Ein Mann auf dem Dach eines Pavillons. Der steht am Rande einer Baustelle, die eröffnet wird.
Noch vor der Eröffnung des neuen A14-Bauabschnitts gab es Proteste. So besetzte ein Klimaaktivist das Dach der Rednertribüne. Bildrechte: MDR/Bernd-Volker Brahms

Baustart für zwei Abschnitte A14-Nordverlängerung: Proteste bei Startschuss für Autobahnumfahrung Stendal

09. September 2021, 15:57 Uhr

Begleitet von Protesten ist der Bau der A14-Nordverlängerung in Sachsen-Anhalt in die nächste Phase gegangen. Bundesverkehrsminister Scheuer hat am Morgen bei Rochau den Startschuss für die Autobahnumfahrung Stendal gegeben. Die dortige A14-Strecke umfasst zwei Planungsabschnitte.

Der Bau der A14-Nordverlängerung geht weiter. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) und Vertreter der Autobahn GmbH des Bundes haben am Donnerstag bei Rochau im Landkreis Stendal den offiziellen Startschuss für den Bau der Autobahnumfahrung Stendal gegeben.

A14-Gegner protestieren gegen Weiterbau der Autobahn

Am Rande des offiziellen Termins war am Morgen ein A14-Gegner auf das Dach der aufgebauten Bühne an der Baustelle geklettert, um zu protestieren. Daraufhin wurde die Veranstaltung in ein Zelt verlegt. Weitere A14-Gegner hatten sich vor dem Gelände versammelt. Die Polizei riegelte das Areal daraufhin ab.

Am Nachmittag teilte die Polizei mit, sie habe den 25 Jahre alten Autobahngegner überredet, das Dach der Bühne selbstständig zu verlassen. Weitere Teilnehmer der Mahnwache hätten kurzzeitig abgedrängt werden müssen, weil sie die Abfahrtsstrecke blockieren wollten.

Mit einer symbolischen Baumpflanzung sollte auf die eigenen Angaben zufolge hohen Umweltstandards des Projektes, das neben zahlreichen Schutzbauten für Tiere umfassende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorsieht, hingewiesen werden. Minister Webel verwies darauf, dass für alle Natur- und Umweltschutzmaßnahmen mehr als 350 Millionen Euro ausgegeben wurden und werden – bei einem Gesamtbudget für die Autobahn von 1,3 Milliarden Euro.

Drei Bahnquerungen als technische Herausforderungen

Die Ortsumfahrung Stendal umfasst zwei Planungsabschnitte. Die Strecke von Lüderitz bis Stendal-Mitte (bei Uenglingen) ist 13 Kilometer lang, das anschließende Stück bis Osterburg misst knapp 18 Kilometer. Bis 2025 sollen zunächst die sechs Kilometer bis zur Anschlussstelle Stendal (B188) fertig sein. Im Jahr 2027 soll der Verkehr dann bis Osterburg rollen. Für die jetzt begonnenen insgesamt gut 30 Autobahnkilometer sind Baukosten in Höhe von 330 Millionen Euro veranschlagt.

Die A14-Nordverlängerung

  • Die A14-Nordverlängerung hat in Sachsen-Anhalt eine Länge von 97 Kilometern, darunter führen rund 70 Kilometer allein durch den Landkreis Stendal.
  • Insgesamt ist der A14-Lückenschluss zwischen den Autobahnkreuzen Magdeburg und Schwerin 155 Kilometer lang.
  • Die Gesamtkosten werden auf 1,7 Milliarden Euro veranschlagt.
  • Die 26 Kilometer in Mecklenburg-Vorpommern und die Hälfte der 32 Kilometer im Land Brandenburg sind bereits fertig.
  • In Sachsen-Anhalt rollt inzwischen zwischen den Anschlussstellen Wolmirstedt und Tangerhütte auf knapp 15 von insgesamt 97 Kilometern der Verkehr.

