Lockerungen ab 4. Mai Neue Corona-Verordnung: Mehr Kontakt zu anderen und Spielplatzbesuche erlaubt
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In Sachsen-Anhalt werden die Corona-Beschränkungen ab Montag deutlich gelockert. Das hat die Landesregierung beschlossen. Unter der Voraussetzung, dass die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, dürfen Friseure, größere Geschäfte und Museen wieder öffnen. Außerdem dürfen Kinder ab 8. Mai wieder auf Spielplätze, und der Betrieb an den Schulen und Kitas wird weiter hochgefahren. Seit Mitte März hatte es wegen der Corona-Krise umfangreiche Einschränkungen des öffentlichen Lebens gegeben.
Auf dieser Seite:
- Kontaktbeschränkungen: Zwei-Personen-Regel aufgehoben, Spielplätze freigegeben
- Friseur- und Kosmetiksalons öffnen wieder
- Schulunterricht wird ausgeweitet
- Erweiterte Notbetreuung in den Kitas
- Größere Geschäfte dürfen öffnen
- Öffnung von Museen und Bibliotheken
- Gottesdienste unter Auflagen
- Ab 11. Mai: Besuche in Alten- und Pflegeheimen möglich
- Gastronomie-Öffnung zum 22. Mai geplant
Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hat am Samstag weitere Lockerungen in der Corona-Krise beschlossen. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und weitere Kabinettsmitglieder haben auf einer Pressekonferenz über die neuen Beschlüsse zur Eindämmung des Coronavirus informiert. Diese treten ab Montag, dem 4. Mai, landesweit in Kraft. Bereits im Vorfeld hatte Haseloff angekündigt, bei den Maßnahmen einen eigenen Sachsen-Anhalt-Weg gehen zu wollen.
Die neuen Regelungen sind in der fünften Corona-Eindämmungsverordnung des Landes festgelegt. Sie gelten unter anderem für die Kontaktbeschränkungen, die schrittweise Öffnung von Schulen, die Notbetreuung in Kitas, die Öffnung von Friseur- und Kosmetikstudis sowie von Museen und Bibliotheken.
Ministerpräsident Reiner Haseloff betonte, neben dem gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung sei es auch notwendig, dass man schrittweise zu einem normalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben in Sachsen-Anhalt zurückkehre. Dem dienten die heute beschlossenen Erleichterungen.
Kontaktbeschränkungen: Zwei-Personen-Regel aufgehoben, Spielplätze freigegeben
Ab Montag darf sich jeder Sachsen-Anhalter in einer Gruppe von bis zu fünf Personen im öffentlichen Raum aufhalten – bislang war das nur mit einem Menschen, der nicht mit im Haushalt lebt, möglich. Die bisher gültigen scharfen Kontaktbeschränkungen, nach denen man die Wohnung nur mit triftigem Grund verlassen durfte, werden zudem aufgehoben. Feiern und Grillen unter freiem Himmel bleiben jedoch weiterhin untersagt, unabhängig von der Personenzahl. Großveranstaltungen bleiben ebenfalls weiterhin bis 31. August 2020 verboten.
Aufatmen heißt es besonders für Familien mit Kindern: Ab 8. Mai dürfen diese wieder Spielplätze in Sachsen-Anhalt besuchen, wenn die Landkreise dies im Einzelfall oder per Allgemeinverfügung erlauben. Die Spielplätze waren fast acht Wochen lang wegen der Corona-Pandemie gesperrt.
Schwimmbäder und Sportanlagen bleiben weiterhin geschlossen. Allerdings ist das Training im Freien möglich. Gruppen bis fünf Personen dürfen trainieren, wenn dabei das Abstandsgebot eingehalten werden kann. So könne beispielsweise wieder gerudert, Leichtathletik betrieben und Fußball gespielt werden, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU).
