Altmark-Dorf BillbergeWenn ein fehlender Glasfaseranschluss die ländliche Entwicklung bremst
Im Altmark-Dorf Billberge soll neues Leben einziehen – auch dank Glasfaser-Anschluss. Doch das gestaltet sich schwierig. Die Menschen vor Ort haben den Eindruck, dass der Glasfaserausbau politisch nicht langfristig genug gedacht ist.
- Investoren wollen Billberge in der Altmark neu beleben mit neuen Anwohnenden, Gästezimmern, Coworking. Und schnellem Internet.
- Doch über knapp zwei Jahre hinweg finden sie nicht heraus, ob ein Glasfaseranschluss möglich ist.
- Sie kritisieren nicht nur die Kommunikation mit dem zuständigen Verband, sondern auch das politische Vorgehen beim Ausbau.
Pferdehufe fliegen über die Wiese. Der Wind rauscht in der Linde, weiter hinter das metallische Hämmern des Hufschmieds. Alle paar Ewigkeiten ein Auto auf der Dorfstraße, die bald in einer Sackgasse friedlich einschlummert. Daneben eine Handvoll Häuser, aus denen Menschen seit Generationen aufs Grün schauen. Das ist Billberge in der Altmark. Ein Paradies, schwärmt Marlene Brühl. Seit mehr als zehn Jahren kommt sie regelmäßig in die kleine Ortschaft, denn ihr Pferd ist im Reitstall vor Ort untergekommen. Bald will auch sie selbst Billberge ihr Zuhause nennen.
Brühl ist Unternehmerin. Als das Christliche Jugenddorf seinen Standort in Billberge 2019 schloss und der Landkreis Stendal das Gelände neu ausschrieb, bewarb Brühl sich gemeinsam mit zwei anderen Investoren. Ihre Idee: Billberge neues Leben einhauchen mit neuen Anwohnenden, Gästezimmern und Coworking. Einstimmig entschied sich der Kreistag 2021 gegen drei andere Bewerber und für das Trio um Brühl.
Seitdem sind Bagger und Handwerksleute auf dem Gelände eingezogen. Häuser wurden eingerissen, um Platz für neue zu schaffen. Drei Zimmer im Gästehaus sind bezugsfertig und oft ausgebucht. In den nächsten Jahren soll rund um Reitverein, Gutshof und Gästehaus eine kleine Siedlung aus Holzhäusern, Werkstätten und Ateliers entstehen, in der Menschen gemeinschaftlich leben und arbeiten können. Ein Konzept, das unter anderem für viele junge Menschen aus größeren Städten attraktiv ist. Berlin, Leipzig, Hannover sind nicht allzu weit entfernt. Großstädter auf der Suche nach Idylle könnten in Billberge eine neue Heimat finden. Leichter wäre das, wenn es vor Ort schnelles Internet gäbe.
Hartnäckige Bemühungen um einen Glasfaseranschluss
Seit etwa zwei Jahren bemüht Marlene Brühl sich um das Thema Glasfaser. Anfangs war sie voller Optimismus. Schließlich hatte ein Anwohner in Billberge beobachtet, wie Glasfaser in den Boden gelegt wurde, sogar mit den Handwerkern gesprochen. Mittlerweile wirkt sie ratlos und wütend. Über Monate hinweg habe sie immer wieder beim Zweckverband Breitband Altmark (ZBA) – vor Ort als Eigentümer des Glasfasernetzes verantwortlich – und bei DNS-NET – verantwortlicher Betreiber des Netzes – angerufen und Mails geschrieben. Zuerst habe man geleugnet, dass vor Ort überhaupt Glasfaser liege. "Hätten wir nicht jemanden gehabt, der es mit eigenen Augen gesehen hatte, hätten wir damals schon aufgegeben", sagt Brühl.
Aufgegeben hat sie den Glasfaseranschluss nicht. Ganz im Gegenteil, sie sei "sehr hartnäckig" gewesen, betont sie. Besonders weit gebracht habe sie das allerdings nicht. Weder bei DNS-Net noch beim ZBA habe es konkrete Ansprechperson für sie gegeben. Sie sei von A nach B und wieder zurück verwiesen worden und habe entweder keine oder aber sehr unterschiedliche Informationen erhalten. "Irgendwann hat man dann gesagt, ach, hier liegt doch ein Kabel an. Stellen Sie einfach Anträge für Hausanschlüsse." Das hätten Sie getan, sagt Brühl.
