Ein ICE-T befährt auf der Schnellfahrstrecke Berlin-Hannover eine Kurve
Auf der ICE-Strecke bei Stendal kommt es monatelang zu Einschränkungen. Bildrechte: MDR/André Plaul

Bauarbeiten ICE-Trasse über Stendal drei Monate teilweise gesperrt

01. April 2023, 05:00 Uhr

Die ICE-Trasse über Stendal gehört zu den wichtigen Ost-West-Korridoren im Netz der Deutschen Bahn. Seit Bestehen Ende der Neunzigerjahre wird sie regelmäßig instandgesetzt. Nun sind umfangreichere Bauarbeiten nötig. Die Deutsche Bahn sperrt den Abschnitt Stendal-Berlin daher in zwei Bauabschnitten.

Der ICE- und IC-Verkehr über Stendal ist seit Sonnabend und bis Juli aus dem Takt. Grund sind laut Deutscher Bahn umfangreiche Bauarbeiten auf dem Streckenabschnitt von und nach Berlin. Dafür wird die Trasse in zwei Abschnitten je Richtung über Wochen gesperrt, Fernzüge werden dann über Magdeburg umgeleitet. Für den ersten und kürzeren Bauabschnitt sind laut Bahn bereits die Fahrpläne angepasst und Züge zur Buchung freigegeben.

Was wird gebaut? Die Bauarbeiten finden laut Bahn im brandenburgischen Teil der ICE-Trasse statt. Im Abschnitt Wustermark-Bamme sollen Gleise und Weichen erneuert werden. Dabei werden auf mehr als 30 Kilometern die Schienen gewechselt, heißt es.


1. Bauabschnitt: Stendal Richtung Berlin gesperrt

Im ersten Bauabschnitt, seit 1. April bis zum 5. Mai, kann die ICE-Trasse in Richtung Berlin nicht genutzt werden. Es kommt zu Umleitungen und Ausfällen.

Was fährt zwischen Stendal und Berlin?

Von Stendal nach Berlin gibt es im ersten Bauabschnitt keinen Fernverkehr. Die Bahn verweist stattdessen auf den Regionalverkehr. Während der Bauarbeiten soll alle zwei Stunden ein Regionalexpress zwischen Stendal und Berlin pendeln. Am Freitag hat die Bahn außerdem angekündigt, dass der Regionalexpress 4 seit Sonnabend zwischen Stendal und Berlin verkehrt, bislang endet er im brandenburgischen Rathenow. Nun fährt der Zug täglich 16 Mal von und nach Stendal, in der Regel im Zwei-Stundentakt. Die Fahrt dauert 75 statt der regulären 55 Minuten.

Von Berlin nach Stendal soll der ICE- und IC-Verkehr normal rollen.

Was fährt zwischen Stendal und Wolfsburg?

Von Stendal nach Wolfsburg bleibt es während der Bauarbeiten beim bestehenden Angebot mit ICE- und IC-Zügen, da nur der Gegenverkehr umgeleitet wird.

Von Wolfsburg nach Stendal fahren etwa aller zwei Stunden IC-Züge im Pendelverkehr.

Der Nahverkehr zwischen Stendal und Wolfsburg wird von den Bauarbeiten nicht beeinträchtigt, da er über die parallel laufende Stammstrecke führt.

Was fährt zwischen Stendal und Hannover?

Von Stendal nach Hannover bleibt es während der Bauarbeiten beim bestehenden Angebot mit ICE- und IC-Zügen, da nur der Gegenverkehr umgeleitet wird.

Nur von Hannover nach Stendal fahren etwa aller zwei Stunden IC-Züge im Pendelverkehr.

Was fährt zwischen Hannover und Berlin?

Der Fernverkehr von Hannover nach Berlin wird nach Bahnangaben über Magdeburg umgeleitet und auch in der Landeshauptstadt Halt machen. Wolfsburg und Stendal werden hingegen ausgelassen. Betroffen sind die zweistündlichen Linien Frankfurt-Berlin mit ICE-Zügen und Amsterdam-Berlin mit IC-Zügen. Andere Linien fahren verkürzt oder eingeschränkt.

ICE- und IC-Züge von Berlin nach Hannover fahren während der Bauarbeiten in Phase 1 im Regelbetrieb.


2. Bauabschnitt: Berlin Richtung Stendal gesperrt

Im zweiten Bauabschnitt, vom 6. Mai bis zum 1. Juli, gelten die entgegengesetzten Regelungen. Dann ist die ICE-Trasse von Berlin Richtung Westen nicht befahrbar. Auch dann wird der Großteil des Fernverkehrs über Magdeburg umgeleitet und erst ab Hannover wieder den regulären Weg fahren. Wie ein DB-Sprecher MDR SACHSEN-ANHALT erklärte, können nicht alle Bauarbeiten parallel stattfinden, beispielsweise Oberleitung, Signaltechnik und Zugsicherung. "Die unterschiedlichen Zeiträume sind also durch vorgesehenen Bauarbeiten und Abläufe bestimmt", heißt es.

