Anika Tauschensky, Archäologin und Numismatikerin, betrachtet sogenannte «Stachelschweinmünzen» aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts. 1 min
Archäologen haben sieben Münzen, die an der Elbe in Sachsen-Anhalt entdeckt wurden, digitalisiert und ausgewertet. Mehr dazu im Audio. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch
1 min

Sieben Silbermünzen, die in Sachsen-Anhalt entdeckt wurden, belegen erstmals, dass im frühen Mittelalter an der Elbe in der Altmark Handel betrieben wurde.

MDR SACHSEN-ANHALT So 24.11.2024 11:00Uhr 00:43 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/stendal/audio-silber-schatz-muenzen-handel-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Archäologie Silberschatz aus dem Mittelalter zeigt, wer vor 1.200 Jahren in Sachsen-Anhalt gehandelt hat

24. November 2024, 13:09 Uhr

Schon vor mehr als zehn Jahren wurden im Norden von Sachsen-Anhalt Münzen aus dem frühen Mittelalter entdeckt. Jetzt wurde der Silberschatz genauer untersucht. Der Fund der "Stachelschweinmünzen" belegt, dass an der Elbe schon vor 1.200 Jahren Handel betrieben wurde.

Ein alter Silberschatz aus dem Norden von Sachsen-Anhalt zeigt, dass hier im Frühmittelalter – vor rund 1.200 Jahren – Handel mit Friesland betrieben wurde. Das zeigt eine wissenschaftliche Auswertung von sieben sogenannten Stachelschweinmünzen aus Altenzaun im Landkreis Stendal.

Wahrscheinlich gehörten die Münzen zu einem Schatz und wurden nicht einfach so verloren.

Anika Tauschensky Archäologin und Numismatikerin

"Stachelschweinmünzen" in Sachsen-Anhalt sind ein besonderer Fund

Der Fachbegriff sei "Stachelschwein Sceattas", altenglisch für Schatz, sagte die Archäologin und Numismatikerin Anika Tauschensky vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Die sieben Münzen seien die bislang am südöstlichsten gefundenen dieser Art: "Diese Münzen wurden häufig in Norddeutschland und entlang des Rheins sowie in England, Belgien, Frankreich und vereinzelt in Dänemark gefunden."

Numismatik Numismatikerinnen und Numismatiker erforschen alte Münzen und das historische Geldwesen. Sie bestimmen Münzen – etwa deren Herkunft oder wann und wie sie hergestellt wurden – und befassen sich damit, wie Menschen damit gehandelt haben. LMU München

Die Stachelschweinmünzen bei Stendal wurden zwischen 2005 und 2014 von ehrenamtlichen Denkmalpflegern gefunden. Sie befanden sich den Angaben nach auf einer etwa 150 mal 60 Meter großen Fläche westlich der Elbe. Ihr Silbergehalt liege durchschnittlich bei 80 Prozent, sagte Tauschensky. "Wahrscheinlich gehörten die Münzen zu einem Schatz und wurden nicht einfach so verloren."

Anika Tauschensky, Archäologin und Numismatikerin, betrachtet eine sogenannte «Stachelschweinmünze» aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts.
Anna Tauschensky denkt, dass die sieben Münzen nicht zufällig an der Elbe verloren wurden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Silberschatz aus dem Mittelalter belegt Handel an der Elbe in der Altmark

An der Elbe in der Altmark kreuzten sich damals die Fernhandelsrouten des Reiches der Merowinger, das ab 751 vom Geschlecht der Karolinger abgelöst wurde. "Es wurde vermutet, dass hier auch Handel getrieben wurde, mit den Münzen gibt es einen Beleg dafür", erklärte der Archäologe Georg Schafferer. In dieser Zeit habe noch viel Tauschhandel stattgefunden. Geld sei für größere Güter genutzt worden.

Es wurde vermutet, dass hier auch Handel getrieben wurde, mit den Münzen gibt es einen Beleg dafür.

Georg Schafferer Archäologe

Die Altmark wurde im Zuge der Unterwerfung von Karl dem Großen erobert und, wie Friesland zuvor, Teil des Fränkischen Reiches. Möglicherweise kamen die Münzen auch durch die Franken in die Region bei Altenzaun.

Prägung auf den Münzen erinnert an ein Stachelschwein

Das Aussehen der Münzen hat sich den Archäologen zufolge aus römischen und byzantinischen Münzen entwickelt. Ursprünglich sei ein Kopf im Profil mit Strahlenkrone abgebildet gewesen. Auf späteren Prägungen sei allerdings nur noch die stilisierte Strahlenkrone zu sehen – die an ein Stachelschwein erinnert. Auf den Rückseiten befinde sich ein Rechteck mit zentralem Mittelpunkt und Beizeichen, das als Standarte interpretiert wird. Das sei von römischen Münzen ebenso bekannt.

«Stachelschweinmünzen» aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts
Auf einer Seite der Münzen erinnert die Prägung an ein Stachelschwein. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Historische Münzen digital entdecken

Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle hat eine Sammlung von rund 25.000 Fundmünzen, die nach und nach digitalisiert worden sind. Seit 2022 werden zudem Fundmünzen in den Regionalmuseen in Sachsen-Anhalt digitalisiert. Das ist nun auch mit den sieben Sceattas aus Altenzaun geschehen.

Wer sich selbst ein Bild von historischen Münzen machen möchte, kann das bei der "Kooperative Erschließung und Nutzung der Objektdaten von Münzsammlungen", kurz Kenom, online tun.

Weil die Münzen mit Prägestempeln gefertigt worden seien, die größer waren als die Rohlinge, sei auf kaum einem der Sceattas das komplette Motiv zu sehen. Die Münzen seien zwischen der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts in Ostfriesland geprägt worden, insbesondere für den Handel mit England. Die Archäologen vermuten, dass die bei Altenzaun gefundenen Münzen aus dem damaligen friesischen Ort Dorestad stammen.

Mehr zum Thema Archäologie in Sachsen-Anhalt

dpa, MDR (Susanne Liermann, Maren Wilczek)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. November 2024 | 11:00 Uhr

0 Kommentare

Mehr aus Altmark und Elb-Havel-Winkel

Mehr aus Sachsen-Anhalt

Nachrichten

Ein Auto fährt auf einer Straße, die in Teilen unter Wasser steht 1 min
Mehrere Straßen wurden überspült, so auch die B79. Bildrechte: Heiko Platte
1 min 23.04.2025 | 20:57 Uhr

Ein Gewitter mit Starkregen hat am späten Mittwoch im Landkreis Harz Straßen und Keller geflutet. Wie die Polizei mitteilte, waren fast alle Feuerwehren aus der Region im Einsatz.

MDR FERNSEHEN Mi 23.04.2025 18:51Uhr 00:29 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/video-unwetter-harz-starkregen-keller-strassen-geflutet100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Nancy Faeser sitzt vor dem neuen Terminal der Bundesdruckerei mit PointID-System zur Beantragung eines Personalausweises im Bürgerbüro 1 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/Jan Woitas
1 min 23.04.2025 | 17:36 Uhr

Ab Mai braucht ihr für den Ausweis oder Reisepass ein digitales Foto. Die neue Richtlinie erklären wir im Update vom 23. April aus Sachsen-Anhalt kurz und knapp. Präsentiert von Olga Patlan.

MDR S-ANHALT Mi 23.04.2025 14:58Uhr 01:04 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/video-nachrichten-aktuell-dreiundzwanzigster-april-102.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video