Doch wieder habe man sie über Monate hinweg vertröstet: "Jetzt regnet es, jetzt schneit es, da können wir nicht bauen" erzählt Brühl und verdreht bei der Erinnerung die Augen. Im April 2024 sei per Mail eine neue Information vom ZBA gekommen, verbunden mit einer Entschuldigung: Marlene Brühl sei zuvor nicht richtig informiert worden. In Billberge liege eine sogenannte Backbonetrasse ohne Ortsverteilernetz. Zum aktuellen Zeitpunkt sei ein Ausbau nur unter Kostenbeteiligung der Anwohnenden möglich. Wie viel das kostet und wie es umgesetzt werden kann, dazu steht in der Mail, die MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt, nichts.
Wir treffen Marlene Brühl an einem Dienstag in Dessau, die nächsten Tage wird sie in Berlin verbringen. Eine Wirtschaftsprüfung für eines ihrer Projekte als Unternehmerin steht an. An diesem Dienstag hofft Marlene Brühl noch, dass ein nachträglicher Anschluss möglich sein wird. Vor der Kamera sagt sie, sie will sich schlau machen, herausfinden, wie viel so etwas eigentlich kostet. Ob sie einen Anschluss selbst finanzieren könne.
Warum es in Billberge so schnell keinen Glasfaseranschluss geben wird
Zwei Tage später, am Donnerstag, steht fest: Das ist höchst unwahrscheinlich. Wir sind gerade mit einem Kamerateam in Billberge und lassen uns von Wolf-Dieter Kösling, einem der Investoren neben Marlene Brühl, durchs Dorf führen. Da ruft der Geschäftsführer vom Zweckverband Breitband Altmark Hendrik Meier an. Er will auf unsere Anfrage antworten – per Telefon, "weil das Thema so komplex ist und sich am Telefon besser erklären lässt", sagt er. Zeit habe er nur genau jetzt. Ein Interview vor der Fernsehkamera kann er sich nicht vorstellen. Aber am Telefon beantwortet über 40 Minuten lang geduldig unsere Fragen. Etwas, das Marlene Brühl sich seit zwei Jahren wünscht.
Warum es für Frau Brühl so kompliziert war, an Informationen zu gelangen, könne er nicht sagen: "Ich weiß nicht, ob es individueller Fehler war oder etwas anderes, aber seitdem ich das Thema dieses Jahr auf dem Tisch habe, haben wir reagiert und ordentlich geantwortet."
Unser Auftrag ist es, im Verbandsgebiet über geförderte Projekte die Breitbandversorgung zu ermöglichen – bis zur letzten Milchkanne.
Hendrik Meier | Geschäftsführer Zweckverband Breitband Altmark
Allerdings kann Hendrik Meier erfolgreich Licht ins Dunkel bringen zu der Frage, warum es in Billberge bisher unmöglich schien, an einen Glasfaseranschluss zu gelangen: In Billberge liegt zwar ein Kabel. Aber es war nie dafür gedacht, Billberge zu versorgen, sondern nur die umliegenden Orte. Denn: "Als die Planungen 2015/16 in der Region begannen, lag Billberge über der sogenannten Aufgreifschwelle für unsere Ausbauprojekten. Damit waren die Voraussetzungen für einen geförderten Breitbandausbau in dem Ort nicht erfüllt." Das bedeutet: zum Zeitpunkt des Ausbaus lag in Billberge wohl 30mBit/s schnelles Internet an. Zu viel, als dass der Ort nach den damals geltenden Förderbedingungen mit Glasfaser hätte versorgt werden dürfen. Billberge konnte also nicht Teil des damals gestarteten Ausbauprojektes sein.
Mit der sogenannten Gigabitrichtlinie 2.0, so Meier, hätten sich 2023 die Voraussetzungen für den geförderten Breitbandausbau deutlich verändert. Auch die Aufgreifschwelle sei angehoben worden. Zukünftig kann Billberge also durchaus Teil eines Ausbauprojektes werden. Das ist Meiers gute Nachricht: "Bis zur letzten Milchkanne" solle eine Breitbandversorgung im Verbandsgebiet ermöglicht werden. Das sei der Auftrag des Zweckverbandes Breitband Altmark. Wann genau Billberge einen Anschluss bekommen könnte, kann Meier aber noch nicht sagen: "Die Größe und Geschwindigkeit solcher Projekte limitiert sich durch die finanziellen Rahmenbedingungen der Bundes- und Landesförderung sowie der finanziellen Ausstattung der Kommunen."
