Tag des Ehrenamtes Keine Selbstverständlichkeit: Rettungsschwimmer in Stendal ist seit Jahrzehnten im Ehrenamt
Hauptinhalt
05. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Am Donnerstag ist Tag des Ehrenamtes. Was alle Ehrenamtlichen eint: Sie unterstützen in ihrer Freizeit viele wichtige Bereiche des Lebens – wie zum Beispiel Hartmut Ziehm, der in Stendal Rettungsschwimmer trainiert. Das Deutsche Rote Kreuz in der Altmark würdigt das, doch der Vorsitzende findet auch kritische Worte – vor allem dafür, wie Kreis, Land und Bund mit den Freiwilligen umgehen.
- Hartmut Ziehm trainiert in Stendal Rettungsschwimmer – und das seit Jahrzehnten.
- Rettungsschwimmer werden in Sachsen-Anhalt gebraucht.
- Zum Tag des Ehrenamtes wird ihr Engagement gewürdigt, ohne das viele Bereiche nicht funktionieren würden.
Hartmut Ziehm steht am Beckenrand und gibt Tauchanweisungen: "Wenn die Luft knapp wird, einmal Luftstoß ablassen, noch mal Schlucken, und zählen: 21, 22, 23." Hartmut, wie ihn hier alle nennen, trainiert Rettungsschwimmer. Sie müssen eine 25-Meter-Bahn in einem Zug durchtauchen und danach Fünf-Kilo-Gewichte vom Boden hochholen.
Rettungsschwimmer-Ausbilder in Stendal: Jahrzehntelang im Ehrenamt
Hartmut ist mit Leib und Seele dabei. Er trainiert junge und erwachsene Menschen. Seit 1988 ist er bei der Wasserwacht und sucht sich immer wieder gute Schwimmer für die Ausbildung zum Rettungsschwimmer aus. "Die meisten bleiben uns treu, die sagen dann, wir bleiben hier, oder sie kommen zurück."
Immer, wenn was los ist, [...] dann sind wir da auch und bewachen die Leute, dass sie nicht untergehen.
Seit zehn Jahren trainiert bei Hartmut auch Jana Skalitz. Sie kommt jeden Montag aus Bittkau zum Training nach Stendal. Sie und ihre Kinder sind in der Wasserwacht in Havelberg tätig. "Und immer, wenn dort was los ist, zum Beispiel beim Triathlon, dann sind wir da auch und bewachen die Leute, dass sie nicht untergehen", sagt Skalitz.
Nicht nur das Schwimmbad braucht Rettungsschwimmer
Rettungsschwimmer sind rar. Sie werden auch als Bootsführer, Wasserretter oder als Ausbilder gebraucht. Nicht nur DRK und DLRG suchen nach ihnen, auch alle Bäder und Einrichtungen. Obwohl die Trainingsangebote, die Sommercamps und ein großer Gemeinschaftssinn attraktiv für junge Menschen sind, macht sich Hartmut Ziehm Sorgen um den Nachwuchs.
Ohne Ehrenamtliche läuft nichts.
Hartmut sagt: "Ohne Ehrenamtliche läuft nichts." Er glaubt, dass dazu auch ein gewisser Fleiß nötig ist. Schließlich müsse man sich in seiner Freizeit immer wieder aufraffen. Für Hartmut stand schon früh fest: "Zuhause sitzen und einrosten ist nicht mein Ding."
DRK-Vorsitzender: Ehrenamtliche übernehmen Aufgaben, für die Kreis, Land oder Bund zuständig sind
Beim DRK engagieren sich bundesweit rund 400.000 Ehrenamtliche. Insgesamt sind es in Deutschland laut Bundesinnenministerium fast 30 Millionen.
Sven Theilemann, Vorstandsvorsitzender des DRK Östliche Altmark, bedankt sich zum Tag des Ehrenamtes bei allen freiwilligen Helfern, sagt aber auch: "Ein Ehrenamt ist keine Selbstverständlichkeit." Er findet kritische Worte: "Viele Bereiche bauen leider auf Ehrenamtliche, obwohl das normalerweise Aufgaben des Landkreises oder Landes oder Bundesaufgaben sind."
Viele Bereiche bauen leider auf Ehrenamtliche, obwohl das normalerweise Aufgaben des Landkreises oder Landes oder Bundesaufgaben sind.
Des Weiteren beklagt er die finanzielle Ausstattung. Sanitätsdienste auf dem Havelberger Pferdemarkt, Blutspendenaktionen, Personensuche der Rettungshundestaffel bei Polizeieinsätzen, Schwimmkurse oder Erste-Hilfe-Kurse an Schulen würden von Freiwilligen oft neben dem Beruf ausgeübt. Da müssten laut Theilemann zumindest die Ausstattung und Räumlichkeiten vorhanden sein. "Hier fehlt es unter anderem an einer verlässlichen Unterstützung durch den Landkreis Stendal."
Das DRK Östliche Altmark
Im DRK Östliche Altmark engagieren sich 278 Ehrenamtliche. Sie kümmern sich um Blutspenden, die Wasserwacht, das Jugendrotkreuz oder den Sanitätsdienst. Außerdem gibt es ehrenamtliches Engagement bei der Rettungshundestaffel, der Sozialarbeit oder für Verpflegung und Logistik
Ehrenamtler Hartmut hält weiter durch
In Stendal will Hartmut unbedingt, dass die Ausbildung von Rettungsschimmern in der Altmark weiter geht. "Ich wollte schon aufhören. Aber da hat jemand zu mir gesagt: Hartmut, halte noch zwei Jahre durch, dann übernehme ich." Solange steht Hartmut noch jeden Montag am Becken und "trimmt", wie er es nennt, seine Rettungsschwimmer.
MDR (Aud Merkel, Maren Wilczek)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Dezember 2024 | 07:30 Uhr
pwsksk vor 6 Wochen
Ich käme mir als "Ehrenamtler" veralbert vor, wenn ich Pensionen und Einkommen der oberen 10 Millionen sehe. Oder sind es sogar mehr, wenn ich mir die Wahlprognosen so anschaue.