Podcast "Was bleibt" | Folge 105 Was bleibt: Der Hackerangriff in Anhalt-Bitterfeld – und seine Folgen
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Der Hackerangriff auf die Kreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld hat noch immer weitreichende Folgen. Im Podcast wird thematisiert, warum es fast jede Behörde hätte treffen können und wie die Lage vor Ort ist.
… über die Art des Angriffs – 02:40 Minuten
Beim Hackerangriff in Anhalt-Bitterfeld wird von einer Ransomware-Attacke ausgegangen. Dahinter stecken meist kriminelle und oft auch professionelle Bandenstrukturen, die es auf eins abgesehen haben: Lösegeld. Dieses soll erzielt werden, indem die Täter mittels Sicherheitslücken in fremde Systeme eindringen, die Daten abgreifen und das komplette System verschlüsseln. Den Schlüssel zur Wiederherstellung der Daten gibt es dann gegen ein entsprechendes Lösegeld. Um den Druck zu erhöhen, haben die Täterinnen und Täter bereits einen ersten Datensatz von ca. 200 Megabyte im Darknet veröffentlicht.
… über die Chancen bei der Ermittlungsarbeit – ab 14:46 Minuten
Es gibt in Deutschland unzählige Behörden, Institutionen und Agenturen, die bei Cyber-Angriffen ermitteln. Allerdings ist die Kommunikation untereinander oft sehr schlecht, sodass Informationen verloren gehen bzw. nicht weitergeleitet werden. Und es fehlt eine übergeordnete Vision für die IT-Sicherheit. All diese Punkte führen dazu, dass die Ermittlungsarbeiten im digitalen Raum oftmals ineffektiv sind und ohne Erfolg bleiben.
… über die Möglichkeiten, gegen solch eine Attacke vorzugehen – ab 25:26 Minuten
Bei manchen Ransomware-Angriffen gibt es die Möglichkeit, die Daten auch ohne ein Lösegeld zu entschlüsseln, weil die angreifende Software zum Beispiel schlecht programmiert wurde. Besonders wichtig sind aber Offline-Backups und die Möglichkeit der schnellen Wiederherstellung der Daten aus eigenen Mitteln, ohne die Hilfe der Angreiferinnen und Angreifer. So nimmt man den Täterinnen und Tätern auch ein entscheidendes Druckmittel, weil man nicht auf die Entschlüsselung angewiesen ist und auch kein Lösegeld zahlen muss.
… über das allgemeine Bewusstsein für IT-Sicherheit in Deutschland – ab 36:01 Minuten
Der Wandel zu einer Informationsgesellschaft wurde in Deutschland verschlafen. Die Bürgerinnen und Bürger wurden und werden in Sachen Medienkompetenz und Sicherheit im digitalen Raum nur unzureichend geschult, z.B. durch entsprechende verpflichtende Angebote im Schulunterricht.
Durch dieses fehlende Verständnis für solche Themen ist es auch nicht verwunderlich, dass IT-Sicherheits-Kompetenzen auch in Politik, Kommunen oder Privatwirtschaft oft nur unzureichend vorhanden sind. Das ist ein tiefgehendes und strukturelles Problem. Durch Ransomware-Angriffe wird, bei aller Tragik für die Betroffenen, das Bewusstsein für die Bedeutung von IT-Sicherheit gestärkt.
… über die Situation vor Ort in der Kreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld – ab 47:53 Minuten
Es herrscht eine merkwürdige Stimmung vor Ort in der Kreisverwaltung. Für Publikumsverkehr ist die Behörde geschlossen und alle Rechner sind aus. Einzig mithilfe von Telefon, Fax und Aktenordnern können Arbeiten vorgenommen werden, aber nur sehr eingeschränkt.
… über eine mögliche Perspektive – ab 57:58 Minuten
Derzeit ist völlig unklar, ob die Ermittlerinnen und Ermittler Daten retten können. Ab der kommenden Woche soll ein abteilungsübergreifendes Team zusammengestellt werden, das mit neuen Laptops ausgestattet wird. Diese Einheit soll dann die wichtigsten Arbeiten, wie z.B. Sozialdienstleistungen, übernehmen können.
Und... was bleibt?
- eine desolate und inkompetente Cybersicherheits-Strategie für Deutschland
- eine unglaubliche Ohnmacht und die Sorge, dass das überall wieder passieren kann
Wo der Podcast zu hören ist
Über den Autor
Julien Bremer ist seit Oktober 2018 bei MDR SACHSEN-ANHALT und ist die Schnittstelle zwischen Hörfunk- und Online-Redaktion. Er kommt ursprünglich aus der Altmark. Nach seinem Journalistik-Studium in Magdeburg verschlug es ihn für verschiedene Jobs nach Berlin. Irgendwann hatte er aber genug vom hippen Berlin und fing als freier Mitarbeiter bei "MDR SPUTNIK" und "MDR Sport im Osten" an, bevor er wieder nach Magdeburg zurückkehrte. Er ist fest davon überzeugt, dass es für jeden Menschen da draußen auch den richtigen Podcast gibt und will dafür sorgen, dass zukünftig möglichst viele davon von MDR SACHSEN-ANHALT kommen!
MDR/Julien Bremer