auf in die Pilze: Wo das Suchen lohnt und was es zu beachten gibt

18. Oktober 2022, 10:20 Uhr

Während im September manche beginnen, dem Sommer hinterher zu trauern, beginnt für Pilzfreunde die beste Zeit des Jahres. Denn Kenner finden zwar das ganze Jahr über Speisepilze im heimischen Wald, doch jetzt beginnt die Hochzeit. Wo sich in Sachsen-Anhalt besonders gut Pilze sammeln lassen und worauf man dabei achten sollte.

Die Herbstmonate September und Oktober gelten als Hauptsaison für Pilze. Doch der Sommer war sehr trocken – eine schlechte Voraussetzung für Pilze, denn diese brauchen vor allem Feuchtigkeit und Wärme, um sich zu entwickeln. Der jüngste Regen allerdings lässt Pilzsammlerinnen und –sammler doch noch hoffen, mit einem vollen Korb Maronen, Pfifferlingen und Steinpilzen von der Suche zurückzukehren.

Wo sich in Sachsen-Anhalt am besten Pilze suchen lassen

Unter Kennern ist es ein ungeschriebenes Gesetz: Die besten Sammelorte und Geheimstellen bleiben auch geheim. Generell hat man in Sachsen-Anhalt aber besonders im Harz (vor allem in der Region Altenbrak und Benneckenstein), in der Dübener Heide und im Naturpark Fläming große Chancen auf Pilzfunde. Hier sprießen Maronen, Schirmpilze und auch die Krause Glucke. Auch in der nördlichen Altmark um Seehausen, Salzwedel und Osterburg lohnt es sich Pilzsammlern zufolge, auf die Suche zu gehen.  

Dabei zu beachten: In Naturschutzgebieten und Nationalparks müssen Pilze stehen gelassen werden. Ein Sammelverbot gilt auch in öffentlichen Parks und auf eingezäunten Waldflächen. Wer sich unsicher ist, kann sich auch beim örtlichen Forstverband informieren.

Pilze sammeln: Darauf sollte man achten

Grundsätzlich gilt: Essen sollte man nur bekannte Pilze. Von Pilzbestimmungsbüchern oder der Bestimmung per Internet raten Experten ab, da Original und Abbildung für ungeübten Sammlerinnen und Sammler nicht immer eindeutig zuzuordnen sind und so eine erhöhte Gefahr besteht, dass ein giftiger Pilz verspeist wird.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und Verbraucherzentralen warnen deswegen auch vor der Nutzung der immer häufiger zu Rate gezogenen Pilz-Apps. Diese nutzten meist zu wenig Merkmale, um Speisepilze sicher zu bestimmen, denn auch Geruch und Konsistenz seien elementar für eine zweifelsfreie Identifikation. Sie könnten zwar beim Erkennen helfen, man sollte sich jedoch "keinesfalls allein auf die Identifizierung per App verlassen", so das BfR. Wer sich unsicher ist, sollte lieber auf die Pilzmahlzeit verzichten oder eine Pilzberatungsstelle aufsuchen.

Vorsicht beim Sammeln! Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger

Speisepilze sind nicht nur lecker, sondern auch gesund. Ob ein Pilz genießbar oder giftig ist, kann man manchmal nur schwer unterscheiden. Hier eine Auswahl von leckeren Speisepilzen und ihren gefährlichen Doppelgängern

