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Frauen in FührungspositionenLisa Wille: Seehausens Wirtschaftsförderung in Frauenhand

08. März 2023, 16:56 Uhr

Frauen arbeiten, wenn sie wollen, ebenso gut und lange wie Männer. Es gibt Geschäftsführerinnen, Ministerinnen, Chefinnen, Präsidentinnen. Aber Frauen in Führungs- oder verantwortlichen Positionen sind noch nicht alltäglich. Lisa Wille kennt das. Sie ist Wirtschaftsförderin der Verbandsgemeinde Seehausen in der Altmark.

Sie macht Unternehmen die Ansiedlung in Seehausen schmackhaft – gerade jetzt, wo doch bald die Autobahn 14 dort entlangführt. Sie unterstützt einheimische Betriebe bei Expansionsplänen und Lehrlingssuche. Sie wirbt um Neubürger für die Verbandsgemeinde, entwickelt Konzepte zur Versorgung im ländlichen Raum. Lisa Wille, Anfang 30, ist beinahe so bekannt und so viel unterwegs wie der Bürgermeister selbst. Aber eine Führungsperson, das sei sie nicht, sagt sie. Sie habe schließlich zwei Chefs über sich und bekleide eine einfache Sachbearbeiterstelle.

Das ist, was sie mindestens wollte von Anfang an. Als Lisa Wille 2006 ein Praktikum im Seehäuser Rathaus machte, wusste sie: Dort will ich irgendwann arbeiten. Weil es das in Sachsen-Anhalt noch nicht gab, absolvierte sie ein duales Studium der Verwaltungswissenschaften in Hannover – immer Seehausens ziegelrotes Rathaus vor dem geistigen Auge.

Musste anfangs um Akzeptanz kämpfen

Vor sechs Jahren war es dann soweit. Sie trat ihre Stelle an. Anfangs musste sie um Akzeptanz kämpfen: bei Kollegen im Rathaus, bei Unternehmern und bei Bürgermeistern in Stadt und Dörfern. Lisa Wille hat festgestellt, dass die Rollen zwischen Mann und Frau noch immer verteilt sind wie vor 100 Jahren, und zwar auch direkt vor ihrer Nase. Befreundete Paare, bei denen der Mann in Elternzeit ging, haben ihr das berichtet.

Also, dieses antiquierte Bild, dass die Frau sich um die Kinder zu kümmern hat, um den Haushalt zu kümmern hat, scheint doch noch in sehr vielen Köpfen vorhanden zu sein.

Lisa Wille | Wirtschaftsförderin

Häufiger seien dann Fragen gekommen, wie der verlängerte Urlaub gewesen sei oder ob es zuhause keine Frau gebe, die das übernehmen könne. Wille meint: "Dieses antiquierte Bild, dass die Frau sich um die Kinder zu kümmern hat, um den Haushalt zu kümmern hat, scheint doch noch in sehr vielen Köpfen vorhanden zu sein." Abzuschaffen seien diese Rollen-Klischees im Alltag nur, sagt die junge Frau, wenn Kindern gleichberechtigte Partnerschaften vorgelebt würden.

Gleichberechtigung vorleben

So, wie das bei ihr zu Hause war. Der Vater war Geschäftsführer eines Unternehmens, die Mutter Lehrerin. Beide hätten immer Vollzeit gearbeitet und sich nach Feierabend die Aufgaben in Haushalt und Garten geteilt. Ein anderes Modell des Zusammenlebens wolle sie auch nicht, sagt Lisa Wille. Dass sie ihren Weg gehen wird und ihre großen Aufgaben bewältigt, daran haben in Seehausen und Umgebung mittlerweile kaum noch Menschen Zweifel.

Für die Wirtschaftsförderin ist die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau kein Thema für einen Tag, den Internationalen Frauentag zum Beispiel. Es ist eine Aufgabe, die jeden Tag ein bisschen mehr erfüllt werden muss – im Großen, vor allem aber auch im vermeintlich Kleinen, im Privatleben.

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MDR (Katharina Häckl, Mario Köhne)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. März 2023 | 12:00 Uhr

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