Fördermittel des Bundes für Glasfaserausbau gekürzt
Der Zweckverband Breitband Altmark ist verantwortlich für den geförderten Glasfaserausbau in der Altmark, ausgenommen die Kreisstädte Stendal und Salzwedel. Der Ausbau in der Altmark sei das "wahrscheinlich größte geförderte Ausbauprojekt in ganz Deutschland" gewesen, erklärt Meier. Sieben Jahre habe man gebraucht, um etwa die Hälfte der Haushalte in der Altmark mit Glasfaser zu versorgen. Das sei auch eine realistische Zeitspanne für den Ausbau der restlichen 30.000 Haushalte. Aktuell werde geplant, in welcher Reihenfolge die Regionen ausgebaut werden sollen.
Wir können nur ausbauen, wenn uns Geld zur Verfügung steht. Und dafür sieht es in den nächsten Jahren schlecht aus.
Hendrik Meier | Geschäftsführer Zweckverband Breitband Altmark
Trotzdem gibt Meier zu bedenken: "Wir können nur ausbauen, wenn uns Geld zur Verfügung steht. Und dafür sieht es in den nächsten Jahren schlecht aus." Im Juli hatte die Bundesregierung trotz anderer Versprechen die Fördergelder für den Glasfaserausbau drastisch eingekürzt. Bis dahin standen rund drei Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung, im laufenden Jahr wurde die Summe auf zwei Milliarden gekürzt. Im kommenden Jahr soll es sogar nur noch eine Milliarde sein. Da der Ausbau in der Altmark von Fördermitteln abhängig ist, könnte es also noch deutlich länger als sieben Jahre dauern, bis Billberge ans Glasfasernetz angeschlossen wird. Und es ergibt sich noch eine andere Schlussfolgerung: Auch mit dem Ziel der Politik, Sachsen-Anhalt bis 2030 komplett an das Glasfasernetz anzuschließen, könnte es sehr eng werden.
Glasfaserausbau politisch nicht zu Ende gedacht?
Als Wolf-Dieter Kösling, der uns in Billberge über den Hof führt, das nach dem Telefonat mit dem Zweckverband Breitband Altmark erfährt, ist er kurz still. Der Hufschmied hinter ihm scheint umso lauter zu hämmern. "Na, da wissen Sie jetzt mehr als wir", sagt er schließlich. Marlene Brühl reagiert leicht angesäuert: "Für mich wäre es schön gewesen, eine solche klare Antwort vor zwei Jahren zu bekommen." Dann hätte sie sich darauf einstellen und zwischenzeitlich andere Lösungen finden, anstatt lange zu suchen und zu warten. Sie ärgert sich über die schwierige Kommunikation mit dem Zweckverband Breitband Altmark.
Im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT hegt Brühl aber auch noch einen ganz anderen Verdacht: "Es kommt mir so vor, als hätte man beim Glasfaserausbau den Anfang gemacht und das Ende nicht bedacht." Sie habe den Eindruck, das politische Vorgehen beim Glasfaserausbau sei nicht langfristig genug geplant.
Es kommt mir so vor, als hätte man beim Glasfaserausbau den Anfang gemacht und das Ende nicht bedacht.
Marlene Brühl | Investorin, die Billberge neues Leben einhauchen will
Was Brühl meint, ist, dass es für einen Anschuss, der nicht selbst gezahlt werden muss, nur eine Chance gibt. Haben Anwohnende sich einmal dagegen entschieden, ist der Anschluss später nur möglich, wenn die Betroffenen ihn selbst zahlen. Und das ist teuer. Besonders wenn, wie im Falle von Billberge, noch kein Ortsverteiler besteht. Der Zweckverband Breitband Altmark rechnet in dem Fall von der Planung bis zur Montage mit 8.000 bis 12.000 Euro pro Haushalt. Besteht schon ein Ortsverteiler, koste ein Hausanschluss dennoch mindestens 800 Euro, so Meier vom Zweckverband Breitband Altmark.
