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Innenansicht Dom St. Nikolaus in Stendal Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Vergessene HohlräumeBoden im Stendaler Dom gescannt: Ergebnisse lassen auf Sensationsfund hoffen

17. November 2024, 12:42 Uhr

Im Stendaler Dom sollten Georadar-Untersuchungen lediglich Hohlräume aufspüren, damit Gerüste für Bauarbeiten sicher stehen können. Stattdessen zeigen die Scans mysteriöse Anomalien im Boden – drei mögliche Grabstätten bedeutender historischer Persönlichkeiten könnten sich hier verbergen. Eine archäologische Sensation?

Eigentlich sollte die Untersuchung des Bodens im Stendaler Dom lediglich Hohlräume aufspüren, die für die Statik der Bauarbeiten wichtig sind. Der Innenraum des 600 Jahre alten Doms wird derzeit aufwendig restauriert. Damit die bis zu 25 Meter hohen Gerüste auf stabilen Füßen stehen, muss der Boden hohe Druckbelastungen aushalten.

Bodenscan im Dom Stendal lässt auf Anomalien schließen

Eine Georadar-Technik ermöglicht eine schichtweise Bildgebung des Bodens bis zu einer Tiefe von zweieinhalb Metern. Mit diesem Scanverfahren können Veränderungen im Boden dargestellt werden. Architekt Burkhard Wöbke aus Magdeburg leitet die Bauarbeiten. "Wir können zwar nicht sehen, welches Material vorliegt, aber wir können zentimeterweise Materialwechsel auswerten und sogenannte Anomalien feststellen", erklärt er. "Das muss dann weiter wissenschaftlich untersucht werden."

Familiengrab derer von Schulenburg vermutet

Und in der Tat wurde etwas gefunden: Drei markante Anomalien – also Unregelmäßigkeiten – lassen konkrete Vermutungen zu uralten Grabstellen zu. Sollten sie sich bewahrheiten, wäre das eine kleine Sensation. Vor der Altarstufe im Hochaltar wurde schon im 18. Jahrhundert vom Historiker Bernhard Ludwig Bekmann eine Grabstelle beschrieben. Nun ist es sehr wahrscheinlich, dass sich hier das Familiengrab derer von Schulenburg befindet. Die große altmärkische Adelsfamilie reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Der Bodenscan zeigt einen Hohlraum mit einem Kreuzgewölbe und bestätigt damit sehr wahrscheinlich das berühmte Familiengrab.

Ruheplatz des Markgrafen Konrad von Brandenburg?

Eine weitere Sensation könnte ein Befund in der Nähe des großen Taufbeckens sein. Hier zeigt sich eine Bodenveränderung, die darauf hindeutet, dass Markgraf Konrad von Brandenburg hier begraben liegt. Er starb im Jahre 1304. Sollte sich dies bestätigen, müsste die Geschichte umgeschrieben werden, denn bisher wird seine Grabstätte im Kloster Chorin vermutet. Dompfarrer Markus Schütte hält auch hier eine Beschreibung von Bernhard Ludwig Bekmann für plausibel. Bekmann schrieb im Jahr 1753, dass die Grabplatte 1711 an dieser Stelle hochgenommen und an der Wand angebracht wurde – dort ist sie heute noch immer zu sehen.

Der Austausch dieser alten Bodenplatten wäre die Chance für archäologische Grabuntersuchungen im Stendaler Dom. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Heinrich von Gardelegen – ein askanisches Erbe im Dom?

Auch der dritte Befund wäre sensationell: Heinrich von Gardelegen aus dem Geschlecht der Askanier könnte an zentraler Stelle in der Vierung des Doms seine Ruhestätte haben. Er starb 1192 und war der Gründungsvater der Stendaler Sankt-Nikolaus-Kirche, dem romanischen Vorgängerbau des heutigen Doms. Die Radarbilder zeigen hier deutliche Auffälligkeiten.

Pfarrer Markus Schütte und Architekt  Burkhard Wöbke am vermutlichen Grab von Heinrich von Gardelegen Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Der nächste Schritt: Archäologische Untersuchungen geplant

Nun werden Domgemeinde und Architekturbüro mit den Archäologen gemeinsam beraten, wie weiter vorzugehen ist. Da in einigen Bereichen die Bodenplatten im Zuge der Sanierungsarbeiten ohnehin entfernt werden müssen, könnten Ausgrabungen die neuen Erkenntnisse bestätigen oder widerlegen.

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MDR (Aud Merkel) | Erstmals veröffentlicht am 14.11.2024

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. November 2024 | 16:40 Uhr

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