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"Fakt ist"Wegen Corona: "In manchen Klassen 50 Prozent der Schüler versetzungsgefährdet"

28. März 2023, 08:51 Uhr

Viele Schüler in Sachsen-Anhalt brauchen psychologische Behandlung. Zu dieser Einschätzung kam Magdeburgs Stadtelternrat im MDR-Talk "FAKT IST!". Zudem brauche es bessere Konzepte, um den während der Corona-Pandemie versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen.

In Sachsen-Anhalt kommen offenbar viele Schülerinnen und Schüler nach der Corona-Pandemie mit dem Unterrichtsstoff nicht hinterher. Das sagte Jens Schwarzfeld vom Stadtelternrat Magdeburg am Montagabend in der MDR Talk-Sendung "FAKT IST!" aus Magdeburg. "Es gibt Klassen, wo über 50 Prozent der Schüler versetzungsgefährdet sind", so Schwarzfeld weiter. Dies werde dann aber anders begründet – zum Beispiel damit, dass Eltern ihre Kinder zu Unrecht aufs Gymnasium geschickt hätten.

Stadtelternrat: "Kinder brauchen psychologische Behandlung"

Für Schwarzfeld gehen die Probleme jedoch ganz klar auf die Corona-Maßnahmen zurück, die Kinder und Jugendliche besonders hart getroffen hätten. Michael Klundt, Professor für Kinderpolitik an der Hochschule Magdeburg-Stendal, stützte diesen Gedanken in der Talk-Runde. "Kinder wurden am geringsten gefährdet durch das Virus – gleichzeitig haben sie die härtesten Maßnahmen bekommen", sagte er. Er finde das noch immer unglaublich.

Immer wieder war es während den Hochphasen der Pandemie zu Unterrichtsausfällen und Distanzunterricht gekommen. Aus Sicht des Stadtelternrats rühren die Defizite vieler Schüler daher. Kinder und Jugendliche seien in der Pandemie vergessen worden, beklagte Schwarzfeld, der auch seelische Folgen beobachtet hat. "In den Gesprächen mit den Kindern und den Eltern wird deutlich, dass sie eine psychologische Behandlung brauchen und gar nicht bekommen – man hat teilweise eine Wartezeit von einem halben Jahr."

Tim Herden: "Hätten wir stärker hinterfragen müssen"

Um den in der Pandemie versäumten Stoff nachzuholen, forderte Schwarzfeld bessere Lösungsansätze, die etwa auch digitale Medien optimaler einbeziehen würden. Seiner Meinung nach könnte auch Lernstoff aussortiert werden, der nicht zwingend fürs Leben gebraucht werde, wobei ihm klar sei, dass das nicht so leicht sei.

MDR-Funkhausdirektor Tim Herden äußerte sich beim Thema Schulschließungen zur Rolle der Medien selbstkritisch. "Der Punkt ist, als die Pandemie eine Weile gelaufen ist, hätten wir natürlich auch Maßnahmen, wie den Lockdown für Kinder, stärker hinterfragen müssen", sagte er. Das gelte aber auch für die veröffentlichten Zahlen und Inzidenzen. "Wir hätten sie uns besser erklären lassen müssen."

Auch hätte der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk zwischen Impfbefürwortern und -gegnern als Moderator auftreten sollen. "Wir haben als Medien zu lange dafür gebraucht, um zu erklären, dass die Impfung kein Allheilmittel ist und welche Nebenwirkungen sie haben kann. Das machen wir jetzt im Nachhinein."

Impfpflicht im Gesundheitssektor noch immer heiß debattiert

Die Impfpflicht im Gesundheitssektor war ein weiteres großes Thema der FAKT IST!- Sendung, die unter dem Motto "Corona aufarbeiten – aber wie?!" stand. Jana Hoffmann aus Halle arbeitet in der Branche. Für sie sei die Impflicht ein Schock gewesen. Sie habe sich bewusst nicht impfen lassen, weil sie das Unbekannte an der Impfung nicht mittragen wollte, sagte sie. Kay Kulibra aus Halle ist auch im Gesundheitssektor tätig und ließ sich ebenfalls nicht impfen. "50 Prozent der Kollegen waren geimpft, die anderen 50 Prozent nicht. Das hat eine Kluft in das eigentlich harmonische Team getrieben“, beklagte er.

Heide Richter-Airijoki (SPD), Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt und Mitglied im Gesundheitsausschuss, verteidigte dagegen die Impfpflicht. "Also wenn ich in ein Krankenhaus gehe als Patientin, dann möchte ich da nicht zusätzlichen Risiken ausgesetzt werden. Da gibt es eine Abwägung." Unter dem Pflegepersonal seien aber leider Desinformationen kursiert, dass die Impfung zum Beispiel unfruchtbar mache. Gerade in den Sozialen Medien habe es Polarisierungen gegeben. Der Ansatz, mit den Menschen direkt zu sprechen, hat laut Richter-Airijoki dann aber gut funktioniert.

Die Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin Gabriele Meyer von der Uni Halle betonte derweil, dass am Anfang durchaus nicht klar gewesen sei, ob eine Sterilisierung durch die Impfung passieren könne oder nicht. Das wäre später dann klar geworden. Informationen seien schlecht geteilt worden – die Kommunikation müsse bei einer zukünftigen Pandemie besser werden.

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MDR (Johanna Daher, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm:FAKT IST! | 27. März 2023 | 20:30 Uhr

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