Erneuerbare EnergienStromleitungen ausgelastet: Probleme beim Bau von Wind- und Solarparks in Osterburg
Zwangspause für den Ausbau regenerativer Energien in der Einheitsgemeinde Osterburg in der Altmark: Die Stromleitungen zum Umspannwerk sind nahezu komplett ausgelastet, können nicht noch mehr Strom transportieren. Bis etwa 2028 können deshalb weder neue Windräder noch neue Solar-Parks angeschlossen werden. Für die Einheitsgemeinde und für die Energiewende sind das keine guten Nachrichten.
Mit großem Aufwand hat der Energieversorger Avacon das Osterburger Umspannwerk gerade erst erweitert und modernisiert. Das Werk selbst könnte mehr, aber die Stromleitungen sind komplett ausgelastet. Das liegt vor allem daran, dass innerhalb der letzten Jahre etliche Windparks auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde entstanden sind. Auf 15 Hektar kommen Photovoltaik-Anlagen dazu, sagt Bauamtsleiter Matthias Köberle MDR SACHSEN-ANHALT. Der Einheitsgemeinde liegen noch 15 weitere Anträge auf große Photovoltaik-Anlagen vor.
Altmark: Mehr Strom produziert als verbraucht
Durch die Förderung regenerativer Energien und weil zum Beispiel PV-Module mittlerweile vergleichsweise preisgünstig seien, wachse auch der Bedarf, Groß-Anlagen bauen zu wollen. Die Altmark produziere mittlerweile zehnmal mehr Strom, als sie selbst verbrauche. Köberle glaubt nicht, dass es noch vor einigen Jahren absehbar gewesen wäre, dass das Stromnetz so schnell an seine Grenzen kommt.
Diesen ganzen Prozess, sagt Avacon-Unternehmenssprecherin Daniela Geppert, könne man "nur vernünftig händeln, indem der Ausbau der erneuerbaren Energien synchronisiert wird mit dem Netzausbau". Nur so könne man der steigenden Anfrage nach Anschlussmöglichkeiten gerecht werden.
Strom kann nicht eingespeist werden
Osterburg bekommt die bislang mangelnde Synchronisation jetzt zu spüren. Neue Windparks und Solarparks können ihren ökologisch erzeugten Strom nicht in das örtliche Umspannwerk einspeisen. Die Vorhabenträger, sagt Avacon-Sprecherin Geppert, müssten eigene kleinere Umspannwerke bauen, eigene Leitungen zu weiter entfernten Werken legen lassen. Das bedeutet erheblich mehr Kosten. Einer der Interessenten, der in Osterburg einen Solarpark bauen wollte, sei mittlerweile schon abgesprungen, sagt Bauamtsleiter Köberle.
Osterburg befürchtet Einnahmen-Rückgang
Auch für das gesellschaftliche Leben hat die Zwangspause für neue Investitionen auf diesem Gebiet Auswirkungen. Osterburg bekommt von den Betreibern der Windparks und großen PV-Anlagen jährlich Geld – quasi als Entschädigung für Beeinträchtigungen, die mit den Anlagen einhergehen. Mehrere 10.000 Euro fließen an Vereine, in gemeinnützige Arbeit. Vom allgemeinen Aufschwung beim Ausbau regenerativer Energien hatte sich die Einheitsgemeinde noch mehr solcher Einnahmen versprochen. Das ausgelastete Stromnetz für das Umspannwerk Osterburg wird die vermutlich eindämmen.
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MDR (Katharina Häckl, Fabienne von der Eltz) | erstmals veröffentlicht am 22.11.2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. November 2024 | 07:30 Uhr
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