Vermisste Inga - Suchanzeige auf Smoothie-Flaschen
Mit diesen Flaschen wir nach der vermissten Inga Gehricke gesucht. Bildrechte: MDR/Bernd-Volker Brahms

Suchanzeigen Suche nach vermisster Inga: Fahndungsaufruf auf Smoothie-Flaschen bringt neue Hinweise

26. November 2024, 10:05 Uhr

In den 1970er und 80er-Jahren hat es das in den USA gegeben: Suchanzeigen von vermissten Kindern auf Milchtüten. Und tatsächlich: Über die Aktionen konnte damals ein kleiner Junge wieder gefunden werden. Eine ähnliche Hoffnung gibt es nun auch im Fall von Inga Gehricke aus Schönebeck. Das Mädchen verschwand vor fast zehn Jahren in der Nähe von Stendal spurlos. Nun wird mit einer Suchanzeige auf Smoothie-Flaschen nach neuen Hinweisen gesucht.

Ein Mann steht vor einem Bücherregal
Bildrechte: MDR/Hannah Singer

"Wo ist Inga?" – Die Flaschen mit den Suchanzeigen springen einem beim Blick ins Kühlregal sofort ins Auge. In mehr als 30.000 Supermärkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es die Flaschen nun für einige Wochen zu kaufen. Und: Sie sollen neue Hinweise in einem der ungewöhnlichsten Vermissten-Fälle bringen, die es je in Deutschland gegeben hat.

Vermisste Inga - Suchanzeige auf Smoothie-Flaschen
Rechtsanwältin Petra Küllmei Bildrechte: MDR/Bernd-Volker Brahms

Mehrere Hinweise nach Suchanzeigen auf Smoothie-Flaschen

"Es gibt eine sehr große Resonanz", sagt Rechtsanwältin Petra Küllmei. Sie betreut die Mutter von Inga. Zusammen mit ihrem Berliner Rechtsanwaltskollegen Steffen Tzschoppe kümmert sie sich schon lange um die Website inga-suche.de. Dort finden sich gebündelt Informationen zum Verschwinden von Inga Gehricke. Es gibt dort auch die Möglichkeit, Hinweise zu hinterlassen.

Neben Lob und Aufmunterungen für die Smoothie-Flaschen-Aktion habe es schon mehrere "konkrete Hinweise" gegeben, sagt Petra Küllmei. Man setze auch sehr darauf, dass möglicherweise nach derart langer Zeit sich noch Zeugen zu Wort melden, die dies beim Verschwinden vor neuneinhalb Jahren aus welchen Gründen auch immer nicht getan oder nicht ausreichend getan hätten.

Mutter hofft, dass vermisste Inga sich selbst erkennt

Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich die verschwundene Inga auf der Vermisstenanzeige der Smoothie-Flasche selbst erkennt. "Das ist die große Hoffnung ihrer Mutter", sagt Küllmei. Bei ihrem Verschwinden war das Mädchen fünf Jahre alt, heute wäre sie 15. Auf den Flaschen befindet sich ein sogenanntes Aging-Bild. Dies wurde unlängst von der Polizei angefertigt, sagt die Rechtsanwältin. Experten der Landeskriminalpolizei in Baden-Württemberg waren von den Ermittlern der Cold-Case-Gruppe in Halle/Saale hinzugezogen worden. Hierzu hätten ihnen Bilder von Inga sowie auch von den Eltern und Geschwistern zur Verfügung gestanden, als diese etwa 15 Jahre alt waren, so Petra Küllmei.

"Es war zeitlicher Zufall, dass die Polizei das Bild gerade jetzt angefertigt hat", sagt Petra Küllmei. Als die Smoothie-Firma im Sommer mit der Idee der Suchanzeige auf ihren Flaschen auf die Familie zugegangen ist, sei für die Mutter klar gewesen, dass das imaginierte Bild von Inga mit berücksichtigt werden sollte. Auch bei der millionenfachen Suche in den USA vor mehr als 40 Jahren hatte es eine Erfolgsmeldung gegeben. Die siebenjährige Bonnie Lohman hatte sich selbst auf einer Milchtüte entdeckt.  

