Personalengpass Urlaub und das Auto streikt: Warum es mit der Pannenhilfe länger dauern könnte
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13. Juli 2022, 09:42 Uhr
Am Donnertags starten die Sommerferien in Sachsen-Anhalt. Durch das urlaubsbedingt erhöhte Verkehrsaufkommen müssen viele ADAC-Mitglieder bei einer Autopanne länger warten. Hinzu kommen offenbar Personalprobleme beim Automobilclub.
In den Ferien setzen sich viele hinters Steuer und fahren in den Urlaub. Das ein oder andere Fahrzeug schafft es aber nicht bis ans Ziel: Das Auto streikt, der Pannendienst muss her. Ein Viertel der Deutschen ruft in dieser Situation den ADAC, der auch ohne Mitgliedschaft zur Stelle ist. Wer sich aber momentan auf die Pannenhilfe des Automobilclubs verlässt, kann enttäuscht werden.
Gaby Conrad aus Halle ist seit über 30 Jahren Mitglied im ADAC. Letztes Wochenende dann: Probleme mit dem Auto, der Abschleppwagen muss her. Sie ruft die Pannenhilfe und eine elektronische Stimme meldet sich. "Ich war im Prinzip nur in einem Anrufbeantworter, der mir mitgeteilt hat, dass aufgrund des Urlaubs und des Krankenstandes Fahrzeuge nicht zur Verfügung stehen", berichtet Conrad.
Online-Pannenhilfe als Alternative
Die elektronische Stimme bietet ihr eine andere Möglichkeit: Sie könne den Schaden auf der Hilfs-Website oder in der App des Autoclubs melden, darüber werde ihr ein Pannenhelfer zugeteilt. Als Alternative ist die App laut ADAC eigentlich aber nicht gedacht. "Das primäre Ziel mit dem Angebot der App ist nicht, die Call Center zu entlasten, vielmehr die Alternative einer digitalen Pannenmeldung in gewohnter ADAC-Qualität anzubieten", so eine Sprecherin des Automobilclubs. Die Online-Pannenhilfe sei ein Angebot für interessierte und technisch mit Apps vertraute Mitglieder, die eine Panne auf digitalem Weg melden wollten.
Conrad fühlt sich im Stich gelassen. Es ist erst das zweite Mal, dass sie auf die Hilfe des größten Automobilclubs Deutschlands angewiesen ist. Mit der Website hat sie bisher keine Erfahrungen. Sie greift auf die Mobilitätsgarantie ihres Autohändlers zurück. Durch diese vom Autohersteller gestellte Hilfe kann Conrad ihr Auto abschleppen und reparieren lassen oder einen Ersatzwagen fordern. Anruf im Autohaus: Nach kurzem Tuten meldet sich eine menschliche Stimme. Sie schildert ihre Situation. Eine halbe Stunde später ist der Abschleppdienst da.
Fachkräftemangel und schlechte Bezahlung
Trotz Mitgliedschaft beim ADAC war Conrad auf externe Hilfe angewiesen. Wie kommt es dazu? Eine Sprecherin des ADAC erklärt: "Auch für den ADAC ist es eine Herausforderung, ausreichend Kapazitäten für die Peaks, wie Ferienbeginn oder extreme Wetterereignisse, zur Verfügung zu stellen." Der Autoclub berücksichtige bei der Besetzung der Servicecenter aktuelle Entwicklungen und Ereignisse. "Dennoch kann es zu Stoßzeiten vorkommen, dass Anrufer, unabhängig ihres Alters, länger warten müssen, bevor Ihr Anliegen bearbeitet werden kann", so die Sprecherin. Grundsätzlich liege aber kein Personalmangel vor.
Tanja Kausch von der Kausch Abschleppdienst GmbH aus Halle weiß mehr. "Wir haben einen grundsätzlichen Fachkräftemangel", ordnet sie ein. Ihr Unternehmen arbeitet seit über 30 Jahren mit einem anderen Autoclub zusammen, das Problem aber sei branchenübergreifend.
Abschleppdienste in Halle schweigen
Conrads Autohändler möchte sich zu der Situation in der Pannenhilfe nicht äußern. Auch andere Abschleppdienste aus Halle verweigern auf die Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT die Auskunft. Die meisten arbeiten mit dem ADAC oder anderen großen Autoclubs zusammen, denn: Abschleppwagen haben die Clubs keine, sie sind auf die kleineren Unternehmen angewiesen.
Daher komme es dann zu Wartezeiten oder Aufträge werden sogar abgelehnt, sagt Kausch. "Gerade wenn man für Automobilclubs oder Versicherungen fährt, ist die Bezahlung die man als Abschlepper bekommt, nicht mehr zeitgemäß." Teilweise seien die Konditionen so schlecht, dass die Dienstleister ein Minusgeschäft machen würden, wenn sie den Auftrag annehmen. "Vor allem wenn man die Personalkosten dagegenhält, die Zuschläge am Wochenende oder in der Nacht und wenn man weiter fahren muss, als eigentlich geplant", so Kausch. All diese Kosten übernehme der Automobilclub nicht, pro Auftrag erhält der Abschleppdienst eine Pauschale.
Für die Ferienzeit in Halle und Umgebung gibt Kausch aber Entwarnung. "Halle ist jetzt nicht wirklich der touristisch größte Ort, wo Leute hinreisen." In den kommenden Ferien erwartet sie für den Standort ein Sommerloch, erst nach den Ferien nehme die Auftragslage erfahrungsgemäß wieder zu. Für die Fernfahrer heißt es also wachsam bleiben und vielleicht vorab nochmal checken, ob das Auto fit ist.
Hinweis: Gaby Conrad arbeitet für den MDR.
MDR (Cynthia Seidel, Daniel Salpius)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Juli 2022 | 17:00 Uhr
