Bus an Haltestelle in Stendal 3 min
Das Deutschlandticket soll im Landkreis Stendal auch 2025 gelten. Mehr dazu im Video. (Archivfoto) Bildrechte: MDR/Aud Merkel

Einstimmige Entscheidung Stendal: Kreistag stimmt für Deutschlandticket – lässt aber Hintertür offen

05. Dezember 2024, 18:57 Uhr

Der Kreistag in Stendal hat am Donnerstag den Weiterbestand des Deutschlandtickets in der östlichen Altmark diskutiert – und am Ende einstimmig entschieden. Das Ticket soll demnach auch 2025 angeboten werden. Im vergangenen Jahr hatten die Abgeordneten in einer ersten Entscheidung die Fortführung abgelehnt – und damit deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt.

Der Kreistag in Stendal hat sich am Donnerstagabend für das Deutschlandticket entschieden. Der Beschluss, das Ticket auch 2025 im Landkreis anzubieten, fiel einstimmig. Allerdings behält sich der Landkreis offen, zu einem späteren Zeitpunkt doch noch auszusteigen, wenn sich eine mangelnde Kostenübernahme durch Land und Bund abzeichnet.

Patrick Puhlmann
Patrick Puhlmann Bildrechte: picture alliance/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Alles andere als eine Rücktrittsklausel wäre fahrlässig gewesen.

Patrick Puhlmann (SPD) Landrat des Landkreises Stendal

"Alles andere als eine Rücktrittsklausel wäre fahrlässig gewesen", sagte Landrat Patrick Puhlmann (SPD). Er spielte damit an auf die unklare Situation bei der Finanzierung des Deutschlandtickets. So ist nach Ansicht der Verwaltung nach wie vor unklar, ob Bund und Land tatsächlich alle Kosten für das Ticket in voller Höhe übernehmen.

Mit der Abstimmung vom Donnerstag wird der Landrat beauftragt, einen Dienstleistungsvertrag mit dem Unternehmen Stendalbus zu schließen. Er soll bis Ende 2025 die Nutzung des Deutschlandtickets für den Landkreis Stendal regeln.

Deutschlandticket in einigen Landkreisen auf der Kippe

Im vergangenen Jahr hatten die Stendaler Kreistagsmitglieder deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. In einer ersten Entscheidung hatten sie es abgelehnt, das Deutschlandticket weiter im Landkreis anzubieten – ebenfalls aus finanziellen Gründen. Später stimmten sie dann doch zu.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz steht das Deutschlandticket bereits auf der Kippe. Landrat André Schröder (CDU) hatte sich bereits im Oktober vom Kreistag in Sangerhausen Rückendeckung geholt, um vorzeitig aus dem Tarifverbund aussteigen zu können.

Auch er begründete das mit den bislang fehlenden Finanzierungszusagen von Land und Bund. Schröder gab an, er befürchte, dass der Kreis dann mit Krediten einspringen müsse. Das lehne er kategorisch ab.

Sorge um Deutschlandticket nach Ampel-Aus

Nach dem Aus der Ampel-Regierung in Berlin befürchtet Sachsen-Anhalts Landkreistag Unsicherheiten beim Deutschlandticket. So hätte die Bundesregierung für 2025 neue Regelungen auf den Weg bringen müssen, um den Spartarif zu finanzieren. Das sei mit dem Koalitionsbruch nicht passiert, hieß es.

Mit dem Deutschlandticket können Kunden bundesweit für 49 Euro monatlich Busse, Bahnen und Straßenbahnen im Regionalverkehr nutzen. Ab dem kommenden Jahr soll es 58 Euro kosten. Darauf hatten sich die Verkehrsminister der Länder im September verständigt.

MDR (Bernd-Volker Brahms, Norma Düsekow, Cornelia Winkler, Luca Deutschländer)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Dezember 2024 | 19:00 Uhr

2 Kommentare

goffman vor 6 Wochen

Wie werden die Kosten, die „Verluste“ der Verkehrsunternehmen durch das Deutschlandticket eigentlich berechnet und wie hoch sind diese?

Möglichkeiten, die ich mir vorstellen könnte:
1. Man betrachtet die gefahrenen Strecken aller Nutzer, berechnet, wie viel diese sonst hätten zahlen müssen und berechnet die Differenz zum Deutschlandticket.

Das wäre sehr ungerecht.
Die Unternehmen können beim Aufwand des Ticketverkaufs und der Kontrolle viel sparen. Es gibt mehr Nutzer, Busse und Bahnen sind besser ausgelastet. Das Deutschlandticket ist ein Abonnement. Es gibt sicher Nutzer, die vielleicht auch mal einen Monat gar nicht oder kaum fahren.

2. Richtiger wäre, die Einnahmen und Ausgaben, den Gewinn der Unternehmen zu betrachten - inflationsbereinigt, ohne Investitionen und Boni.

Ich wäre für einen Öffentlich-Rechtlichen-Nahverkehr, von allen solidarisch gebührenfinanziert. Deutlich weniger Bürokratie und Kosten, es wäre deutlich günstiger für den Einzelnen und alle würden profitieren.

steka vor 6 Wochen

Na das ÖPNV-Chaos scheint sich auf neuer Ebene fortzusetzen. Brauchte man bisher nicht mehr auf territoriale Gültigkeitsgrenzen der Verkehrsverbünde kommt jetzt die Rolle rückwärts. Das Ticket ist bundesweit beschlossen worden, ist da ein einzelner Kreis überhaupt berechtigt auszusteigen ?

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