Welttag der Migranten und Flüchtlinge Eine Freundschaft zwischen ukrainischen Geflüchteten und Tangerhüttern
Hauptinhalt
19. Januar 2025, 08:53 Uhr
Mehr als eine Million Ukrainer sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs nach Deutschland geflüchtet. Etwa 32.000 von ihnen leben in Sachsen-Anhalt. Doch einige hat das Heimweh gepackt; sie sind wieder in die Heimat zurückgekehrt. Ludmila und Mykola zum Beispiel. Sie lassen im altmärkischen Tangerhütte neue gute Freunde, die voller Sorge sind, zurück.
Das gehört seit Ende Juni zur täglichen Morgenroutine: Renate Mollenhauer ruft Ludmila im ukrainischen Tschernihiw an. Geht es ihr und ihrem Mann Mykola gut? Haben sie die Nacht heil überstanden?
Das ukrainische Tschernihiw liegt im Drei-Länder-Eck zu Belarus und Russland; die Grenzen zu den beiden Staaten sind nur 70 bis 80 Kilometer weit entfernt. Nach Kiew sind es etwa 130 Kilometer; Russland schickt seine Raketen täglich in die ukrainische Hauptstadt – über Tschernihiw, über Ludmilas und Mykolas Köpfe hinweg. Bei dem Gedanken daran füllen sich Renate Mollenhauers Augen mit Tränen: Man könne von Tangerhütte aus ja nichts machen, man könne nur ein bisschen moralische Unterstützung geben.
Raketeneinschlag in Tschernihiw
Dabei hatten Mollenhauers, als Ludmila und Mykola zwischen März 2022 und Juni 2024 in Tangerhütte untergekommen waren, sich mit Herz und Seele um das ukrainische Ehepaar gekümmert. Hatten geholfen, die kleine Plattenbauwohnung einzurichten, hatten bei Gängen zu Ämtern und Ärzten übersetzt – Renate spricht Russisch, sie war Lehrerin –, hatten viel miteinander geredet und diskutiert, Ausflüge gemacht.
Das ist nicht nur Freundschaft, das sind bald familiäre Bande, so möchte ich’s bezeichnen. Ludmila sagt immer zu mir, Du bist meine deutsche Schwester. Die sind uns so nahe, auch mir besonders, das hätte ich mir nie träumen lassen. Das ist näher als mit Verwandten manchmal.
Neulich schlug dann doch eine Rakete in Tschernihiw ein, etwa 500 Meter vom Haus von Ludmila und Mykola entfernt. Die beiden schickten das Video einer Überwachungskamera. Blitze sind zu erahnen, das Rumsen der Einschläge hat Renate Mollenhauer erschreckt, eingeschüchtert, entsetzt: "Es zerreißt einen!".
Mykola arbeitet mit verletzten Soldaten
Dabei erleben Ludmila und Mykola jetzt jeden Tag Luftalarm, berichten sie MDR SACHSEN-ANHALT per Videotelefonie. Dann würden sie in den Keller gehen, gemeinsam mit ihren Eltern, ihrer Tochter, dem Bruder. Gemeinsam könne man das besser ertragen, sagt Ludmila. Erst jetzt würden sie verstehen, so die Ukrainerin, wie gut es ihnen im Frieden ging.
Wie schön ist es, einfach mit dem Hund spazieren zu gehen. Sich einfach schlafen zu legen, ohne dass man fürchten muss, dass was passiert, in den Urlaub zu fahren.
In Tschernihiw hat Mykola seine Arbeit wieder aufgenommen. Der Ausnahme-Orthopäde hat in Deutschland lange um eine Zulassung gerungen – vergeblich. In der Ukraine arbeite er jetzt mehr und mehr mit verletzten ukrainischen Soldaten, berichtet er. Mykola ist froh, wieder etwas tun zu können. Der Müßiggang in Deutschland hat ihn zermürbt. Zumal, geben beide zu, das Lernen einer fremden Sprache – Deutsch – für ältere Leute nicht so einfach sei.
Mykola und Ludmilla wollen wiederkommen
Ihre Rückkehr von Deutschland in die Ukraine sei eine schwere, aber die richtige Entscheidung gewesen, betont Mykola. Ludmilas Heimweh sei auch gestillt. Trotzdem sei die Situation natürlich ernst, und so ist Renate Mollenhauer in Tangerhütte jeden Morgen froh, Ludmila und Mykola zu sehen und zu hören: Dobrij djen! Es geht uns gut!
Im Frühjahr, wenn die Altmark anfängt zu blühen und der Spargel wächst, wollen die beiden nach Tangerhütte kommen, um ihre "Schwester" und deren Mann besuchen. Derweil kümmern sich Mollenhauers um ukrainische Flüchtlinge, die in Tangerhütte geblieben sind. Ämtergänge, Arztbesuche, Übersetzungen, Integrationskurse – auch andere Kriegsflüchtlinge sind froh, Hilfe von den beiden rührigen Altmärkern zu bekommen.
MDR (Katharina Häckl, Max Schörm)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Januar 2025 | 12:00 Uhr
Niemann vor 3 Wochen
Kriegstreiberei ist bösartig und ich schätze das sie da mit mir übereinstimmen.
Aber zu ihrem Kommentar im einzelnen. Sehr schnell den Krieg beenden kann Putin nicht da der westliche militärisch-industrielle Komplex wie bereits 2022 das nicht zulassen wird solange damit kräftig verdient wird, denn, und das ist unbestritten, dieser Krieg ist ein Stellvertreterkrieg der USA und und gewisser Kreise der EU zum Schaden des ukrainischen Volkes. Und die Volksabstimmung ist bereits im Gange da die Fluchtbewegung, insbesondere der Wehrdienstfähigen , immer größer wird und parallel dazu das Kiewer Regime jetzt auch noch die männliche Bevölkerung ab 18 Jahre an der Front verheizen will, und das sind die "letzten Ukrainer"! Und noch mehr Waffen aus dem Westen beschleunigen nur der Sterben, Zerstören und den Ausverkauf der Ukraine an westliche Konzerne. Wollen sie das?
Außerdem sollte meiner Meinung nach Alice Weidel die nächste Kanzlerschaft antreten um auch diesem Wahnsinn zu beenden.
randdresdner vor 3 Wochen
Ich wünsche mir so sehr, dass die Menschen aus der Ukraine in ein nicht bedrohtes Heimatland zurückkehren können.
Wann stellt Putin endlich seine Aggression gegen dieses Land ein?
pwsksk vor 3 Wochen
Sind das nicht sogenannte "Maulhelden", die hier und in den Medien die große Lippe riskieren und den Krieg hochleben lassen, natürlich vom Sessel aus. Wer real auf die Ursachen und Wirkung dieses Krieges schaut(e), wußte, das Russland nicht klein bei gibt. Und wen die Sanktionen so richtig langfristig geschadet haben, werden wir in ganz kurzer Zeit in Deutschland erleben. Viel Spaß noch.