Nach Tod von BuchhändlerinBüchercafé im Weyhe-Haus eröffnet
Im Haus der legendären Salzwedeler Buchhändlerin Helga Weyhe gibt es wieder Bücher. Gut dreieinhalb Jahre nach ihrem Tod hat in dem denkmalgeschützten Laden in der Innenstadt ein Büchercafé eröffnet. Vorerst einmal im Monat – mit Option auf mehr.
- Nach dem Tod der Buchhändlerin Helga Weyhe wurde ihr Buchladen in Salzwedel von der solidarischen Wohnungsgenossenschaft TraWo übernommen.
- Ein Paar aus Hamburg spendete Bücher und Medien, um ein monatliches Büchercafé im Weyhe-Haus zu eröffnen.
- Die Einnahmen fließen in den Erhalt des Hauses, doch die TraWo kämpft noch um die Finanzierung der notwendigen Modernisierungen.
Nach Helga Weyhes Tod hatte die Erbengemeinschaft den größten Teil der Bücher verkauft. Die dunklen braunen Einbauregale und -schränke, alle etwa 130 Jahre alt, standen leer. Doch das Haus sei immer ein Haus der Bücher gewesen, sagte Sabine Decker von der solidarischen Wohnungsgenossenschaft TraWo. Nun ist dort, wo schon früher Bücher zu Hause waren, ein Büchercafé eröffnet worden.
Paar aus Hamburg spendet Medien für Büchercafé
Die Regale wurden für das erste Büchercafé von Anan Losch und ihrem Mann bestückt. Das junge Paar war vor zwei Jahren von Hamburg nach Salzwedel gezogen. Weg vom Stress, hinein in eine kleine, kulturvolle Kommune, in der noch Platz für Ideen und Konzepte sei, wie die beiden Antiquare schwärmen.
Die Bücher, Filme und Schallplatten für das erste Büchercafé spendeten die Loschs nach eigenen Worten, um die TraWo zu unterstützen und das Andenken an Helga Weyhe aufrechtzuerhalten. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Medien fließen der TraWo zu und sollen dem Erhalt des Weyhe-Hauses dienen.
Helga Weyhe: Frau mit klarer Meinung
Helga Weyhe hatte den Laden bis zu ihrem Tod im Januar 2021 geführt. Sie war dafür 2017 als Deutschlands älteste aktive Buchhändlerin mit dem Deutschen Buchhandelspreis ausgezeichnet worden. Die kleine, zierliche Frau hatte auf die meisten ihrer Kundinnen und Kunden großen Eindruck gemacht: wegen ihrer klaren Meinung, mit der sie keinesfalls hinter dem Berg hielt, wegen ihres Wissens um Literatur und wegen ihrer Fähigkeit, auch zu DDR-Zeiten seltene Bücher besorgen zu können. Salzwedel hatte Helga Weyhe zur Ehrenbürgerin gemacht.
Modernisierung des Weyhe-Hauses noch unklar
Die TraWo hatte nach Weyhes Tod ihr Fachwerkhaus an der Altperverstraße gekauft. Nur so konnten das Gebäude und vor allem der unter Denkmalschutz stehende Buchladen für die Öffentlichkeit erhalten bleiben. Wäre das Haus in private Hände gelangt, hätte der Buchladen zwar erhalten werden müssen, aber für die Öffentlichkeit wäre dieser besondere Salzwedeler Platz verloren gegangen, sagt Sabine Decker von der TraWo.
Für die Modernisierung des gesamten Hauses fehlt der Solidarischen Wohnungsgenossenschaft jedoch das Geld. Sie konzentriert sich im Moment auf die Rettung und die Modernisierung eines Gebäude-Ensembles an der Mühlenstraße. Ziel ist es insgesamt, bezahlbaren Wohnraum in der Salzwedeler Innenstadt zu schaffen. Alle TraWo-Gebäude sollen später ohne fossile Energien auskommen.
Wann das auf das Weyhe-Haus zutrifft, steht allerdings noch in den Sternen. In Helga Weyhes ehemalige Wohnung sind jedoch schnell neue, junge Mieter eingezogen, die auf Komfort verzichten und die Atmosphäre des alten Hauses genießen.
Büchercafé einmal im Monat
Das erste Büchercafé im Weyhe-Haus am Dienstag ist sehr gut besucht worden. Zunächst soll der Weyhe-Laden dafür einmal im Monat geöffnet werden – immer am ersten Dienstag des Monats, demnächst also wieder am 3. Dezember.
Während der Öffnungszeiten könnten Menschen ihre gebrauchten Bücher im Weyhe-Laden abgeben und andere für kleines Geld kaufen, so die TraWo. Sollte sich herausstellen, so Sabine Decker, dass es Bedarf nach längeren Öffnungszeiten gibt, sei man da durchaus flexibel.
MDR (Katharina Häckl, Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 06. November 2024 | 19:00 Uhr
Kommentare
{{text}}