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Großbaustellen im Landkreis StendalWarum die A14 nicht vor 2030 fertig ist

15. November 2024, 08:39 Uhr

Der Bau der Autobahn 14 bis an die nördliche Landesgrenze von Sachsen-Anhalt schreitet voran. In einem Jahr soll der nächste Abschnitt freigegeben werden – und der Autobahnverkehr bis an Stendal heranreichen. In anderthalb Jahren ist geplant, dass dann auch die neue Elbebrücke zwischen Seehausen und Wittenberge befahrbar ist. Doch für die Gesamtfertigstellung deutet sich Verzug an.

Ingenieur Steffen Kauert ist der Chef über die Autobahnen im Land Sachsen-Anhalt. Der Leiter der Autobahn GmbH in Magdeburg hat den Bau der A14 seit 2012 federführend begleitet. Er koordiniert auch jetzt die Arbeiten. Regelmäßig ist er auf den Baustellen unterwegs. Besonders reges Treiben herrscht derzeit südlich von Stendal. Dort wird ein sechs Kilometer langes Teilstück von Lüderitz bis an die B188 bei Stendal gebaut.

"Die Trasse ist deutlich erkennbar, es fehlt – überspitzt gesagt – nur der Ausbau der Fahrbahn", sagt Steffen Kauert, der mit seinem geländefähigen Volvo die Baustraße entlangfährt. Ein Dutzend Lastwagen fahren Sand hin und her. Höher liegende Abschnitte werden abgetragen und der Sand in tiefer liegende Bereiche gefahren. Insgesamt werden dadurch die unterschiedlichen Höhen ausgeglichen. "Das ist Standard beim Autobahnbau", sagt der Fachmann.

Teilabschnitt im Dezember 2025 fertig

Kaum zu glauben: In rund einem Jahr soll die A14 dort fertig sein. Voraussichtlich im Dezember 2025 wird der Abschnitt an die B188 bei Stendal angeschlossen. Sämtliche Brückenbauwerke sind bereits erledigt. Derzeit wird an zwei Kreiseln gearbeitet, die die Auf- und Abfahrt der A14 von und zur B188 markieren. Zwei Jahre nach der Autobahnfreigabe bei Lüderitz, wird es dann genau dort wieder eine Gelegenheit für Politiker und Bauleute geben, feierlich einen weiteren Teil der A14 für den Verkehr freizugeben.

Allerdings wird es für lange Zeit die letzte Gelegenheit für Feierlichkeiten sein – es sei denn, es werden auch bei den drei derzeit gänzlich fehlenden Bauabschnitten des A14-Baus die ersten Spatenstiche für den Baubeginn noch feierlich begangen. Sollte das der Fall sein, dann laufen die Verantwortlichen allerdings Gefahr, gefragt zu werden, warum es derart lange dauert, bis sich überhaupt etwas tut.

An mehreren Stellen der A14 kommt es zu Verzögerungen bei den Bauarbeiten. Bildrechte: MDR/Bernd-Volker Brahms

A14-Trasse bei Losse im Verzug

Zu den offenen Abschnitten gehört das Teilstück Dahlenwarsleben-Wolmirstedt (11,48 Kilometer) und Wittenberge bis Karstädt (8,8 Kilometer). Letzteres Teilstück befindet sich in Brandenburg. Besonders kritisch sieht es allerdings beim Abschnitt zwischen Osterburg und Seehausen (16,78 Kilometer) aus. Dort, wo vor einigen Jahren Baumbesetzer in einem Wald bei Losse auf der geplanten A14-Trasse campierten, geht nichts voran. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass auf dem rund 17 Kilometer langen Teilstück bereits seit zweieinhalb Jahren Baurecht besteht.

"Wir haben den Abschnitt im Herbst 2022 von der Autobahn GmbH übernommen", sagt Holger Behrmann. Er ist Gesamtprojektleiter der A14 bei der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und Bau Gesellschaft (Deges). Die Deges ist im Auftrag der Autobahn GmbH für einzelne Teilstücke verantwortlich. Für den Abschnitt Osterburg – Seehausen hat die Deges zwar seit 2022 erst offiziell den Auftrag, jedoch ist seit Jahren klar, dass sie diesen Abschnitt verantworten soll. Die erst 2022 erfolgte Auftragsvergabe hat mit der Gründung der Autobahn GmbH zu tun (siehe Kasten) und ist damit zu dem Zeitpunkt erst formaljuristisch erfolgt, wenngleich die Aufgabenverteilung lange klar war.  

