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"Kripo live" berichtetNeue Hoffnung im Fall Inga: Polizei Halle ermittelt

08. Mai 2023, 05:27 Uhr

Inga Gehricke aus Schönebeck ist vor acht Jahren verschwunden. Das Mädchen wird seit einer Grillfeier in Stendal am 2. Mai 2015 vermisst. Die Eltern geben die Hoffnung bis heute nicht auf. Jetzt sollen fünf Ermittler aus Halle noch einmal alles untersuchen. Die MDR-Sendung "Kripo live" hat am Sonntag über den Fall berichtet.

Fast 20.000 Seiten Material sollen im Fall Inga über die Jahre zusammengekommen sein. Bis jetzt hatte die Polizei in Stendal den Fall in der Hand, doch zuletzt gab es Kritik an den Ermittlern. Der Berliner Rechtsanwalt Steffen Tzschoppe hatte in einem Brief an den Innenausschuss des Landtages mögliche neue Ermittlungsansätze, aber auch Verfehlungen der Polizeibehörde angedeutet. Seit Ende April haben jetzt fünf Ermittler aus Halle den sogenannten Cold-Case Inga wieder aufgenommen. Ziel sei die Prüfung möglicher neuer Ermittlungsansätze, teilte die Polizeiinspektion Halle mit.

Neue Methoden zur Ermittlung

Bereits im MDR SACHSEN-ANHALT-Interview im März 2023 hatte Victoria Gehricke, die Mutter der vermissten Inga, sich gewünscht, das neue Ermittlungsmethoden in Betracht gezogen werden. Gegenüber dem MDR bestätigte Landespolizeidirektor Mario Schwan: Neue naturwissenschaftliche Methoden im Bereich DNA-Analyse werden Anwendung finden.

Auch digitale Spuren sollen untersucht werden. Fünf neue, noch nicht mit dem Fall betraute Ermittler sollen einen neuen Blick auf die Aktenlage ermöglichen. "Es geht jedoch weiterhin Sorgfalt vor Schnelligkeit", hatte Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) im Innenausschuss des Landtages Anfang März betont.

Rechtsanwalt aus Berlin sieht Versäumnisse

Stein des Anstoßes war die Arbeit der beiden Rechtsanwälte der Familie: Petra Küllmei vertritt seit Jahren Ingas Mutter bei der Suche nach ihrer Tochter. Steffen Tzschoppe aus Berlin hatte Anfang des Jahres ebenfalls ein Mandat aus der Familie übernommen. Beide haben sich noch einmal intensiv den Akten gewidmet.

Tzschoppe sagte im MDR SACHSEN-ANHALT-Interview: Insbesondere Spuren zu einem Berliner Fall wurden zu wenig beachtet. Auch die Beauftragung einer Gutachterin würde Fragen aufwerfen. Für den Berliner Rechtsanwalt ist jedoch der Umzug des Falls nach Halle ein kleiner Erfolg: "Man hat gesehen, in Stendal tut sich nichts mehr. Da muss etwas getan werden. Ich denke, es ist gut, das nach Halle zu schicken. Das wird natürlich eine Weile dauern. Es war auch für mich nicht einfach, die Akte zu durchschauen."

Fall Inga: Welche Spuren verfolgt wurden

Am 2. Mai 2015 feiert Familie Gehricke mit Freunden in Wilhelmshof bei Stendal ein Grillfest. Nach 18 Uhr soll alles für das gemeinsame Grillen vorbereitet werden. Auch Inga soll helfen. Ingas Mutter spürt, dass ihre Tochter nicht mehr da ist. "Es ist, als wäre ein Gummiband zerrissen", sagt sie im MDR SACHSEN-ANHALT-Interview.

Mit einer herbeigerufenen Polizeistreife wird der Wald nach der Fünfjährigen abgesucht. Nach zwei Tagen wird der Polizeieinsatz auf 1.000 Polizeikräfte, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk auf 3.500 Hektar Wald ausgeweitet. Hubschrauber überfliegen das Gelände, Spezialhunde kommen zum Einsatz.

Nach vier Tagen der erfolglosen Suche wird der Einsatz beendet. Zwischenzeitlich hatten Hilfskräfte bereits Teiche ausgepumpt, um jeder Spur nachzugehen.

Am 7. Mai wird zum ersten Mal ein Verbrechen in Betracht gezogen. Die Polizei gründet eine 40 Personen starke Ermittlungsgruppe "Wald". Hinweise aus ganz Deutschland gehen ein. Jedoch wird die Ermittlungsgruppe bereits im August 2016 wieder aufgelöst.

Bis zum Dezember 2016 werden 16 Kartons an Akten der Staatsanwaltschaft in Stendal übergeben. Diese stellt jedoch Anfang 2017 das Verfahren formell ein.

Im September 2019 soll eine Prüfgruppe den Aktenbestand nach einem Hinweis aus dem Landeskriminalamt noch einmal überprüfen. Nach nur 11 Tagen werden die Arbeiten als beendet erklärt. Es gab keine neuen Ermittlungsansätze.

2020 gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Vermissten Maddie McCann aus Portugal. Inwieweit dieser Spur nachgegangen wurde, war Teil der Fragen des Berliner Rechtsanwalts an die Landesregierung im März 2023.

"Kripo live" zum Fall Inga

Die MDR-Sendung "Kripo live" hat am Sonntagabend unter anderem über den Fall der seit 2015 vermissten Inga Gehricke berichtet. Die Sendung ist in der ARD Mediathek zu finden.

Zuletzt war in der Sendung auch über den Fall der getöteten Kezhia aus Klötze berichtet worden. Die 19-Jährige war seit Anfang März wochenlang vermisst worden. Die Polizei hatte öffentlich nach ihr gefahndet. Nach dem Bericht waren etwa zehn neue Hinweise eingegangen. Ende April wurde die Leiche des Mädchens schließlich gefunden. Ein Tatverdächtiger befindet sich in Untersuchungshaft.

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MDR (Lars Frohmüller), afp | Erstmals veröffentlicht am 02.05.2023

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Kripo live | 07. Mai 2023 | 19:50 Uhr

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