Pilz
Steinpilze Sie gehören zu den beliebtesten Speisepilzen überhaupt: Steinpilze. Von ihnen gibt es mehrere Arten, die für die meisten Pilzsammler kaum zu unterscheiden sind. Die Bezeichnung rührt daher, dass ihr Fleisch fester ist, als das der meisten anderen Pilze. Steinpilze bilden eine eigene Sektion in der Gattung der sogenannten Dickröhrlinge. Von anderen Gattungsvertretern heben sie sich durch jung weiße, später auch blassgelb verfärbende Röhren ab. Ein weiteres Merkmal: Bei Bruch oder Anschnitt verfärbt sich das Fleisch von Steinpilzen nicht. Bildrechte: Colourbox.de
Pilz
Steinpilze Sie gehören zu den beliebtesten Speisepilzen überhaupt: Steinpilze. Von ihnen gibt es mehrere Arten, die für die meisten Pilzsammler kaum zu unterscheiden sind. Die Bezeichnung rührt daher, dass ihr Fleisch fester ist, als das der meisten anderen Pilze. Steinpilze bilden eine eigene Sektion in der Gattung der sogenannten Dickröhrlinge. Von anderen Gattungsvertretern heben sie sich durch jung weiße, später auch blassgelb verfärbende Röhren ab. Ein weiteres Merkmal: Bei Bruch oder Anschnitt verfärbt sich das Fleisch von Steinpilzen nicht. Bildrechte: Colourbox.de
Ein Pilz: Gallenröhrling
Gallenröhrling Als zumindest ungenießbarer Doppelgänger von Steinpilzen hat der sehr bittere Gallenröhrling so manchem Pilzfreund schon das Essen verdorben. Vor allem jung kann er Steinpilzen sehr ähneln. Anders als dieser hat er jedoch eine dunkle Netzzeichnung auf dem meist ocker-gelblichen Stiel, während der Steinpilz vor allem am oberen Stielende ein weißes Stielnetz aufweist. Darüber hinaus färben sich die Röhren des Gallenröhrlings im Alter schmutzig-rosa, die des Steinpilzes jedoch oliv. Kostet man eine kleine Probe des Gallenröhrlings wird man seine Bitterkeit sehr deutlich bemerken. Giftig ist der aufgrund seines Geschmacks auch als Bitteröhrling bekannte Pilz allerdings nicht. Bildrechte: IMAGO / Harald Lange
Wiesenchampignon
Besonders hoch ist die Verwechslungsgefahr von Speise- und Giftpilzen vor allem bei sogenannten Blätter- oder Lamellenpilzen. Auch die sehr beliebten und schmackhaften Wiesen-Champignons gehören dazu. Sie sind häufig auf Wiesen, Weiden und sogar im eigenen Garten zu finden. Ganz wichtig! Beim Anschnitt der Stielbasis sollte das Fleisch weiß bleiben oder sich leicht rötlich verfärben. Auf keinen Fall darf es aber kräftig gelb anlaufen! Bleiben die Lamellen hell oder gar weiß, kann es sich sogar um einen gefährlichen Giftpilz wie z.B. den Weißen Knollenblätterpilz handeln. Bildrechte: imago/blickwinkel
Karbol-Champignons
Gift-Champignon Der dem Wiesen-Champignon sehr ähnlich sehende Gift-Champignon wächst ebenfalls auf Wiesen und Weiden. Allerdings riecht der Gift-Champignons sehr unangenehm, was ihm auch den Namen Karbol-Champignon eingebracht hat. Außerdem färbt sich seine Stielbasis im Schnitt schnell und intensiv gelb. Der Gift-Champignon gilt als schwach giftig. Vergiftungen führen zu heftigem Erbrechen und Durchfall, in schweren Fällen auch zu Schwindel und Sehstörungen. Bildrechte: imago/blickwinkel
Egerlingsschirmling
Auch der nicht essbare Egerlingsschirmling wird gelegentlich mit dem Wiesenchampignon verwechselt. Bildrechte: imago/Metodi Popow
Ein Pilz: Frauentäubling
Frauentäubling Auch bei den beliebten Täublingspilzen sollte man stets genau hingucken. Am sichersten ist der Frauentäubling zu bestimmen: ein großer, kompakter Pilz, der vor allem in Buchenwäldern, aber auch unter Eichen und Fichten vorkommt. Andere Täublingsarten sind entweder schwer bestimmbar oder das Sammeln lohnt kaum. Ganz wichtig! Täublinge haben niemals einen Ring oder eine Manschette, geschweige denn eine Knolle an der Wurzel. Bildrechte: IMAGO / imagebroker
Drei Grüne Knollenblätterpilze im Gras
Grüner Kollenblätterpilz Grün gefärbte Täublinge können bei Leichtfertigkeit mit dem hochgiftigen Grünen Knollenblätterpilz verwechselt werden. Das ist schon passiert. Für eine sichere Bestimmung sollte man die Pilze deshalb immer vorsichtig herausdrehen und nicht abschneiden! Der Verzehr nur geringer Mengen des Fruchtkörpers dieses Giftpilzes kann zu einer tödlichen Pilzvergiftung führen, da die enthaltenen Gifte ein Leberversagen verursachen. Bildrechte: imago images / blickwinkel
Pantherpilze
Pantherpilz Anders beim giftigen Pantherpilz, der häufig mit dem Perlpilz verwechselt wird. Dessen Manschette ist stets ungerieft. Der Pantherpilz ist für Menschen giftig. Knapp sieben Prozent aller Pilzvergiftungen gehen auf sein Konto. Ein bis zwei Stunden nach dem Verzehr des Pilzes und der damit verbundenen Vergiftung treten Übelkeit, Durchfall und Erbrechen ein, die Haut rötet und die Pupillen weiten sich. Anschließend macht sich ein Übergang zu Erregungs- und Rauschzuständen bemerkbar, Krampfanfälle und Verwirrtheit können ebenso auftreten. Bildrechte: imago/Metodi Popow
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Wo gibt es Pilzberatungsstellen in Sachsen-Anhalt?

