Blick auf einen Campingplatz in einem Nadelwald - auf einem Gebäude steht "Anmeldung"
Auf dem Campingplatz in Arendsee gibt es weiterhin Streit zwischen Betreiber und Campern. Bildrechte: MDR/Jan-Malte Wagener

Verstöße und Versäumnisse Erneute Kündigungen: Campingplatz Arendsee setzt Regelungen durch

15. Oktober 2024, 15:44 Uhr

Es gibt wieder Ärger auf dem Campingplatz in Arendsee. Erneut ist 13 Dauercampern der Pachtvertrag gekündigt worden. Das sorgt für Unruhe. Der scheidende Vorsitzende des Campervereins spricht sogar von einem "Zeitgeist der Angst". Was dahinter steckt.

Auf dem Campingplatz am Arendsee gibt es erneut Streit um Pachtverträge von Dauercampern. Schon im vergangenen Herbst war mehreren gekündigt worden: 25 Camper waren betroffen. Die damalige Protestwelle ist nach wenigen Wochen verebbt, vor allem weil auch mehrere Rechtsanwälte unabhängig voneinander konstatierten, dass die "Luftkurort Arendsee GmbH" mit den Kündigungen im Recht war. Seit Jahrzehnten bekommen Dauercamper in Arendsee lediglich Nutzungsverträge über ein Jahr, die eben auch fristgerecht gekündigt werden können. In diesem Jahr betrifft das den Angaben nach 13 Verträge.

Campingplatz-Betreiber im Recht

Gründe gab die Tourismus-Gesellschaft auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT aber dennoch an: In den meisten Fällen ging es um Versäumnisse beim Zahlen der Pacht und um wiederholte Verstöße gegen die Campingplatzordnung. Auch in diesem Jahr seien das die Hauptgründe, sagt Geschäftsführerin Claudia Schulz.

Immer mehr wird klar, dass bis zu Schulz‘ Amtsantritt vor knapp drei Jahren die Dauercamper auf dem Platz im Prinzip machen konnten, was sie wollten. Offenbar gab es keine Kontrollen, auch nicht von Seiten der Betreiberin. "Meine Vorgänger hätten da wesentlich mehr drauf achten müssen", bedauert Claudia Schulz. "Jetzt sind wir in einem Zustand, dass wir die Leute aus einer Komfortzone rausholen müssen, was ja keiner irgendwie angenehm findet. Aber wir müssen es machen, um diesen Platz zu erhalten."

Jetzt sind wir in einem Zustand, dass wir die Leute aus einer Komfortzone rausholen müssen, was ja keiner irgendwie angenehm findet. Aber wir müssen es machen, um diesen Platz zu erhalten.

Claudia Schulz Geschäftsführerin der Tourismusgesellschaft Arendsee

Hoher Geldschaden durch fehlende Wasseruhren

Allein durch Betrügereien hinsichtlich der Abrechnungen für Wasser und Abwasser sei der Tourismus-GmbH im vergangenen Jahr ein Schaden von etwa 30.000 Euro entstanden. Es seien keine Wasseruhren eingebaut worden oder umgebaut – so, dass sie rückwärts zählten. Es seien privat auf dem Campingplatzgelände Brunnen gebohrt und Zisternen gebaut worden.

Auch die vielen festen Anbauten, die im Laufe von Jahrzehnten entstanden, seien nicht erlaubt. Doch viele Dauercamper haben vor ihren häuslich verkleideten Wohnwagen noch eine Veranda mit Betonfußboden gesetzt. Aber erst Claudia Schulz moniert das jetzt.

Morddrohungen und Anfeindungen im Internet

Deshalb hat die Tourismus-Chefin auch mit Anfeindungen zu kämpfen, selbst Morddrohungen sind in sozialen Medien ausgesprochen worden. Das ginge wohl zu weit, sagte eine Dauercamperin MDR SACHSEN-ANHALT.

Aber wütend sei sie auf Claudia Schulz auch. Es hätte – und das monieren andere Camper auch – nicht eine große Versammlung gegeben, in der sich Schulz persönlich vorgestellt und ihr Konzept für den Platz erläutert hätte. Stattdessen würde jetzt scheinbar willkürlich gekündigt werden. Die familiäre Stimmung, die früher auf dem Platz geherrscht habe, sei verflogen. Einige Dauercamper hätten Angst, Kritik zu äußern, weil sie nicht die Nächsten sein wollten, die ihre Kündigung bekämen.

Blick von einem hölzernen Bootsstreg auf ein Strandbad
Die "Luftkurort Arendsee GmbH" strebt eine ganzjährige Nutzung des Campingplatzes Arendsee an. Bildrechte: MDR/Jan-Malte Wagener

Claudia Schulz erklärte dazu, der Camperverein hätte eine solche Versammlung einberufen können. Das sei nicht passiert. Sie informiere die Dauercamper regelmäßig in Informationsschreiben über Neues. Außerdem habe sie eine regelmäßige Sprechstunde direkt auf dem Campingplatz eingeführt.

Campingplatz am Arendsee soll ganzjährig genutzt werden

Claudia Schulz hat ein Ziel: In wenigen Jahren soll der Campingplatz Arendsee ganzjährig – also auch in Herbst und Winter – genutzt werden können. Dazu muss mächtig investiert werden, vor allem in neue Wasser- und Abwasserleitungen. Das finanziell zu stemmen, brauche Jahre, so Schulz. Für diese Saison wird das Wasser auf dem Campingplatz am 1. November abgestellt. Dann können nur noch Campinggäste kommen, die sich autark versorgen können.

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MDR (Katharina Häckl, Moritz Arand) | erstmals veröffentlicht am 11.10.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. Oktober 2024 | 09:30 Uhr

8 Kommentare

Anita L. vor 3 Wochen

"[...] mehrere Rechtsanwälte unabhängig voneinander konstatierten, dass die 'Luftkurort Arendsee GmbH' mit den Kündigungen im Recht war. Seit Jahrzehnten bekommen Dauercamper in Arendsee lediglich Nutzungsverträge über ein Jahr, die eben auch fristgerecht gekündigt werden können. In diesem Jahr betrifft das den Angaben nach 13 Verträge." Vielleicht lesen Sie Ihren Pachtvertrag noch einmal, Frau Dörfel? Da steht bestimmt auch nicht drin, dass Ihnen nur bei irgendwelchen Unregelmäßigkeiten Ihrerseits gekündigt werden könne.

ElBuffo vor 3 Wochen

Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass man eben nicht gehen durfte, da die SED die DDR offenbar inkludive der Eineohner als persönlichen Besitz ansah. Ansonsten ist es durchaus heute noch Brauch, dass der Eigentümer auf seinen Grund entscheidet

harzer vor 3 Wochen

Wenn Zwei das Gleiche tun ist nicht das selbe ! Frau Doerfel. Wir fahren jedes Jahr zum Arendsee, mieten dann ein Bungalow . Zu DDR-Zeiten waren wir jährlich zelten, auf diese schönen Zeltplatz!

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