Vermisste Inga
Ein "Aging"-Bild der Polizei soll zeigen, wie Inga heute aussehen könnte. Bildrechte: MDR/Bernd-Volker Brahms

Hinweise auf vermisste Inga: 50.000 Euro Belohnung

Bislang hat es mehr als zwanzig Hinweise gegeben, bestätigt Pressesprecherin Antje Hoppen von der Polizei in Halle. Seit 2023 werden dort die mittlerweile rund 2.200 Spuren und Hinweise aus fast zehn Jahren Ermittlungsarbeit noch mal gesichtet und nach neuen Ansätzen gesucht. Bereits zweimal hat es Suchaktionen im Umfeld von Wilhelmshof (Landkreis Stendal) gegeben, wo Inga während einer Feier von befreundeten Familien auf einem von einem Wald umgebenen Gelände verschwand. Zunächst hatten Polizisten aus Stendal in der Sache ermittelt, ehe das Verfahren durch das Justizministerium nach Halle weitergeleitet wurde. Zuvor hatte sich der Innenausschuss des Landtags mehrfach mit der Ermittlungsarbeit der Polizei befasst. Die Staatsanwaltschaft in Stendal ist dagegen weiterhin zuständig.  

Anwältin Küllmei hofft auch auf Zeugen, die möglicherweise noch nicht alles ausgesagt haben. Einen zusätzlichen Anreiz gibt es durch eine erhöhte Belohnung für zielführende Hinweise. Das Getränke-Unternehmen hat die Summe auf 50.000 Euro verdoppelt. Im Übrigen wird mit der Smoothie-Flaschen-Aktion auch auf ein zweites Vermissten-Schicksal hingewiesen. Dabei geht es um Lars Mittank aus Itzehoe in Schleswig-Holstein. Er war vor zehn Jahren im Alter von 28 Jahren auf dem Flughafen im bulgarischen Varna auf mysteriöse Weise verschwunden.  

MDR (Bernd-Volker Brahms, Fabienne von der Eltz), zuerst veröffentlicht am 22.11.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. November 2024 | 08:15 Uhr

3 Kommentare

Shantuma vor 2 Wochen

@DanielSBK:
Leider ist die Zensur heute wieder sehr stark, wobei ich keine Richtlinien verletze, sondern schlicht meine Einschätzung gebe.

Also nochmal:
Ob das KI-Bild gut ist oder nicht möchte ich nicht bewerten. Ich würde es eher nicht als KI-Bild einsortieren Für mich wird die Begrifflichkeit KI schlicht zu häufig verwendet.

Zu den Verschwundenen kann ich nur sagen, dass ich für das Mädchen durchaus noch Hoffnung habe, auch wenn sie sich wohl außerhalb des Suchkreises (deutschsprachige Länder) aufhalten wird.

Für den jungen Mann sehe ich eher schwarz.

DanielSBK vor 2 Wochen

Gebe Ihnen (wie so oft) Recht. Und ich muss auch ehrlich sagen, unabhängig von der Inga (was schlimm genug ist) ist das "Foto" des Mannes der 2014 am Flughafen Varna verschwand ist ein absoluter Witz - als ob jemand mit MS-Paint einen "Bart" angesetzt hat und das wars. 🤦‍♂️ Lächerlich. Vielleicht sollte man hier wirklich mal eine Gesichtserkennung +KI benutzen, wie sie zum aufspüren der ehemaligen RAF Terroristin Klette geführt hat. Aber das würde ja Willen und Können voraussetzen. Die Polizei und Zischang in Stendal hat sich jedenfalls nach all den Jahren nach der Suche um die kleine Inga nicht mit Ruhm bekleckert.

Shantuma vor 3 Wochen

Noch nie gesehen, weder das Bild noch das Mädchen, liegt wohl auch daran, dass ich auf dieses ungesunde Industrieprodukt verzichte.

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