Als größte technische Herausforderungen stehen drei Bahnquerungen sowie Brücken über die B188 und den Fluss Uchte an. Bis 2025 sollen zunächst die sechs Kilometer bis zur Anschlussstelle Stendal fertig sein.

Diese Brückenbauten sind Teil der A14-Planung für die Nordverlängerung:

Ab sofort werden sich damit vier Teilabschnitte gleichzeitig im Bau befinden. Das Mammutprojekt "Nordverlängerung A14" ist dann in der Altmark an mehreren Stellen gleichzeitig im Gange.

Neue Elbbrücke soll in vier Jahren fertig sein

Gebaut wird seit 2018 bereits am rund 15 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Tangerhütte und Lüderitz. Ende 2023 soll hier der Verkehr rollen. Die Arbeiten am rund neun Kilometer langen Abschnitt von Seehausen bis zur Landesgrenze laufen seit Ende 2020. In rund vier Jahren soll diese Strecke inklusive neuer Elbbrücke fertig sein. Die anderen Abschnitte in Sachsen-Anhalt sind fertig geplant beziehungsweise bereits in Betrieb.

Aktuell noch zwei Einsprüche gegen A14-Abschnitte

Gegen die Baugenehmigung für das Stück von Dahlenwarsleben bis Wolmirstedt hat eine Privatperson geklagt. Laut Auskunft des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) in Leipzig wird mit einer Entscheidung voraussichtlich Ende des Jahres 2021 gerechnet. Die Pläne für den Abschnitt von Osterburg bis Seehausen wurden von der Umweltschutzorganisation Naturfreunde Sachsen-Anhalt juristisch angefochten. Hier ist nach Angaben des BVerwG derzeit noch nicht absehbar, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist. Trotz der Klagen laufen die Planungen und die Bauvorbereitung weiter. "Wir verlieren keine Zeit", sagte Scheuer.

Außerdem besetzten parallel zur Klageeinreichung zahlreiche junge Leute den Losser Forst bei Seehausen – und machten damit Schlagzeilen. Sie protestieren als Baumbesetzer auf der künftigen A14-Trasse für Klimaschutz. Der Landkreis Stendal hat bisher vergeblich versucht, die Baumbesetzer aus dem Wald zu holen.

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MDR/Gero Hirschelmann, dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 09. September 2021 | 10:00 Uhr

19 Kommentare

Harka2 am 09.09.2021

@Horst
Ok, werden wir konkret. Keiner der Protestler stammt aus der Region und ist tatsächlich von den Baumaßnahmen betroffen. Die meisten stammen aus dicht besiedelten Gebieten in den gebrauchten Bundesländern. Denen ist es egal, dass die Region inzwischen nahezu entvölkert ist, dort nur noch Rentner wohnen und die Industrie einen großen Bogen um die Region macht. Ich nenne sie Krawalltouristen, denn mehr sind sie nicht. In dieser Region gibt es nur eines massenhaft: leere Landschaften.

Harka2 am 09.09.2021

@Eulenspiegel
Das stimmt so nicht. Jedes Neubauprojekt wird vorgestellt und die Pläne dazu ausgelegt. Nun kann jeder diese einsehen und Widersprüche und Bedenken anmelden. Wenn diese Fristen abgelaufen sind und der Bauherr alle Genehmigungen bekommen hat, weil unabhängige Prüfer befinden, dass die Bedenken einer sachgemäßen Prüfung nicht standhalten oder der Bauherr wegen solcher Änderungen an der Planung vornehmen muss, dann ist irgendwann einfach auch mal Schluss mit den Einsprüchen. Sich an Bäume zu ketten ist in einer Demokratie zwar nicht unbedingt strafbar, aber es vertritt diese Person auch nicht die demokratisch gewählte Mehrheit, deren Repräsentanten anders entschieden haben.

Matthi am 09.09.2021

Ein störender Aktivist mit Pyrotechnik auf dem Zelt, verstehe ich persönlich nicht es ist doch ein Feuerwehrfahrzeug da gewesen, gab es kein Wasser oder hat der Brandschutz keine Rolle gespielt.

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