Zwei Frauen und vier Männer posieren in einer Linie nebeneinander
Daianira Leja, die Chefin des Integrationsdorfs Arendsee (IDA, dritte von links), und Arendsees Bürgermeister Norman Klebe (2. von rechts) lernten Ende Februar in Berlin Vertreter des syrischen Sportlerteams kennen, das im Juni im Luftkurort zu Gast ist. Bildrechte: Daianira Leja, Integrationsdorf Arendsee

Inklusionsprojekt Arendsee beherbergt im Juni Special-Olympics-Teilnehmer aus Syrien

25. Mai 2023, 20:16 Uhr

Sachsen-Anhalt empfängt in drei Wochen Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt, die an den Special Olympics teilnehmen, den Olympischen Spielen für geistig oder mehrfach behinderte Menschen. Die Wettbewerbe finden im Juni in Berlin statt. Zuvor sind die Teilnehmer bundesweit in Gastgeberstädten untergebracht. Die kleinste davon: Arendsee. Freiwillige vor Ort bereiten sich auf die Ankunft des Teams aus Syrien vor.

Jörg Fuchs mag nicht ohne Ehrenamt leben. Der 66-jährige Arendseer ist Seniorenbeauftragter seiner Einheitsgemeinde und berät den Altmarkkreis Salzwedel in Seniorenfragen. Für ihn sei das kein Stress, er könne nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen: "Ich muss irgendwo aktiv sein."

Jetzt hat sich Fuchs als Freiwilliger – als sogenannter Volunteer – für die Betreuung des syrischen Sportlerteams gemeldet, das bei den Special Olympics vom 17. bis 25. Juni in Berlin antreten wird. Die 40 syrischen Männer und Frauen – Leistungssportler, Trainer, Physiotherapeuten – leben vor den Wettbewerben vier Tage lang in Arendsee. Dort trainieren sie im See und in den Sporthallen. Schwimmer sind dabei, Leichtathleten, Kunstturner, Boccia-Spieler.

Deutschlandweites Inklusionsprojekt

Arendsee ist die kleinste Stadt in ganz Deutschland, die als sogenannte Host Town, also gastgebende Stadt der Special Olympics ausgewählt wurde. In den Host Towns werden am Wettbewerb teilnehmende Länderdelegationen untergebracht.

Die bundesweit mehr als 200 ausgewählten Orte gestalten nach Angaben von Special Olympics Deutschland den viertägigen Aufenthalt der Sportler vom 12. bis 15. Juni ganz nach ihren eigenen Vorstellungen. Den Ausschlag zur Auswahl als Gastgeberstadt haben laut Komitee der Special Olympics Deutschland vor allem Konzepte für inklusive Projekte vor Ort gegeben.

Das Special-Olympics-Komitee über die Zusammenarbeit mit Host Towns

"216 Host Towns [Gastgeberstädte, Anm. d. Red.], 216 kommunale Projekte wurden ausgewählt, Delegationen aus aller Welt – von sechs bis 400 Mitgliedern – in Deutschland zu empfangen. Das größte kommunale Inklusionsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik stiftet ein neues Miteinander und öffnet den Raum für Begegnungen weit über die Special Olympics World Games Berlin 2023 hinaus. Somit wird ganz Deutschland Gastgeber der größten inklusiven Sportveranstaltung der Welt."

Quelle: specialolympics.de

Jörg Fuchs wird als Freiwilliger in Arendsee bei einem großen Fackellauf T-Shirts an die Teilnehmer verteilen und helfen, Straßen abzusperren. Auch bei einem Open-Air-Festival im Integrationsdorf Arendsee (IDA) wird er unterstützen.

Eine Frau und zwei Männer sitzen an einer Biergarnitur
Christa Ringkamp (vorn) organisiert die Einsätze der Freiwilligen, Martin Bärt (hinten) hilft ihr dabei. Jörg Fuchs (Mitte) fühlt sich bei ihnen gut aufgehoben. Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

Das sind die Special Olympics Die Special Olympics wurde 1968 ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt stehen heute mehr als fünf Millionen Sportlerinnen und Sportler in weltweit 174 Ländern. Die Vision verfolgt eine inklusive Gesellschaft, in der alle Menschen gleichwertig sind. Höhepunkt sind die Special Olympics World Games. Die Special Olympics sind offiziell durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) anerkannt.

Freiwillige brauchen Englisch-Kenntnisse

Wer sich in Arendsee als Freiwilliger für die Gäste engagieren will, sollte Englisch-Grundkenntnisse mitbringen. Das sagte Christa Ringkamp vom Organisationsteam MDR SACHSEN-ANHALT.

Jörg Fuchs sieht sich da auf der sicheren Seite. Er habe früher eine Gaststätte in der Nähe von Königs Wusterhausen gehabt, da seien viele Engländer und Amerikaner eingekehrt. Mit denen habe er sich unterhalten. "Die konnten mich verstehen, ich konnte sie verstehen. Das ging", sagt er.

In Arendsee wird es in den kommenden drei Wochen für Freiwillige außerdem lockeren Englisch-Nachhilfeunterricht geben.

Arendsee ist weltoffen

Mit seinem Engagement will Jörg Fuchs zeigen: Arendsee, Sachsen-Anhalt, Deutschland sind weltoffen und tolerant. Der 66-Jährige hält nichts von Vorurteilen. Ihm sei die syrische Kultur zwar fremd, erzählt er MDR SACHSEN-ANHALT. Aber: "Wir sind alle Menschen und da, denke ich mal, wird man damit klarkommen." Und das sei die Hauptsache.

In Sachsen-Anhalt werden nicht nur in Arendsee, sondern auch noch an weiteren Orten Teams beherbergt, die bei den Special Olympics antreten.

Wo in Sachsen-Anhalt Sportlerinnen und Sportler untergebracht werden

  • Arendsee (Altmark): Syrien
  • Gemeinschaftsbewerbung Landkreis Börde, Landkreis Helmstedt (Niedersachsen), Stadt Helmstedt (Niedersachsen) und Haldensleben: Singapur
  • Burgenlandkreis: Bonaire
  • Halberstadt: Kamerun und Madagaskar
  • Halle: Surinam
  • Quedlinburg: Tansania
  • Sangerhausen und Landkreis Mansfeld-Südharz: Albanien
  • Thale: Ghana

MDR (Katharina Häckl,Julia Heundorf)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Mai 2023 | 17:30 Uhr

1 Kommentar

DER Beobachter vor 47 Wochen

Hier in DD fallen mir durchaus häufiger Leute gerade auch mittleren Alters der 20er bis 50er/60er auf, die sehr offenbar gesundheitliche Probleme und v.a. Knochen-/Beinprobleme haben, und die offenbar syrische Emigranten sind. Das wirft durchaus einen bezeichnenden Blick auf einen Staat unter einem szenehofierten Diktator und Bürgerkriegstreiber. Hoffen wir, dass die Freiwilligen und ihre Gäste unbehelligt bleiben...

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