Was fährt zwischen Stendal und Berlin?

Von Stendal nach Berlin soll der ICE- und IC-Verkehr diesmal wieder normal rollen.

Von Berlin nach Stendal gibt es im zweiten Bauabschnitt keinen Fernverkehr. Als Alternative bleiben Regionalzüge. Auch diesmal soll es zusätzlich aller zwei Stunden eine umstiegsfreie Regionalexpress-Verbindung zwischen Stendal und Berlin geben. Außerdem bleibt zweistündlich die Möglichkeit, mit Umstieg in Rathenow in Richtung Hauptstadt zu fahren. Eine Fahrt von Berlin nach Stendal dauert jeweils mindestens 80 Minuten.

Was fährt zwischen Stendal und Wolfsburg?

Von Wolfsburg nach Stendal fahren während der zweiten Bauphase die ICE- und IC-Zügen regulär. Umgeleitet wird der Gegenverkehr.

Von Stendal nach Wolfsburg fahren diesmal etwa aller zwei Stunden IC-Züge im Pendelverkehr.

Der Nahverkehr zwischen Stendal und Wolfsburg wird von den Bauarbeiten nicht beeinträchtigt, da er über die parallel laufende Stammstrecke führt.

Was fährt zwischen Stendal und Hannover?

Von Hannover nach Stendal bleibt es während der 2. Bauphase beim regulären Angebot mit ICE- und IC-Zügen, da diesmal der Gegenverkehr umgeleitet wird.

Von Stendal nach Hannover fahren etwa aller zwei Stunden IC-Züge im Pendelverkehr.

Was fährt zwischen Hannover und Berlin?

Der Fernverkehr von Berlin nach Hannover wird über Magdeburg umgeleitet und auch in der Landeshauptstadt Halt machen. Wolfsburg und Stendal werden hingegen ausgelassen. Betroffen sind die zweistündlichen Linien Frankfurt-Berlin mit ICE-Zügen und Amsterdam-Berlin mit IC-Zügen. Andere Linien fahren verkürzt oder eingeschränkt.

ICE- und IC-Züge von Hannover nach Berlin fahren während der Bauarbeiten in Phase 2 im Regelbetrieb.

Stammstrecke eignet sich nicht für Umleitung

Im Mai 1998 war die ICE-Neubaustrecke zwischen Hannover und Berlin in Betrieb gegangen. Sie führt um Stendal herum und übernimmt seitdem nahezu den kompletten Fernverkehr zwischen Süd-Westdeutschland und Berlin. Parallel dazu existiert die sogenannte "Lehrter Stammbahn", die frühere Bahnstrecke. Sie wird, vom Bahnhof Stendal abgesehen, heute nur für den Regionalverkehr sowie von Güterzügen genutzt. Da die Stammbahn nahezu nicht elektrifiziert ist, eignet sie sich nicht als Ausweichstrecke bei Bauarbeiten an der ICE-Trasse. Allerdings: Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht eine Elektrifizierung und einen teilweisen Neubau der Stammstrecke vor. 2025 sollen laut Bahn-Projektseite die Bauarbeiten beginnen. Auf MDR-Nachfrage hieß es hingegen, die erste Baustufe werden 2026 starten.

Gleise und ein Zug
Bildrechte: MDR/André Plaul

MDR (André Plaul) | Zuerst veröffentlicht am 22. März 2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 31. März 2023 | 18:00 Uhr

2 Kommentare

Peter Mueller am 23.03.2023

Sowas haben wir in Thüringen auch. Eine superteure Rennstrecke für die Bayern nach Berlin. Hat in Thüringen reihenweise Städte vom Fernverkehr abgehängt. Dort haben die Wenigsten etwas von der ICE-Raserei: die Bimmelbahn zum einzigen Zustiegspunkt frist den Zeitvorteil wieder auf. Was bleibt, sind Umwege, Umstiege und teure Fahrkarten. Das Land, das dumm genug war, diesen Unsinn mitzufinanzieren, darf jetzt aus der eigenen Tasche den ICE-Ersatz-Regionalverkehr finanzieren.

nilux am 22.03.2023

Der Bau der Strecke über Stendal wurde damals als "Aufschwung Ost" verkauft und diente lediglich dazu, den Westen (also hauptsächlich Bonn) an Berlin anzubinden. Und das möglichst ohne Halt in der "Pampa". Und ohne Störer von der Umwelt-Fraktion.
Ich kann mich immer noch an die grinsenden Gesichter der Wolfsburger erinnern, die ohnehin lieber mit dem Konzern-eigenen Auto als mit dem ICE fuhren. Wir Ossis wurden stattdessen für die Kosten der Deutsche Einheit beschimpft, ohne dass wir in den ICE hätten einsteigen können.
Diese Strecke ist ein dunkles Kapitel der Deutschen Einheit.

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