Entscheidung im GemeinderatSchulessen in Lüderitz: Preise steigen nicht
Das Essen in der Schulküche in Lüderitz wird nicht teurer. Der Gemeinderat hat eine von der Verwaltung geplante Preiserhöhung abgelehnt. Damit wäre eine Portion um etwa die Hälfte teurer geworden. Eltern hatten dagegen protestiert und begrüßen den aktuellen Beschluss. Der Bürgermeister von Tangerhütte hingegen hat Sorgen, dass nun das Geld für andere Maßnahmen in der Einheitsgemeinde fehlen könnte.
- Die Verwaltung wollte die Preise für Schulessen in Lüderitz wegen gestiegener Kosten anheben.
- Lüderitz' Ortsbürgermeisterin sowie Eltern haben dagegen protestiert.
- Nachdem der Gemeinderat gegen eine Preiserhöhung gestimmt hat, hat der Bürgermeister Bedenken, dass nun das Geld für andere Maßnahmen in der Gemeinde fehlt.
Das Schulessen in Lüderitz (Landkreis Stendal) sollte eigentlich deutlich teurer werden. Die Verwaltung der Einheitsgemeinde Tangerhütte, zu der Lüderitz gehört, wollte die Preise um etwa die Hälfte erhöhen. Doch diese Pläne hat der Rat der Einheitsgemeinde Tangerhütte jetzt abgeschmettert: 22 Abgeordnete stimmten in der Sitzung am Mittwochabend dagegen, zwei enthielten sich. Befürworter der Vorlage gab es keine.
Minus von 30.000 Euro bei der Schulküche Lüderitz
Die Verwaltung begründete ihren Vorschlag mit gestiegenen Kosten, vor allem für Lebensmittel und Energie. Außerdem sei die Zahl der verkauften Portionen in den vergangenen zwei Jahren zurückgegangen – von 30.506 in 2022 auf 27.683 im vergangenen Jahr. Den größten Rückgang gab es demnach bei den Essen für Erwachsene: Im Vergleich zu 2022 sind dort im vergangenen Jahr fast 3.000 Essen weniger verkauft worden. Etliche Senioren, die sich ihr Mittagessen in der Schulküche Lüderitz geholt hatten, waren abgesprungen, als 2022 zuletzt die Preise erhöht worden waren. Im Jahr 2024 machte die Schulküche ein Minus von gut 30.000 Euro.
Diese Preiserhöhungen waren geplant
Den Plänen zufolge hätte ein Essen für Kita- und Vorschul-Kinder 4,63 Euro statt der bisherigen 3,05 Euro gekostet. Der Essenspreis für Grundschüler hätte sich von 3,55 Euro auf 5,33 Euro erhöht, der für erwachsene Kunden von 5,45 Euro auf 7,90 Euro.
Bereits mehrere Preiserhöhungen in den letzten Jahren
Einrichtungen wie die Lüderitzer Schulküche müssten laut Gesetz kostendeckend betrieben werden, so die Begründung der Verwaltung. Mit den höheren Preisen sollte das Minus zumindest verringert werden.
Wir haben in den letzten zehn Jahren zweimal die Preise angepasst, weil die Kosten gestiegen sind. Und immer war das Petitum: Es soll nicht die Gemeinde dafür bezahlen.
Andreas Brohm | Einheitsgemeindebürgermeister in Tangerhütte
"Wir haben in den letzten zehn Jahren zweimal die Preise angepasst, weil die Kosten gestiegen sind", sagte Andreas Brohm, Einheitsgemeindebürgermeister in Tangerhütte, MDR SACHSEN-ANHALT. "Und immer war das Petitum: Es soll nicht die Gemeinde dafür bezahlen." Stattdessen mussten immer die Endkunden als Kostenverursacher die Preiserhöhungen zahlen, so Brohm weiter.
Ortschaftsrat hat die Pläne abgelehnt
Der Ortschaftsrat Lüderitz, allen voran Ortsbürgermeisterin Edith Braun, lief Sturm gegen die Beschlussvorlage aus dem Tangerhütter Rathaus. "Eine Schulküche hat laut Landesschulgesetz ein auskömmliches, ausgewogenes Essen herzustellen", sagte Braun, Ortsbürgermeisterin von Lüderitz, MDR SACHSEN-ANHALT. Zwischen Fertigstellung und Ausgabe dürften maximal 30 Minuten liegen. Nichts dürfe aufgewärmt werden. "Das erfüllen wir als einzige im ganzen Landkreis Stendal", so Braun weiter.
