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KommentarWieso der Wildpark Weißewarte nicht schließen darf

19. Oktober 2022, 14:17 Uhr

Seit Monaten reißen die Schlagzeilen um den Wildpark Weißewarte nicht ab. Nun ist der traurige Höhepunkt erreicht: Das Personal hat hingeworfen, die Einheitsgemeinde kann den Park finanziell nicht halten, ein neuer Betreiber muss innerhalb eines Monats gefunden werden. Lasst den Wildpark nicht sterben, fordert unser Autor, der in der Region groß geworden ist.

Waren Sie schon einmal in Weißewarte? Wenn Sie nicht aus der östlichen Altmark stammen, lautet die Antwort vermutlich "nein". In Weißewarte trennen sich die Straßenwege grob in Richtung Stendal und Tangermünde. Radfahrer werden hier vom Tanger aus langgeführt, wenn sie den Altmark-Rundkurs abfahren. Wer hier nicht lang muss, kennt das Dorf mit seinen weniger als 400 Einwohnern nicht. Kennt die Geschichte der Weißen Warte nicht. Kennt die Idylle zwischen Feldern und Einfamilienhäusern nicht. Weißewarte fliegt unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung – wie so vieles hier oben.

Der Wildpark braucht ein Wunder

Wer Weißewarte hingegen kennt, dem ist im Moment das Herz schwer. Denn Weißewarte ist unmittelbar verbunden mit dem Wildpark im Westen des Dorfes. Für den steht es fünf vor zwölf. Es fehlen Geld, Personal, Betreiber. Es bleibt nicht einmal mehr ein Monat Zeit für eine Lösung. Im nächsten Jahr würde das 50-jährige Jubiläum anstehen. Die Party fällt wohl aus. Es müsste schon ein Wunder geschehen.

Ist ein Wildpark mit 50 Arten denn so wichtig? – Ja, wenn man einmal genau hinsieht. Zugegeben: Der Wildpark Weißewarte wirkt im Vergleich zu anderen Parks urig und wild. Natur- und tiernah eben, wie es der Name verspricht. Nicht immer ist einem als Besucher klar: Ist das hier noch der Wildpark oder steht man schon in der benachbarten Viehwirtschaft?

Die Altmärker stehen hinter ihrem Park

In den letzten Jahren hat sich hier viel getan. Wege wurden geebnet, neue Zäune errichtet, Anlagen verbessert. Insbesondere nach den Hochwassern war die Solidarität mit dem Park groß. Arbeitseinsätze, Spendenaktionen und unschätzbares Engagement haben den Wildpark nach vorn gebracht. Tierpatenschaften sind beliebt. Für manche Tiere gibt es sogar Wartelisten. Unvergessen: das MDR-Frühlingserwachen 2019. Hier war die halbe Region auf den Beinen, um gemeinsam im Frühjahr anzupacken und den Park zu verschönern. Im Publikumsvoting gewann das Projekt dann auch noch den ersten Platz in Mitteldeutschland.

Der Wildpark Weißewarte hängt uns Altmärkern am Herzen. Mittlerweile sind es Generationen, die ihn als Ausflugsort schätzen: mit der Familie, mit der Klasse, mit Freunden. Kindern in der Region leuchten die Augen beim Anblick des großen Spielplatzes, mit Bagger und großem Klettergerüst. Kaum einer kommt ohne vorher gesammeltes Kleingeld für die Elektro-Karts, die Parkbahn oder den Bollerwagen-Verleih zu Besuch. Viele Sitzgelegenheiten auf dem weitläufigen Gelände, ein Imbiss und ein großer Parkplatz zeigen: Hier kennt man die Bedürfnisse der Gäste. Regelmäßige Feste, Flohmärkte oder die Ostereiersuche gehören fest zum regionalen Veranstaltungskalender – und sorgen für Besucherzahlen im vierstelligen Bereich.

Krise als Dauerzustand

Dass der Wildpark seit Jahren Probleme hat, weiß man hier. Geld für Reparaturen und Neuanschaffungen war immer knapp. Nicht immer gab es das volle Angebot. Der Park fristete sein Dasein weit unter seinen Möglichkeiten. Als die Einheitsgemeinde im Frühjahr das Ruder selbst übernommen hatte, war die Hoffnung groß. Doch das Projekt hielt gerade einmal ein halbes Jahr, schon scheiterte wieder alles am Geld. Wenn der Wildpark schließt, verschwinden nicht nur ein paar Tiergehege irgendwo im ländlichen Raum. Es verschwinden ein Naherholungsgebiet, ein Ausflugsziel, kinderfreundliche Angebote und ein Stück von uns allen.

Sieht uns vielleicht doch jemand auf dem Radar? "S.O.S. Lasst den Wildpark nicht sterben!"

Mehr zum Thema: Wildpark Weißewarte

MDR (André Plaul)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Oktober 2022 | 05:30 Uhr

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