Ein Teil eines Geweihs mit vielen kleinen Ritzungen. 3 min
Eines der sensationellsten Stücke des Prignitz-Museum ist ein mit Kerben versehens Stück Hirschgeweih. Mehr zur Geschichte und zum aktuellen Jubiläum hören Sie von Katharina Häckl. Bildrechte: Archiv Prignitz-Museum
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Eines der sensationellsten Stücke des Prignitzmuseum ist ein mit Kerben versehens Stück Hirschgeweih. Auch andere Museumsobjekte beeindrucken. Mehr zur Geschichte und zum aktuellen Jubiläum hören Sie von Katharina Häckl.

MDR KULTUR - Das Radio So 11.08.2024 10:26Uhr 03:01 min

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Jubiläum Eines der ältesten Museen Mitteldeutschlands: 120 Jahre Prignitz-Museum in Havelberg

13. August 2024, 18:15 Uhr

Vor 120 Jahren wurde das Prignitz-Museum in Havelberg gegründet. Damit ist es eines der ältesten Museen in Mitteldeutschland. Die Einwohner der Prignitz selbst hatten damals die Initiative ergriffen. Was mit ein paar archäologischen Funden begann, ist heute eine beeindruckende Sammlung. Das älteste Exponat, ein 9.000 Jahre alter Hirschgeweihstab, könnte sogar eine weltweite Sensation sein.

Der etwa einen halben Meter lange Hirschgeweihstab liegt gerade wieder in seiner Vitrine im Prignitz-Museum. Er ist über und über mit Punkten, Ritzungen, Kerben verziert und das älteste Exponat des Museums – etwa 9.000 Jahre alt. Ein Arbeiter hatte es 1930 bei Arbeiten an der Havel bei Strohdehne entdeckt, ihm aber wenig Bedeutung zugemessen. Erst der zuständige Wasserbau-Ingenieur meldete damals den Fund.

Seitdem haben über die Jahrzehnte Forscher im In- und Ausland den Stab unter die Lupe genommen. Wozu diente er? Als Kommandostab für steinzeitliche Jäger? Haben Menschen damit Tiere gezähmt?

Hirschgeweihstab mit früher Schrift

Die Ergebnisse der neuesten Untersuchungen des Landesamtes für Archäologie und Denkmalschutz bergen eine kleine Sensation, sagt Museumsleiterin Antje Reichel: "Man hat festgestellt, dass ähnliche Striche und Verzierungen auch an anderen mittelsteinzeitlichen Stücken auftauchen. Sodass die Wissenschaftler jetzt annehmen, dass das eher ein Kommunikations-Puzzleteilchen ist. Also ein ganz früher Schrift-Informationsträger."

Eine Frau lächelt in die Kamera und hält etwas in ihrer Hand.
Antje Reichel ist die Leiterin des Prignitz-Museums. Bildrechte: Katharina Häckl

Sollten die Folgeuntersuchungen das Ergebnis bestätigen, ist der Hirschgeweihstab tatsächlich eine Sensation: Seine Schrift wäre älter als die Keilschrift.

Kulturschätze aus dem Havelberger Dom

Solche Exponate hätten die Gründer des Prignitz-Museums 1904 natürlich auch gern gehabt. Sie begannen mit 54 zumeist archäologischen Funden. Dazu kamen mehr als 200 Objekte aus dem damaligen Dommuseum, das in das neue Prignitz-Museum integriert wurde. Es sind äußerst ansehnliche, zum Großteil sehr wertvolle Stücke aus der mittlerweile 820-jährigen Geschichte des Havelberger Doms.

Der Dom St. Marien zu Havelberg mit dem Stadtgraben.
Der Dom St. Marien zu Havelberg befindet sich ganz in der Nähe des Museums. Bildrechte: IMAGO / Rex Schober

Landräte der Prignitz, Künstler und Bürger gründeten 1899 den "Verein zur Förderung der Heimatkunde in der Prignitz", den Trägerverein fürs Museum. Auch aus diversen privaten Sammlungen wurden Stücke beigesteuert. Der Bestand des Museums wuchs binnen weniger Jahre auf mehr als tausend Objekte. Heute beherbergt das Pirgnitzmuseum etwa 30.000 Exponate.

Museum in ehemaligem Kloster

Darunter sind wertvolle Gegenstände, wie ein Gesangbuch von Matthäus Ludecus (1517–1606), dem ersten Havelberger Dompfarrer. Er hatte darin ursprünglich katholische Lieder mit reformatorischen, evangelischen Texten versehen.

Neuer digitaler Museumsführer im Prignitzmuseum Havelberg
Das Museum hat seinen Sitz im ehemaligen Prämonstratenser-Kloster. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Das Gesangbuch ist etwa 500 Jahre alt, mit handschriftlichen Bemerkungen von Ludecus jr. versehen und ein deutliches Zeitzeugnis für den Fortschritt der Reformation in Havelberg, dem einst so festen katholischen Bischofssitz mit angeschlossenem Prämonstratenser-Kloster. In dessen Mauern residiert das Prignitz-Museum von Beginn an.

Dort zu finden sind auch Schmuckstücke der Bischöfe und Kardinäle aus der katholischen Zeit, prunkvolle Gewänder, goldglänzende Kirchenausstattung. Die Sammlung zieht sich über die Jahrhunderte und streift dabei in spannenden Abteilungen die Stadtgeschichte, die der Feuerwehr, der Handwerker, der Bürger.

Prignitz-Museum überstand zwei Diktaturen

Das Prignitz-Museum hat vier gesellschaftspolitische Umbrüche und zwei Diktaturen überstanden. Unter den Nazis wurde zum Beispiel ein afrikanischer Schädel ausgestellt, an dem die Überlegenheit der "weißen Rasse" nachgewiesen werden sollte.

Auch zu DDR-Zeiten versuchte das Regime, thematisch Einfluss zu nahmen. Doch der damalige Museumsleiter, Kurt Henschel, fand seine Zuflucht in der Kunst und etablierte die heute noch wechselnden Sonderausstellungen. Damit ging er Wünschen der SED aus dem Weg und ließ sich nicht verbiegen, so Museumsleiterin Reichel.

Ein schwarz-weiß Foto eines Ausstellungsraums.
Blick in das Museum im Jahr 1976: Zu DDR-Zeiten versuchte der Staat Einfluss zu nehmen. Bildrechte: Archiv Prignitz-Museum

Quelle: MDR KULTUR (Katharina Häckl)
Redaktionelle Bearbeitung: op

Mehr Informationen

Prignitz-Museum am Dom Havelberg

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr

Adresse:
Domplatz 3, Havelberg, 39539

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13. Juli bis 13. Oktober 2024

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. August 2024 | 08:10 Uhr

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