Tag der Schlaganfall-Betroffenen Wie ein Schlaganfall das Leben einer Familie aus Rossau veränderte
Hauptinhalt
29. Oktober 2024, 12:58 Uhr
Der 29. Oktober ist der "Tag der Schlaganfall-Betroffenen". Etwa eine Viertelmillion Menschen in Deutschland erleiden jährlich erstmals einen Schlaganfall. Sachsen-Anhalt ist das Bundesland mit der dritthöchsten Zahl an Krankenhausbehandlungen. Viele überleben einen Schlaganfall nicht, Tausende leben danach mit einer Behinderung. Das sind die Zahlen. Und hinter jeder steht meist nicht nur ein einzelnes Schicksal, sondern auch das von Angehörigen.
- Das Leben von Familie Drong aus Rossau bei Osterburg ändert sich plötzlich, als Birgit Drong einen Schlaganfall erleidet.
- Bernd Drong pflegt seine Frau, stellt Anträge bei Pflege- und Krankenkasse und kämpft um die Genehmigung von Reha-Maßnahmen.
- Der Schlaganfall-Landesverband Sachsen-Anhalt fordert die Einführung von Patientenlotsen. Sie helfen Betroffenen ab der Akut-Behandlung. Bisher laufen nur Modellprojekte in Deutschland.
Von einer Sekunde auf die andere ändert sich am 1. August 2023 das Leben von Birgit und Bernd Drong komplett. Die beiden lebenslustigen Rossauer hatten sich einen Traum erfüllt – eine Ostsee-Rundreise mit dem Bus. Dann dieser Morgen im Hotel in Riga: Bernd kommt aus dem Bad und findet seine Frau neben dem Bett liegend, stöhnend. Da kommt ihm die Möglichkeit des Schlaganfalls noch gar nicht in den Kopf.
Birgit hat ihr Leben lang Sport getrieben und sich gesund und fettfrei ernährt. Keine der Hauptursachen für Schlaganfälle – Rauchen, Übergewicht, zu hoher Blutdruck – trifft auf sie zu. Und doch stellen in der Uni-Klinik in Riga die Ärzte genau diese Diagnose: Birgit hat einen Schlaganfall erlitten. Warum, finden weder die Ärzte in Riga noch anschließend die in der Uniklinik Magdeburg heraus.
Plötzlicher Einschnitt im Leben der Drongs
Das Leben der Drongs ändert sich komplett: Birgit, heute 65, kann plötzlich kaum sprechen, sie kann weder lesen, noch schreiben, noch rechnen. Immerhin bewegt sie sich wieder durchs Haus, sagt Bernd. An fremden Orten aber verliert sie die Orientierung. Ehemann Bernd hat – bis auf den Vorsitz des Kegelvereins – alle Ehrenämter beendet, um für sie da zu sein. "Das war für mich kein Problem zu entscheiden: Ich bin für meine Frau da", sagt Bernd.
Das war für mich kein Problem zu entscheiden: Ich bin für meine Frau da.
Kampf um Therapien und Reha-Maßnahmen
Dazu gehört auch das Kochen und Putzen, für Bernd sind das neue Herausforderungen. Dazu das Anträge-Stellen bei Pflege- und Krankenkasse, der Kampf um die Genehmigung von Therapien, um Reha-Maßnahmen, das Widersprüche-Schreiben, weil zu viel abgelehnt wird – das ist jetzt sein Alltag.
Birgit und er finden neue Wege, miteinander zu kommunizieren. Da genügen mittlerweile wenige Blicke, ein Fingerzeig, und Bernd versteht, was Birgit haben oder sagen möchte. Trotzdem: Von dem freien, fröhlichen Leben vor dem 1. August 2023 ist kaum noch etwas übrig. Bei allem, jedem Handgriff, jedem Gedanken spielen Birgits Schlaganfall und ihre gebliebenen Behinderungen die Hauptrolle.
Bernd Drong kommt mit diesen neuen Aufgaben klar, obwohl er den Austausch mit Außenstehenden über seinen und Birgits neuen Alltag manchmal vermisst. Sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, dazu hat er sich noch nicht entscheiden können.
Schlaganfall-Patientenlotsen helfen Betroffenen
Für Schlaganfall-Patienten und -Angehörige fordert der Schlaganfall-Landesverband Sachsen-Anhalt die Einführung so genannter Patientenlotsen. Sie begleiten Betroffene ab der Akut-Behandlung und helfen später, wo sie können. Im Moment aber laufen nur ein paar Modellprojekte in Deutschland; die Finanzierung der Lotsen steht in den Sternen. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe fordert, Patientenlotsen in die medizinische Regelversorgung mit aufzunehmen.
Bernd Drong hat sich entschieden, das neue Leben mit Birgit vorerst selbst zu meistern. Da klingelt der Postbote: Die Krankenkasse hat den Antrag auf eine Reha-Kur abgelehnt. Bernd setzt sich an den Küchentisch und schreibt: den nächsten Widerspruch.
MDR (Katharina Häckl, Hanna Kerwin)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. Oktober 2024 | 06:30 Uhr
Maria A. vor 5 Wochen
Ja, innerhalb von Minuten kann sich alles ändern. Was kaum Thema ist - wer solche Gesundheitsattacken überlebt, auch wenn sich sein Leben nach und nach leidlich normalisiert, wird davon geprägt, ob er bei Schlaganfall, Unfall, Herzinfarkt oder Embolie, gerade so davon kam. Für die Familie normalisiert sich im Idealfall nach und nach alles wieder. Es ist aber immer ein krasser Lebenseinschnitt. Als Trost für den geschilderten Fall, ich kenne einen Endfünfziger, der sehr gehandicapt war, aber wieder sprechen gelernt hat und auch bewegungsmotorisch beinahe anknüpfen konnte an seinem vorherigen Zustand trotz anfänglicher anderslautender Prognose und enormer eigener Ängste und familiärer Besorgnis. Der Familie Drong von Herzen eine Verbesserung der Situation, sowie Zuspruch, kompetente Hilfe und auch Verständnis von außerhalb.
Ilse vor 5 Wochen
Eine Herz-Gefäß-Vorsorgeuntersuchung nimmt ungefähr zwei Stunden in Anspruch. Die Kosten für diesen Herz-Gefäß-Vorsorgeuntersuchung belaufen sich auf ~1000 Euro (exklusiv der optionalen Leistungen).
harzer vor 5 Wochen
Wir haben das auch durch; meine Frau 2 Schlaganfälle auf der Arbeit, Hubschrauber nach MD gebracht,2 Schlaganfall Heiligabend, mit Krankentransport nach MD! Wir sind Halberstädter, meine Frau hat alles gut überstanden , es war 2005, heute sind wir Rentner.