Sachsen-Anhalt-TagMarketing am Limit: Wie "Sexy Anhalt" für sich wirbt
Bieder, ironisch und mit kreativen Wortspielen haben auf dem Sachsen-Anhalt-Tag die Regionen des Landes für Besuche geworben. Doch der Grad zwischen Ironie und Fremdscham ist schmal. Hängen bleiben die Ideen der Werber trotzdem. Marketing-Betrachtungen vom Landesfest.
- Auf dem Sachsen-Anhalt-Tag nutzen viele Regionen die Aufmerksamkeit, um für sich zu werben.
- Dabei sind vermeintlich kreative Wortspiele in diesem Jahr besonders beliebt.
- Doch auch klassische Werbeinstrumente kommen noch zum Einsatz.
"I love Sexy Anhalt", mit rotem Herzchen steht auf einem Aufkleber, den sich Besucher am Stand des Landes mitnehmen können. Das ehemalige Land der Frühaufsteher ist jetzt aufreizend. Der Aufkleber fällt ins Auge. Verführerisch wirkt er aber nicht auf alle. "Wir müssen jetzt irgendwie ankommen bei jungen Leuten, aber wissen gar nicht, was bei jungen Leuten ankommt", sagt ein junger Mann. "Ist mal was anderes, es spricht an", sagt eine Besucherin – und überlegt, ob der Aufkleber im Partykeller Platz finden könnte.
Dabei ist Sexy Anhalt nicht der wollüstigen Fantasie eines Werbetexters entsprungen, sondern hat eine Vorgeschichte: Die Schauspielerin Helen Mirren hat vor einigen Jahren hier einen Film gedreht. Ihr persönliches Fazit macht auch international als Filmland berühmt: "I called it Sexy Anhalt this morning." Und genau dieses Fazit gibt es auch als Aufkleber.
Augenzwinkernde Werbung ist ein schmaler Grat
Mit Ironie die Köpfe und die Herzen künftiger Besucher erreichen wollen auch andere Regionen. In der Börde gibt es mehr als nur Kartoffeln, das steht auf Beuteln am Stand des Landkreises. Wer an den Ständen der Regionen des Landes sucht, findet Wortspiele: "My Harz will go on" – ist der Name einer Kampagne, mit der im Harzkreis um Rückkehrer und Fachkräfte geworben wird.
Augenzwinkerndes Marketing durchgespielt hat aber die Altmark: "Das liegt noch hinter Poppau-Peertz…", steht auf Postkarten, die es am Stand des Altmärkischen Regionalmarketing und Tourismusverbands gibt. Der Verband wirbt für das Hashtag "Altmarkliebe", also darum, Bilder und Inhalte aus der Region zu verschlagworten.
Klassisches Marketing wird weiter genutzt
"Reichweite ist alles", sagt Lisa Franke. "Wir verfolgen das selbst, sehen, wer uns mit dem Hashtag begleitet, und können das dann reposten." Die Nutzer selbst gestalten also die Kampagne mit. Auch die Sprüche auf den Postkarten stammen von den Altmärkern selbst. Feine Ironie, Augenzwinkern ist aber immer auch ein schmaler Grat. "Da kann auch ein Fremdschamfaktor dabei sein", stellt sie fest. Aber am Ende funktioniere es. "Solange es nicht die eigene Kampagne ist, finde ich das immer gut."
Ganz klassisch und fast ein bisschen bieder wirbt die Bodetal-Tourismus GmbH aus Thale für Urlaub und Ausflüge in den idyllischen Harz. "Wir werben hier zum Beispiel dafür, dass nächstes Jahr das Harzer Bergtheater wieder neu eröffnet wird", sagt Kathrin Friedling. Klassische Werbung wird großgeschrieben. Es gibt Flyer – und einen Stempelkasten der Harzer Wandernadel. Ein – Achtung Wortspiel – Selbstläufer. "Wegen des Sonderstempels – auch hier bei der Festivität in Stendal, dem Sachsen-Anhalt-Tag. Da kommen die Stempler gezielt zu uns", stellt sie fest.
Wichtig ist, was hängen bleibt, damit Besucher des Sachsen-Anhalt-Tages auch Besucher der Regionen des Landes werden. Und Sexy-Anhalt hat einiges zu bieten.
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MDR (Tom Gräbe, Hannes Leonard) | Erstmals veröffentlicht am 01.09.2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. September 2024 | 16:00 Uhr
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