In Sachsen-Anhalt bieten rund 70 Pilzberaterinnen und Pilzberater kostenfrei ihre Hilfe an. Wer sich nicht sicher ist, ob die Pilzausbeute wirklich genießbar ist, sollte sich an einen der Sachverständigen in der Nähe wenden. Hier sollte allerdings der komplette Pilz mitgebracht werden; also nicht abschneiden, sondern vorsichtig aus dem Boden herausdrehen. Auf der Seite des Landesverbands der Pilzsachverständigen gibt es eine Liste mit den Pilzberatern in Sachsen-Anhalt.

Wie werden Pilze am besten gesammelt?

Wer in die Pilze geht, sollte luftdurchlässige Gefäße dabeihaben und die Funde darin aufbewahren. Optimal sei ein Weidenkorb oder eine Box mit Löchern, so die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM). Denn ohne Frischluft würden Pilze schnell schlecht. Auch sollte ein möglichst scharfes Messer mitgeführt werden, denn Pilze sollten immer sauber abgetrennt werden, damit sich auf dem Stumpf keine Krankheitserreger bilden. Wer eine gute Stelle mit essbaren Pilzen gefunden hat, sollte am besten immer einige Exemplare stehen lassen, damit im nächsten Jahr neue Pilze an der gleichen Stelle wachsen. 

Gesammelte Pilze in Wiedenkorb.
In einem luftdurchlässigen Gefäß – wie hier ein Weidenkorb – lassen sich Pilze am besten aufbewahren. Bildrechte: imago images/ingimage

Alte Exemplare, meistens an einem nach oben gerichteten Hutrand zu erkennen, sollten übrigens nicht im Korb landen. Sie sind nicht mehr genießbar und können Bauchkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen verursachen. Auch madige und zu kleine Pilze sollten im Wald stehen gelassen werden.

Wie viele Pilze dürfen in den Korb?

Grundsätzlich dürfen Pilze in Deutschland nur für den Eigenbedarf gesammelt werden. Zu berücksichtigen ist auch, dass manche Sorten unter Artenschutz stehen, darunter nicht nur exotische Arten, sondern auch beliebte Speisepilze wie etwa Steinpilz, Birkenpilz, Rotkappen und Pfifferlinge sowie alle Morchelarten. Laut Gesetz dürfen sie nur "in geringen Mengen" für den Eigengebrauch gesammelt werden. Bei Verstößen drohen eine Anzeige und saftige Bußgelder.

Welche Menge das genau bedeutet, ist Ländersache und in Sachsen-Anhalt nicht genau festgelegt. Pilzsammler sollten sich – um auf Nummer sicher zu gehen – auf 150 bis 200 Gramm pro Person beschränken. 

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MDR,afp (Cornelia Winkler) | Erstmals veröffentlicht am 14.09.2022

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 13. Oktober 2022 | 17:00 Uhr

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