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Unterwasser-ArchäologieArendsee: Forscher wollen 800 Jahre altes Boot bergen

15. September 2024, 09:54 Uhr

Dreißig Jahre nach seiner Entdeckung soll ein historisches Boot aus dem Arendsee geborgen werden. Wie das Landesamt für Denkmalpflege mitteilte, haben Archäologen und Taucher das mittelalterliche Transport-Boot nun am Seegrund gesichert. Für 2025 ist die Hebung geplant. Der Prahm soll aus 35 Metern Tiefe an die Wasseroberfläche geholt werden.

Archäologen haben ein rund 800 Jahre altes Boot im Arendsee in der Altmark vor dem weiteren Verfall gesichert. Während der letzten Woche haben sie zusammen mit Tauchern und Robotern die Überreste für die Aushebung im kommenden Jahr vorbereitet, so das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Es sei beispielsweise mehrere Zentimeter vom Seeboden angehoben worden.

Boot aus dem Mittelalter

Bei den Überresten handelt es sich um ein Prahmboot, das im Mittelalter um das Jahr 1265 genutzt wurde – möglicherweise von dem nahe gelegenen Kloster, vermutet Projektleiter Sven Thomas vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Demnach war das Boot zwölf Meter lang und 2,50 Meter breit sowie etwa einen Meter hoch. Es besteht den Angaben zufolge aus Eichenholz und wurde durch Ruder und Segel angetrieben.

PrahmbootEin Prahmboot ist ein kleines Boot, mit dem Waren und Personen transportiert wurden. Es hat einen schlanken und flachen Rumpf und ist seit der Antike bekannt.

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Einmalig: Ein Binnenschiff mit Tierköpfen

Außerdem konnten Taucher Tierkopf-Verzierungen feststellen, die aus archäologischer Sicht bisher einmalig für ein Binnenschiff sind. An Bug und Heck des Prahms, also vorne und hinten am Boot, befinden sich Bär und Vogel-Darstellungen. Vergleichbare Funde sind nach Angaben der Landesarchäologen bislang nur von Hochseeschiffen bekannt. Sporttaucher hatten das Prahmboot in den 1990er Jahren entdeckt.

Zusammen mit Tauchrobotern erforschen die Archäologen das circa 800 Jahre alte Boot. Bildrechte: picture alliance/dpa | Simon Kremer

Zerbrechlich: Prahm soll aus 35 Metern Tiefe geborgen werden

Um weitere Daten über das Fundstück zu erhalten, solle das Boot Ende April 2025 an die Wasseroberfläche gezogen und auf die im Arendsee befindliche Plattform gesetzt werden, so Thomas. Das solle die Arbeiten für die Archäologen erleichtern. Denn in einer Tiefe von rund 35 Metern sei die Sicht gleich Null. Jede Bewegung wirbele Sediment auf. Zudem sei es in der Wassertiefe circa fünf Grad kalt, sodass die Taucher spezielle Gasgemische nutzen müssen, um möglichst lange an dem Prahm zu arbeiten.

Insgesamt arbeiteten die Tauchexperten in der einen Woche rund 30 Stunden unter Wasser und absolvierten etwa 20 Tauchgänge.

Sven Thomas | Archäologe

"Insgesamt arbeiteten die Tauchexperten in der einen Woche rund 30 Stunden unter Wasser und absolvierten etwa 20 Tauchgänge", so Thomas. Dabei haben die Taucher das Boot mit speziellen Seilwinden mehrere Zentimeter vom Seeboden gehoben und vier Saugschlitten darunter gezogen. Das soll nicht nur die Bergung im kommenden April erleichtern, sondern sorge bis dahin auch dafür, dass "etwa 1000 Tonnen Wasserdruck weniger auf das Schiff einwirken", sagt der Archäologe. Durch das Schienensystem wirke der Wasserdruck nicht mehr nur von oben, sondern gleichmäßig von allen Seiten, erklärt Thomas weiter.

Boot soll im Arendsee bleiben

Der Prahm bleibt in diesem Zustand bis zum kommenden Jahr im See. Dann werden hochauflösende Kameras eine umfangreiche Dokumentation durchführen. Diese Daten seien dann laut Landesamt Grundlage für die weitere Forschung und Ausstellungen in Museen. Nach Abschluss der Dokumentation wird das Boot mit einem Spezial-Vlies abgedeckt und wieder im Arendsee, etwa 20 Meter tief, abgesenkt. 

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dpa, MDR (Cynthia Seidel)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. September 2024 | 08:00 Uhr

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