Archäologie Landkreis Stendal: Über 1.000 Jahre alte Siedlung entdeckt
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02. September 2024, 12:10 Uhr
Archäologen haben bei Belkau in der Altmark eine große Siedlung entdeckt. Sie ist etwa 1.200 Jahre alt und ungewöhnlich gut erhalten. Ein gefundener Brunnen stamme aus dem Jahr 770, ein anderer aus 888 nach Christus. Die Gesamtzahl der Brunnen auf dem Areal schätzen die Experten auf 20 bis 30. In der Siedlung sollen ständig rund 500 Menschen gelebt haben.
- Wissenschaftler haben in der Altmark eine mehr als tausend Jahre alte Siedlung entdeckt.
- Dutzende Brunnen und weitere Funde zeugen von wohlhabenden Bauern, die dort auf rund 25 Hektar lebten.
- Die Funde belegen auch, dass in der Region viele Völker miteinander Kontakt hatten.
Bei Belkau in der Altmark haben Archäologen eine große Siedlung von Bauern entdeckt. Die Wissenschaftler haben sechs etwa 1.200 Jahre alte, ungewöhnlich gut erhaltene Brunnen freigelegt. "Im Grundwasser haben sich die Konstruktionen aus Eichenholz wie gerade erbaut erhalten. Das Holz sieht teilweise aus wie neu", sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. "Das Holz ermöglicht eine jahrgenaue Datierung mit der dendrochronologischen Methode. So wurde einer der Brunnen im Jahr 770, ein anderer im Jahr 888 nach Christus. erbaut."
Siedler waren Jahrhunderte vor Ort
Auf rund 25 Hektar lebten hier ständig etwa 500 Menschen. "Aufgrund zahlreicher und qualitätvoller Funde können wir davon ausgehen, dass die Bewohner wohlhabend waren. Das basierte auf der Landwirtschaft, dem Handel und der Bearbeitung von Bronze und Eisen", sagte der Archäologe. Biermann schätzt die Gesamtzahl der Brunnen auf 20 bis 30, jedes Gehöft hatte seinen eigenen Brunnen und wenn einer versiegte, wurde daneben ein neuer gegraben.
Die Brunnen waren aufgrund des hohen Grundwasserspiegels etwa 1,20 Meter bis 3,30 Meter tief. Die Ausgrabungen sollen die Geschichte der Altmark in der Völkerwanderungszeit und im Mittelalter aufhellen, als die Region bewegte Zeiten erlebte. "Im 5. und 6. Jahrhundert wanderten hier lebende germanische Gruppen ab, andere wanderten ein, im 7. Jahrhundert kamen die Slawen hinzu.
Funde deuten auch auf Skandinavier in der Altmark hin
"Seitdem war die spätere Altmark Kontaktzone zwischen Menschen unterschiedlicher Sprache und kulturellen Hintergrunds", sagte Biermann. Der Fundplatz bei Belkau erweise sich als Brennpunkt dieser Prozesse. "Die Grabungen erbrachten reiche Funde aus fast allen Epochen seit der Jungsteinzeit", sagte Biermann. Römische Münzen und Militärausrüstung künden von Handel und vom Dienst germanischer Krieger in der Römischen Armee.
Besonders bemerkenswert sind Gewandspangen des 6. und frühen 7. Jahrhunderts, die ihre besten Parallelen in Südschweden und auf Gotland haben. Ihre große Zahl wirft die Frage auf, ob skandinavische Völkerschaften auf ihren Wanderungen zeitweise in der Altmark Station gemacht haben. Ebenso wurden vermutlich in der Siedlung hergestellte Werkzeuge, wie Sicheln, Messer und auch eiserne Pfeilspitzen, gefunden.
dpa, MDR (Hannes Leonard), zuerst veröffentlicht am 01.09.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 01. September 2024 | 10:00 Uhr