In Billberge ist es letztendlich nicht der Fall gewesen, dass ein Anschluss nur noch in privater Finanzierung möglich ist. Hier haben sich nicht die Anwohnenden gegen den Anschluss entschieden, sondern ihnen wurde noch kein Anschluss angeboten. Trotzdem, findet Brühl, ist es schwierig, dass diese Regelung besteht: "Die Kosten machen es für die Menschen unattraktiv", sagt Brühl. Ihrer Ansicht nach müsse die Möglichkeit, nach und nach Häuser anzuschließen, gegeben sein. Schließlich könne die Situation vor Ort sich jederzeit verändern. "Ländliche Entwicklung ist ja nichts, was an einem Tag geschieht", fügt die Investorin hinzu.
Ministerin verteidigt politische Entscheidungen zum Glasfaserausbau
Lydia Hüskens ist Ministerin für Digitales und Infrastruktur. Sie versteht den Unmut in Billberge: "Als Bürgerin hätte ich mir natürlich auch gewünscht, dass man damals schon gesagt hätte, die Zukunft ist der Glasfaserausbau und überall wo wir anfassen verlegen wir Glasfaser." Gleichzeitig sagt sie, es sei richtig gewesen, zum Beginn des Glasfaserausbaus vor fünfzehn Jahren auf gängige Techniken zu setzen, um möglichst vielen Menschen eine "angemessene Datenmenge" zu ermöglichen. Aktuell liege der Fokus beim Ausbau klar auf Glasfaser. Beim Thema der entstehenden Kosten für einen nachträglichen Anschluss zieht sie Parallelen zu Strom- oder Wasserleitungen: "Natürlich ist es so, dass, wenn jemand hinzukommt, für den ganz allein ein Unternehmen kommen und das ausbauen muss, dass die Person für einen Teil der Kosten selbst herangezogen wird."
Wir haben als Land die Möglichkeit, im Einzelfall zu helfen und das würden wir uns hier vor Ort dann auch entsprechend anschauen.
Dr. Lydia Hüskens (FDP) | Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt
Im Hinblick auf Billberge verspricht sie allerdings auch: "Wir haben als Land die Möglichkeit, im Einzelfall zu helfen und das würden wir uns hier vor Ort dann auch entsprechend anschauen." Ein Versprechen, das für die Menschen in Billberge sicher wie Musik in den Ohren ist. Im Gespräch wirbt Hüskens dennoch dafür, Privatpersonen von der Notwendigkeit eines eigenen Glasfaseranschlusses zu überzeugen: "Man muss noch einmal darauf aufmerksam machen, dass man sich einen Ruck gibt, wenn die Unternehmen anfragen, wer einen Anschluss möchte."
Internetexperte: Menschen fordern Glasfaserausbau zu wenig ein
Das Problem, dass Anwohnende teilweise den Glasfaseranschluss ablehnen und somit auf lange Sicht die Attraktivität der Ortschaft negativ beeinflussen, kennt Tobias Kremkau. Er ist Mitglied in Sachsen-Anhalts Digitalrat und kennt sich gut mit dem Thema Glasfaserausbau aus. Auch mit dem konkreten Fall von Billberge hat er sich schon beschäftigt. Er teilt Marlene Brühls kritischen Blick auf verschiedene Vorgehensweisen beim Ausbau: "Die ältere Bevölkerung, die eben vermehrt im ländlichen Raum wohnt, hat da oft nicht so sehr Interesse. Das ist aber nicht so sehr in die Zukunft gedacht." Wenn später beispielsweise junge Familien einziehen, fehle der Glasfaseranschluss dann doch. Internet sei, so Kremkau, in der modernen Welt wie die Luft zum Atmen. Die wenigsten Jobs funktionierten mehr ohne und in den nächsten Jahren werde unser Datenverbrauch weiterhin zunehmen.
Politik funktioniert so, dass sie nur dort tätig wird, wo Druck ausgeübt wird. Die Leute fordern den Glasfaserausbau nicht genug ein.
Tobias Kremkau | Mitglied im Digitalrat Sachsen-Anhalts
Im selben Atemzug zeigt Kremkau aber auch noch eine andere Perspektive auf: Bei dem Thema, sagt er, verstehe er durchaus auch die Perspektive der Politik. Denn zum einen, sagt Kremkau, sei das Thema Internet eines, bei dem sich in den letzten Jahren vieles rasend schnell verändert habe. 2015 sei es gar nicht so abwegig gewesen, dass dort, wo 30 mBit/s schnelles Internet anlag, kein Glasfaser ausgebaut wurde. Damals sei unser Datenverbrauch noch deutlich geringer gewesen. So war beispielsweise der Streamingdienst Netflix erst seit 2014 in Deutschland verfügbar.