Friseur- und Kosmetiksalons öffnen wieder
Schon seit zwei Wochen können sich Friseure und Frisierbedürftige Hoffnung machen, dass die Salons wieder öffnen – ab Montag wird diese Ankündigung wahr. Wie Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) ankündigte, dürfen neben den Haarstylisten auch Kosmetiksalons sowie Nagel- und Fußpflege wieder öffnen. Voraussetzung ist, dass die jeweiligen Unternehmen die geltenden Schutzstandards einhalten können. Das heißt auch: Mundschutzpflicht für Friseurinnen ebenso wie für die Kunden.
Schulunterricht wird ausgeweitet
Erstmals seit dem 16. April öffnen in Sachsen-Anhalt auch die Grundschulen wieder ihre Pforten für Unterricht. Die Viertklässler kehren am Montag zurück. An den weiterführenden Schulen werden die Jugendlichen erwartet, die im kommenden Jahr Abschluss machen. Beide Klassenstufen sollen von nun an regelmäßig mit abwechselndem Präsenzunterricht und Aufgaben für zuhause unterrichtet werden. Am 6. Mai folgen die Gymnasiasten, die 2022 Abitur machen.
Erweiterte Notbetreuung in den Kitas
Von Montag an können zudem landesweit alle berufstätigen Alleinerziehenden ihre Kinder in den eigentlich geschlossenen Kitas betreuen lassen. Das war zuletzt nur in Magdeburg und Halle möglich. Außerdem wird der Kreis der Familien erweitert, die Anspruch auf einen Platz haben: Neben den bisherigen systemrelevanten Berufen kommen jetzt jene Eltern dazu, die in den Branchen arbeiten, die wieder öffnen dürfen. Auch Kinder von Schülerinnen und Schülern sowie von Studierenden haben jetzt Anspruch auf die Notbetreuung. Darüber hinaus will Sachsen-Anhalt im Mai für all jene Familien die Elternbeiträge übernehmen, die die Kitabetreuung nicht nutzen.
Größere Geschäfte dürfen öffnen
Auch für Geschäfte soll die Verordnung gelockert werden. So können Ladengeschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, die bisher noch geschlossen sind, öffnen, wenn sie bestimmte Bedingungen einhalten. Bislang mussten sie prinzipiell geschlossen bleiben, wenn sie keine Supermärkte, Baumärkte oder Buchläden sind. Die Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln gilt weiterhin, jedoch erst für Kinder ab sechs jahren.
Öffnung von Museen und Bibliotheken
Die Zoos sind schon seit einer Woche wieder auf, am Montag folgen weitere Freizeitmöglichkeiten. Mit strengen Auflagen zu Mindestabstand, Besucherbegrenzung und Hygiene dürfen die Museen im Land wieder öffnen, ebenso Bibliotheken und Archive. Theater, Kinos und Clubs bleiben zu.
Gottesdienste unter Auflagen
Das Land beschränkt die Kirchen auch nicht mehr bei Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen. Allerdings müssen laut Grimm-Benne die Kirchen und Religionsgemeinschaften die Hygienestandards selbst umsetzen. Bisher waren Zusammenkünfte zu Gottesdiensten in Kirchen in Sachsen-Anhalt noch untersagt.
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Ab 11. Mai: Besuche in Alten- und Pflegeheimen möglich
Das Besuchsverbot in Alten- und Pflegeheimen ist ebenfalls aufgehoben. Demnach ist ab Montag, dem 11. Mai, eine Stunde Besuch pro Tag von einer Person erlaubt. Auch hier müssen die Gäste einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne sagte, es sei ihr wichtig, dass den Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenheime und ihren Angehörigen eine Perspektive aufgezeigt werde. Das Ministerium unterstütze die geplante Besuchsregelung und stelle den Einrichtungen Mund-Nasen-Schutz bereit.
