Nele Philipp betrachtet im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) im Wohnheim für Menschen mit Behinderung "Haus Mecklenburg" des Diakoniewerks Neues Ufer gGmbH
Bildrechte: picture alliance / dpa | Jens Büttner

Kürzungen Wohnheim im Landkreis Stendal soll schließen - Behinderte Bewohner bald auf der Straße?

26. März 2025, 23:35 Uhr

Ein Wohnheim für Menschen mit Behinderungen in Vinzelberg bei Stendal soll geschlossen werden. Die Sorge ist groß, dass die fast 40 Bewohner dann auf der Straße stehen. Denn andere Einrichtungen nehmen niemanden mehr auf.

Das Wohnheim der Stiftung Uhlebüll in Vinzelberg bei Stendal soll Ende des Jahres geschlossen werden. Betroffen sind 38 Bewohner mit Behinderungen und 37 Mitarbeiter. Sie sollen Ende April die Kündigungen ihrer Miet- und Arbeitsverträge bekommen.

Inklusionsbeirat: "Bewohner auf der Straße"

Der Inklusionsbeirat des Landkreises Stendal hat dazu gegenüber der Sozialagentur und dem Landratsamt Stellung genommen. Die Stellungnahme liegt MDR SACHSEN-ANHALT vor. Darin wird auf die fatalen Folgen aufmerksam gemacht. Marcus Graubner vom Inklusionsbeirat sagte dem MDR:

"Mit dem jetzigen Stand bedeutet das, dass die Bewohnerinnen und Bewohner auf der Straße stehen, denn uns ist bekannt, dass in den anderen Einrichtungen im Landkreis und auch im Land Sachsen-Anhalt ein Einstellungsstopp besteht." Sie würden nicht nur ihr Zuhause verlieren, sondern jegliche Perspektive.

Personalförderung gekürzt und Gebäude in ungenügendem Zustand

Im neuen Landesrahmenvertrag wurden die Personalschlüssel für Einrichtungen mit Menschen mit Behinderung in Sachsen-Anhalt verändert und damit defacto die Personalförderung gekürzt. Daher sorgen sich viele Einrichtungen um ihre Existenz.

Beim Wohnheim in Vinzelberg kommt noch ein unzureichender Zustand des denkmalgeschützten Gebäudes hinzu. Laut Vorstand Knut Henningsen könne die Stiftung Uhlebüll weder Sanierungskosten noch den Eigenanteil für einen Neubau stemmen. Stiftung und Heimleitung sind mit der Sozialagentur des Landes im Gespräch. Sie suchen nach sozialverträglichen Lösungen.

Personal und Bewohner hoffen auf eine Übernahme durch einen anderen Träger. Doch der würde vor den gleichen Problemen wie die Stiftung stehen.

MDR (aud)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | Nachrichten | 26. März 2025 | 17:31 Uhr

4 Kommentare

astrodon vor 4 Wochen

Da stellt sich die Frage: Seit wann ist das Gebäudeproblem bekannt? Was wurde dagegen unternommen? Kann die Einrichtung in einem anderen Gebäude unterkommen? Und warum hat es eine gemeinnützige Stiftung in über 30 Jahren nicht geschafft, Finanzmittel zurückzustellen, um einen Neubau oder eine Sanierung mit zu finanzieren?

Anni22 vor 4 Wochen

Die Angestellten kann man natürlich einfach auf die Straße setzen, für die Bewohner geht das gar nicht. Da muss man eine Unterbringung finden. Ansonsten wie immer halt, Geld ist für Panzer und andere Länder ausreichend da....

dsommer vor 4 Wochen

Die Bewohner haben bestimmt Verständnis dafür, dass nicht für alle Geld da sein kann. Man muss es ihnen nur ruhig erklären, vielleicht auch in einfacher Sprache. Schließlich muss ja erst mal die Billion für die Rüstung gestemmt werden, da müssen auch mal Prioritäten gesetzt werden.
Einfach zum K... dieses Land.

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