Eine Schulküche hat laut Landesschulgesetz ein auskömmliches, ausgewogenes Essen herzustellen.
Edith Braun | Ortsbürgermeisterin Lüderitz
Braun hatte daher in den vergangenen Tagen sämtliche Fraktionen im Rat der Einheitsgemeinde auf die Lüderitzer Seite gebracht. Der Ortschaftsrat von Lüderitz hatte zuvor das Ansinnen der Verwaltung einstimmig abgelehnt.
Proteste von Eltern gegen die Preiserhöhung
Auch Eltern hatten gegen die Pläne protestiert. Thomas Pantel, Vorsitzender des Elternkuratoriums der Lüderitzer Kita "Unsere Dorfspatzen", sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Eltern seien über den Antrag, die Preise in der Schulküche zu erhöhen, "definitiv sehr verärgert und auch schockiert". Dass bei den Jüngsten gespart werden soll, sei nicht nachvollziehbar. Pantel könne zwar verstehen, dass die Sach- und Personalkosten gestiegen sind, finde die Preiserhöhung aber nicht akzeptabel.
Hier wird wieder bei den Jüngsten gespart oder soll gespart werden. Das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Thomas Pantel | Vorsitzender des Elternkuratoriums der Lüderitzer Kita "Unsere Dorfspatzen"
Hingegen sagte Sebastian Naumann, der Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule, MDR SACHSEN-ANHALT, er lege vor allem Wert darauf, dass vor Ort gutes Essen gekocht werde. Dafür würde er die Preiserhöhung mittragen.
Bürgermeister hat Bedenken: Andere Maßnahmen nicht bezahlbar
Während die Eltern und Räte den aktuellen Beschluss als Erfolg feiern, hat Einheitsgemeindebürgermeister Brohm Bedenken. Der Haushalt der Kommune weist aktuell einen Schuldenstand von etwa zwei Millionen Euro auf. Unter anderem, weil Tangerhüttes Räte Steuererleichterungen für die Einwohner beschlossen hatten. Durch die abgelehnten höheren Preise für die Schulküche Lüderitz kann Brohm nun auch dort das Finanzloch nicht stopfen. Das geht seinen Angaben zufolge zu Lasten anderer dringend nötiger Maßnahmen, zum Beispiel der Sanierung von Gehwegen und Straßen.
Zum anderen befürchtet Andreas Brohm, dass Eltern aus anderen Schulen der Einheitsgemeinde Klage einreichen und sich dabei auf das Gleichheitsgebot berufen könnten. Die Konsumenten in Lüderitz seien jetzt bessergestellt, so Brohm, weil die Einheitsgemeinde nach der Ratsentscheidung den Differenzbetrag weiter auffangen müsse. Die Schüler in Grieben beispielsweise seien nicht an der Schulküche Lüderitz beteiligt und müssten zudem an ihren Essensanbieter "ein paar Cent mehr zahlen". Das halte er für ungerecht, sagte Brohm.
Schulessen in Lüderitz vergleichsweise günstig
Die Schulküche Lüderitz existiert den Angaben der Ortsbürgermeisterin Edith Braun zufolge seit 1958. 1993 habe sie die Küche "auf Weststandard gebracht". Es werde gesund, frisch und lecker gekocht, wie Kinder und Eltern MDR SACHSEN-ANHALT bestätigten. Edith Braun sagte, im Reste-Eimer landeten täglich höchstens zwei Handvoll Abfälle, "wenn die Augen mal wieder größer waren als der Magen". Die aktuellen Essenspreise liegen im unteren Durchschnitt im Vergleich zu anderen in Sachsen-Anhalt. Die Erhöhung hätte die Preise ans obere durchschnittliche Niveau geführt.
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MDR (Katharina Häckl, Fabienne von der Eltz)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. Februar 2025 | 06:00 Uhr
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