Geringe Infektionszahlen machen Lockerungen möglich
Hintergrund der Lockerungen sind die vergleichsweise geringen Infektionszahlen in Sachsen-Anhalt. Bislang ist der Erreger Sars-CoV-2 bei knapp 1.600 Menschen nachgewiesen worden, täglich kommen wenige hinzu. Von Donnerstag auf Freitag etwa waren sieben Neuinfektionen registriert worden. 44 Infizierte sind bislang gestorben.
Gleichzeitig sind die Auswirkungen der Corona-Beschränkungen auf jeden Einzelnen, das gesellschaftliche Leben und die Wirtschaft massiv. So war im April fast jeder vierte Beschäftige im Land von Kurzarbeit betroffen, das waren mehr als 190.000 Beschäftigte. Die Arbeitslosenquote stieg gegenüber März um 0,7 Punkte auf 7,8 Prozent.
Gastronomie-Öffnung zum 22. Mai geplant
Von den umfassenden Corona-Lockerungen könnten auch die Gastronomen profitieren. Wie es nach der Pressekonferenz des Landes hieß, könnten Restaurants, Cafés und Kneipen vom 22. Mai an wieder öffnen, wenn sich das Infektionsgeschehen günstig entwickele und es Absprachen mit den Nachbarländern gebe. Wichtig sei außerdem die Einhaltung strenger Abstands- und Hygieneregeln.
Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sagte, es solle verhindert werden, dass ein Land besonders liberal agiere. Er werde in den nächsten Tagen mit seinen Länderkollegen an einem Konzept arbeiten, wie eine Öffnung der Gastronomie in mehreren Phasen möglich ist. Seien die Voraussetzungen gegeben, dann solle nicht nur die Außengastronomie öffnen dürfen. Konkretere Konzepte will das Kabinett laut Willingmann am Dienstag vorstellen.
Quelle: MDR/agz, dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 02. Mai 2020 | 19:00 Uhr
ElBuffo vor 49 Wochen
Ich frage mich sowieso, was denn nun in Berlin soviel anders als in Sachsen-Anhalt sein soll. Die Spielplätze wurden schon eher geöffnet. Schule und Kita haben ihren Betrieb wieder teilweise aufgenommen. Geschäfte, Friseure usw. dürfen unter Einhaltung diverser Bestimmungen öffnen. Das einzige sind die 5 Leute, die nicht aus einem Haushalt stammen. Das dürfte aber in einem dünn besiedelten Flächenland durchaus auch etwas anderes sein als in der Großstadt Berlin. Auf dem Dorf wird man sich weiterhin getroffen und gequatscht haben. Warum auch nicht, wenn es nicht einen Fall im Dorf gab.
ElBuffo vor 49 Wochen
Da war die Bevölkerung eben verunsichert. Es hieß ja auch von ganz oben, dass das nichts bringt. Erst als man mit Steuerzahlers Geld ganz teuer und medienwirksam Masken einfliegen ließ, sollten die plötzlich helfen.
Entscheidend wird sein, das weitere Geschehen möglichst zeitnah zu verfolgen und auch etwas über die Verbreitungsbedingungen zu erfahren. Damit meine ich nicht Bevölkerungsdichte oder -mobilität, sondern wer sich warum infiziert und wer nicht und wer warum einen schweren verlauf durchmacht und wer nicht. Die Zahlen gingen schon ohne Mundschutz zurück.
Denn sollte es tatsächlich drei Jahre bis zu einem Impfstoff oder Medikamenten dauern, dann sterben viel mehr Menschen an den Folgen leerer Sozialkassen als an der Infektion. Von den ganzen schon bisher ausgebliebenen OPs, Vorsorgeuntersuchungen und "sonstigen" Behandlungen, Rehas usw. usf. ganz erst angefangen. Diese Coronateralschäden werden wohl nicht in der Statistik auftauchen.
na99sowas vor 49 Wochen
Keiner, ob Politiker, Virologen, Wirtschaftswissenschaftler ... kann genau sagen, welche Langzeitfolgen für Infizierte bzw. Genesene noch zu befürchten sind.
aber sie wissen es