Zum anderen, erklärt Kremkau, sei das Thema Glasfaser eines, bei dem Bürgerinnen und Bürger der Politik wenig Druck machten. "Und Politik funktioniert nun einmal häufig so, dass sie nur dort tätig wird, wo genug Druck ausgeübt wird", fügt der Internetexperte fast entschuldigend hinzu. Es sei durchaus so, dass ein unzureichender Glasfaserausbau uns in den kommenden Jahrzehnten auf die Füße falle. Aber aktuell reiche für viele Menschen das Internet, was ihnen zur Verfügung stehe, aus. "Die Leute fordern das zu wenig ein", schlussfolgert Kremkau.
Ein Viertel der Haushalte in Sachsen-Anhalt sind angeschlossen
Er selbst ist mit dem Stand des Ausbaus in Sachsen-Anhalt recht zufrieden, sagt Kremkau. Laut dem Bundesverband Breitbandkommunikation (Brekom) hatten im Juni 2024 in Sachsen-Anhalt 25 Prozent der Haushalte, Unternehmen und Behörden einen Glasfaseranschluss (Brekom spricht von "Homes Connected"). In Sachsen waren es 29 Prozent, in Thüringen 16 Prozent. 22,8 Prozent der Haushalte sind im bundesweiten Durchschnitt mit einem Glasfaseranschluss versorgt. "Sachsen-Anhalt liegt da im guten Durchschnitt", schätzt Kremkau ein.
In der Altmark ist der Zweckverband Breitband Altmark laut Angaben von Geschäftsführer Hendrik Meier gerade dabei, einen Plan auszuarbeiten, in welcher Reihenfolge ausgebaut werden soll. Wenn man Internetexperte Kremkau fragt, was er im Glasfaserausbau gern verändern würde, träumt er von einer sogenannten Universaldienstverpflichtung – wie damals vor 100 Jahren mit den Telefonanschlüssen, sagt er. Damals habe jeder ein Recht auf einen Telefonanschluss gehabt, "auch wenn das jeweilige Haus alleine fünf Kilometer tief im Wald stand." So ähnlich, schlägt Kremkau vor, könne man es auch mit dem Internet handhaben: "Das kann man dem Staat durchaus zumuten."
Ministerin sieht optimistisch in die Zukunft des Glasfaserausbaus
Anders sieht das Ministerin für Digitales, Lydia Hüskens: "Aus der Sicht der Einzelperson, die dann den Vorteil hat, ist die Idee natürlich nachvollziehbar. Aber man muss immer bedenken, dass man die Leistung dann als Gesellschaft finanziert." Man müsse immer im Auge behalten, dass in solchen Fällen nie um eine Einbahnstraße handele, sondern auch die jeweiligen Personen Verpflichtungen eingingen. So gebe es im Bereich Wasser nicht nur den Anspruch, dass Leitungen liegen müssten, sondern auch einen sogenannten Nutzerzwang, das Wasser müsse also auch genutzt werden. Deswegen, sagt Hüskens, "glaube ich, dass wir mit dem Weg, den wir gerade gehen, auch volkswirtschaftlich sinnvoller unterwegs sind, indem wir sagen, wir machen überall dort einen eigenwirtschaftlichen Ausbau, wo sich das rechnet, und fördern staatlicherseits überall dort, wo das nicht so ist." Sie sei sich sicher, dass der Glasfaserausbau so schon ziemlich weit kommen könne und nur "das eine oder andere Einzelgehöft" übrig bliebe: "Und ob man da eine Leitung legt oder mit besseren Mobilfunkraten vielleicht auch schon sehr weit kommt, sollte man auch betrachten."
Billberge in der Altmark könnte ein solches "Einzelgehöft" werden. Im Ort sucht man deswegen aktuell nach anderen Möglichkeiten, um Zugang zu schnellem Internet zu bekommen. Marlene Brühl hat sich vorgenommen, das Thema Internet per Starlink-Satellit zu recherchieren. Denn bis Billberge einen Glasfaseranschluss bekommt, kann es dauern. In sieben Jahren könnte in Billberge schon ein ganzes Dorf stehen.
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MDR (Alisa Sonntag)
Dieses Thema im Programm:MDR S-ANHALT | 06. Oktober 2024 | 19:00 Uhr
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