Autobahn GmbHDie Autobahn GmbH des Bundes wurde am 13. September 2018 gegründet. Sie liegt in der Verantwortung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Sie übernahm Anfang 2021 Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen in Deutschland. Dadurch soll effizienter gearbeitet werden. Der Sitz der Gesellschaft ist Berlin. Die Rechts- und Fachaufsicht übt das Fernstraßen-Bundesamt aus.

Vogelkästen, Öl-Pipeline und archäologische Grabungen

Laut Deges-A14-Chef Behrmann hat man sich Ende 2022 "unmittelbar in die Unterlagen eingearbeitet". Nach erfolgter Planung sei es dann 2023 in die Auftragsvergabe gegangen. Bevor mit dem Straßenbau begonnen werden könne, müssten zunächst zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Einerseits müssen ökologische Ausgleichsmaßnahmen ergriffen werden, die nach Umsetzung erst einmal eine Wartezeit von zwei Jahren nach sich ziehen. Unter anderem werden Vogelkästen aufgehängt.

Andererseits muss eine Pipeline verlegt werden, die mit der Ölraffinerie Leuna verbunden ist. Hierzu müsse der nächste Revisionszeitpunkt im Herbst 2025 abgewartet werden, sagt Deges-Chef Behrmann. Im nächsten Schritt folgen dann auch noch die archäologischen Arbeiten, ehe es richtig losgehen kann. Realistischerweise wird es daher frühestens ab 2026 einen Baubeginn auf dem Abschnitt geben. Das wiederum bedeutet, dass die Autobahn dort nicht vor 2030 fertig sein wird. Es wird vermutlich auch das letzte Teilstück sein, dass beim 155 Kilometer langen Autobahnbau zwischen Magdeburg und Schwerin beendet wird.

Der Brückenbau bei Seehausen kommt gut voran. Bildrechte: MDR/Bernd-Volker Brahms

Eine Freigabe des vorgelagerten Teilstücks Stendal – Osterburg (zirka sieben Kilometer) wird es bis dahin längst gegeben haben. "Wir planen, dass dieses Teilstück 2028 fertig ist", sagt Steffen Kauert von der Autobahn GmbH. Es führt von der B188 bis zur Anschlussstelle Osterburg.

Elbbrücke bei Seehausen: Mehr Tonnen Stahl als der Eifelturm

Ebenfalls gut voran geht es beim Bau der Elbebrücke zwischen Seehausen und Wittenberge. "Wir haben rund 300 Meter der Brücke fertig", sagt Projektleiterin Kathrin Fiedler von der Deges. Insgesamt wird das Brückenbauwerk 412 Meter lang sein. Es werden rund 8.800 Tonnen Stahl verbaut – mehr als beim Eiffelturm. Mit einer Verschubtechnik werden seit zweieinhalb Jahren einzelne vormontierte Teile zusammengefügt und über die Elbe geschoben.  

"Der nächste große Verschub soll im Februar sein. Dazu wird ein Ponton auf dem Wasser notwendig sein. Das ist der nächste Meilenstein", sagt Fiedler. Im Frühjahr 2026 soll die Brücke dann so weit fertig sein, dass sie den Fahrzeugverkehr von der parallel verlaufenden B189-Brücke aufnehmen kann. Diese zweite Brücke ist marode und soll ersetzt werden. "So lange der Ausweichverkehr dann über die Autobahnbrücke führt, so lange kann diese nicht als Autobahnbrücke genutzt werden", sagt Projektleiterin Fiedler. Ohnehin muss die Brücke noch weitergebaut werden. Nur zwei der künftigen vier Spuren werden für den Umleiteverkehr zur Verfügung stehen.

Ganz so groß ist der Druck an der Brückenbaustelle nicht, denn just die Teilstücke südlich und nördlich der Brücke sind – wie oben beschrieben – noch nicht mal im Bau befindlich. Entsprechend will sich Autobahn-Chef Steffen Kauert auch nicht festlegen, wann die A14 nun tatsächlich fertig sein wird.

Unseren Part von der Autobahn GmbH wollen wir 2028 in Osterburg abschließen. Wie lange die Abschnitte der Deges noch dauern, will ich nicht beurteilen.

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MDR (Bernd-Volker Brahms, Moritz Arand) | Erstmals veröffentlicht am 09.11.2024

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. November 2024 | 12:00 Uhr

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