Bilanz nach einem Jahr Busfahren mit Für und Wider: Mängel beim Elb-Havel-Stern
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11. Februar 2025, 11:09 Uhr
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Die Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt verbucht den neuen Busverkehr über den Elb-Havel-Stern als Erfolg. Die Fahrgastzahlen sind mit der neuen Taktung gestiegen. Dennoch gibt es seit der Einführung vor einem Jahr noch immer Mängel.
- Der Elb-Havel-Stern konnte die Fahrgastzahlen steigen, doch Pendler klagen über unzuverlässige Anschlüsse und unübersichtliche Fahrpläne.
- Eine provisorische, nicht barrierefreie Haltestelle soll bis 2025/2026 modernisiert werden.
- Trotz dieser Mängel nutzen täglich 400 Menschen die Verbindung.
Ramona Kunze fährt jeden Tag von Fischbeck nach Berlin zur Arbeit. Wie viele Berufspendler freut sie sich über das neue Bussystem. Der Elb-Havel-Stern verbindet Genthin, Havelberg, Tangermünde und Stendal. Einmal jede Stunde kann man in Fischbeck zwischen diesen Linien umsteigen und jede der vier Städte erreichen.
Über Genthin ist die Anbindung schlecht. Da müsste sie 40 Minuten auf den Zug warten. So fährt sie über Rathenow. Aber das ist jedes Mal in Schönhausen beim Umstieg zwischen Bus und Bahn ein Risiko. Der Anschluss ist hier auf nur eine Minute getaktet. Ramona Kunze sagt: "Es ist mir schon passiert, dass ich davorstand und der dann wegfuhr. Und dann steht man mindestens eine Stunde auf einem einsamen Bahnhof. Das ist nicht schön."
Die Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (NASA) sagt dazu, man könne nicht alle Anschlusswünsche unter einen Hut bringen. Vorrang hätten Verbindungen in die Landeshauptstadt Magdeburg.
Verwirrung bei Fahrplänen durch unterschiedliche Software-Systeme
Bei einem anderen Problem verweist die NASA auf die beiden Busgesellschaften Stendalbus und Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land. Die befahren die Linien im Wechsel, fädeln aber ihre Fahrplanaushänge nicht zusammen. Sie benutzen unterschiedliche Software-Systeme. Das ist für viele Fahrgäste verwirrend.
Gerade ältere Menschen oder Touristen, die die INSA-App nicht kennen oder nicht benutzen, stehen ratlos an den Haltestellen. Sie verstehen die eigentlich guten Verbindungsmöglichkeiten nicht und finden die Aushänge verwirrend. Gerade für eine Touristenstadt wie Tangermünde ist das eine vertane Chance.
Moderner Bussteig geplant
Für das dritte Problem soll es aber bald Abhilfe geben. Seit einem Jahr ist der Umsteige-Knoten nur eine provisorische Haltestelle. Vier Busse halten hier hintereinander, ohne erhöhte Bordsteinkante. Alte Menschen, Menschen mit Behinderung oder Kinderwagen haben beim Umsteigen Probleme.
Die NASA sagt, der moderne Bussteig soll noch 2025/2026 kommen. Er wird um 80 Meter versetzt und bleibt in der Straße "An der Heide" am Ortsrand von Fischbeck. Der Bussteig sei dann barrierefrei, besser angeordnet und mit einem Parkplatz für Autos und Fahrräder ausgestattet.
NASA mit Fahrgastzahlen zufrieden
Jasmin Dudda, Pressesprecherin der NASA, sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Wir kennen alle angesprochenen Mängel von eigenen Umfragen gut und bemühen uns, Verbesserungen zu schaffen. Wir arbeiten mit Verkehrsexperten zusammen, die die Strecken immer wieder prüfen."
Die Zahlen sprechen erst einmal für sich. Laut NASA nutzen rund 400 Menschen den Elb-Havel-Stern. Über die Elbbrücke bei Tangermünde würden seit der Eröffnung sogar 80 Prozent mehr Fahrgäste die Elbseiten wechseln, als vor einem Jahr. Viele lassen das Auto öfter stehen.
MDR (Aud Merkel, Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Februar 2025 | 13:40 Uhr
Ein Dorfjunge vor 5 Wochen
Ich kenne die Verbindungen und Linien nicht, aber es ist wirklich erfreulich zu lesen dass es gelungen ist die Menschen vom ÖPNV zu überzeugen. Von den Taktungen her, wird es leider kaum möglich sein ohne längere Warte- oder Umsteigezeiten nach Berlin zu fahren, es sei denn es würde künftig einen Halbstundentakt zwischen Berlin und Magdeburg geben.
Mangelnde Barrierefreiheit gehört leider vor allen in S-A immer noch zum Alltag und es dauert einfach viel zu lang hier was zu ändern, obwohl sie vom Gesetzgeber seit einigen Jahren Pflicht ist und bis 2026 der gesamte ÖPNV verpflichtend barrierefrei angeboten werden muss. Da bleibt dem Land nicht mehr viel Zeit.
Doch ansonsten sehe ich schon dass sich in den letzten Jahren viel beim ÖPNV im ländlichen Raum getan hat. Über 30 PlusBusLinien welche im Stundentakt verkehren, unzählige Kreiseigene Linien, immer besser werdene Vertaktungen und dort wo die Bahn fährt, hat sich auch viel getan und wird sich noch viel tun.