Jubiläum 50 Jahre fest vertäut: Das Restaurantschiff "Störtebeker"
Hauptinhalt
20. August 2024, 09:38 Uhr
In Tangermünde liegt seit 50 Jahren ein Schiff, das nicht fahren kann. Es wurde aus einem Transportkahn zum Restaurantschiff umgebaut. Seitdem ist die "Störtebeker" ein beliebtes Ausflugsziel. Beim Jubiläum kamen viele Erinnerungen an die DDR-Zeit zu Tage.
Es sieht aus wie ein Schiff, es liegt im Hafen, ist aber kein wirkliches Schiff, denn es hat keinen eigenen Motor. Es kann sich also nur vom Fleck bewegen, wenn es geschleppt wird. Das Restaurantschiff "Störtbeker" war von Anfang an nicht zum Fahren gedacht, sondern nur zum Feiern, Tanzen und Essen.
50 Jahre "Störtebeker" – Ein Jubiläum
Für den 50. Geburtstag ist die "Störtebeker" festlich geschmückt. Zur Jubiläumsfeier ist auch der Tangermünder Siegfried Kolata gekommen. Er war damals bei der Eröffnung dabei: "Und da standen wir nun an der Gangway. Das war ein Erlebnis, so was hatte man noch nicht gesehen. Wir waren begeistert, was die Werft da geleistet hat."
Wir waren begeistert, was die Werft da geleistet hat.
Ein Restaurantschiff entsteht
Die Stadt Tangermünde beauftragte 1974 die Werft ihrer Stadt, ein neues Restaurantschiff zu bauen. Die Arbeiten sollten aber nicht den sozialistischen Produktionsbetrieb aufhalten. Daher musste alles in Überstunden geleistet werden. Viele Betriebe sollten sich beteiligen. Ein Transportkahn wurde umgebaut zum Schiff. Da Material knapp war, tat man das, was zu DDR-Zeiten oft getan wurde, man improvisierte. Klaus-Dieter Querfurt erinnert sich. Er war damals als "Ziviler" bei den Grenztruppen angestellt: "Ich habe mit dem Lkw Streckmetall zur Werft gefahren. Das war Material, mit dem die Staatsgrenze West gebaut wurde. Und damit wurden dann die Geländer auf Deck und an der Gangway gebaut."
Das war Material, mit dem die Staatsgrenze West gebaut wurde. Und damit wurden dann die Geländer auf Deck und an der Gangway gebaut.
Originale Details und Improvisation
Viele Details der damaligen Innenausstattung wie Decken und Türen sind noch im Originalzustand, auch die Fenster. Sie kamen vom RAW, dem Reichsbahnausbesserungswerk, in Stendal und waren eigentlich für Eisenbahnwaggons gemacht.
Private Übernahme nach der Wende
Die HO-Gaststätte wurde nach der Wende in private Hände übergeben und ist bis auf kleine Renovierungspausen nahtlos in Betrieb. Um kleinere Reparaturarbeiten kümmert sich seit 30 Jahren Michael Brandt. Inzwischen macht er das ehrenamtlich. Dafür darf sein Karnevalverein hier ab und zu feiern. Michael Brandt sagt, früher sei es nicht so locker zugegangen. Für Tanzveranstaltungen habe es eine strenge Kleiderordnung gegeben. "Wir sind zu DDR-Zeiten in jungen Jahren immer freitags und samstags zum Tanz hergekommen, immer in Schlips und Kragen. Im Rollkragenpullover durfte man das Schiff nicht betreten", erinnert sich Michael Brandt.
Restaurant und Tanzlokal mit Traditionen
Bis heute dient die "Störtebeker" als Restaurant und Tanzlokal. Hier haben sich Paare kennengelernt und geheiratet. Auch der jetzige Betreiber, ein griechisches Restaurant, knüpft an die Traditionen der Vergangenheit an.
Bis heute ein beliebtes Ausflugsziel
Viele Altmärker und Touristen sind begeistert von dem historischen Ambiente sowie der Aussicht auf Hafen und Elbe. Nur einmal gab es Irritationen. An einem 1. April stand in der Zeitung, es gäbe eine Schiffsrundfahrt mit der "Störtebeker". Einige Tangermünder waren gekommen. Sie hatten vergessen, dass es ja gar keinen Motor hat und gar nicht fahren kann. Sie sollen den Aprilscherz aber mit Humor genommen haben.
MDR (Aud Merkel)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. August 2024 | 15:45 Uhr