Niedriges Grundwasser Wie sich die Trockenheit aufs Trinkwasser auswirkt

02. September 2022, 12:39 Uhr

Trotz mehrerer Jahre ohne viel Regen, wird Trinkwasser in Sachsen-Anhalt in näherer Zukunft nicht knapp. Allerdings würde sich die Lage anspannen, wenn die Dürren noch lange Zeit anhalten würden und auch die Winter zunehmend trockener werden. Das Grundwasser ist bereits deutlich abgesunken, der Rappbodetalsperre fließt weniger Wasser zu. Wassersparen schont in dieser Situation wichtige Ressourcen – senkt zudem auch die Nebenkosten um bis zu 450 Euro in einem Drei-Personen-Haushalt.

Dass der Landschaft nach mehreren zu trockenen Jahren Wasser fehlt, lässt sich an niedrigen Wasserpegeln, vertrockneten Feldern, Wäldern und Gärten überall eindrücklich ablesen. Einzig dem Menschen mangelt es hierzulande noch nicht am Wasser.

Dass sich das ändert und auch Trinkwasser in naher Zukunft knapp wird, diese Sorge teilt der Direktor des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW), Burkhard Henning, aktuell nicht. "Die Trockenperiode, die wir zu verzeichnen haben, ist sicher außerordentlich. Es ist aber einzuschätzen, dass wir dennoch kein Problem bei der Wasserversorgung bekommen werden", sagt Henning MDR SACHSEN-ANHALT. Die Lage sei stabil.

Gesamtes Süßwasservorkommen wird nur zu 13 Prozent genutzt

So würden Sachsen-Anhalt und Deutschland über sehr gute Ressourcen verfügen – vor allem durch Grundwasser, aber auch in Form von Seen und Talsperren. Nur 13 Prozent der deutschen Süßwasservorkommen würden bisher überhaupt genutzt, gerade einmal 2,8 Prozent davon als Trinkwasser, veranschaulicht der LHW-Chef die gute Ausgangslage in der Bundesrepublik.

Ernste Sorgen ums Trinkwasser kämen dennoch spätestens dann auf, so Henning, sollte es noch mehrere Jahre so weiter gehen mit der Trockenheit und auch in den Wintermonaten der Niederschlag ausbleiben. Das Versorgungssystem halte zwar auch längeren Trockenperioden stand. Dennoch sei zu hoffen, dass sich die Lage bald umkehre und sich nun niederschlagsreichere Jahre anschließen würden, so der Wasserexperte.

Denn spurlos sind die vergangenen Dürresommer nicht an den Wasservorkommen Sachsen-Anhalts vorbeigegangen. Gerade beim Grundwasser, aus dem laut Henning 70 Prozent des Trinkwassers im Land gewonnen werden, zeigten die 1.300 Messstellen des LHW eine negative Entwicklung. "Der Grundwasserpegel liegt derzeit 60 bis 70 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel. Das ist bemerkenswert."

Da Regen nur langsam beim Grundwasser ankommt, könne es drei bis vier Jahre dauern, bis die Pegel wieder das normale Niveau erreichten – vorausgesetzt es seien Jahre mit normalen Niederschlagsmengen. Sämtliche Entnahmen würden daher pedantisch durch den Landesbetrieb kontrolliert.

Rappbodetalsperre nach trockenem Sommer noch gut gefüllt

Wesentlich schneller füllen sich dagegen die Wasserspeicher an der Oberfläche wieder auf – so wie die Rappbodetalsperre im Harz. Trotz der Trockenheit der vergangenen Jahre war der Stausee im März dieses Jahres mit 103 Millionen Kubikmetern Wasser maximal gefüllt. "Inzwischen sind wir bei 78 Millionen Kubikmetern. Das ist für die Jahreszeit und die Trockenheit der letzten Monate ein sehr guter Stand", berichtet Burkhard Henning, der auch Geschäftsführer des Talsperrenbetriebs ist.

Allerdings trübt der Umstand das Bild, dass laut Henning zwischen 2009 und 2019 die Zuflüsse in die Talsperre um 30 Prozent eingebrochen seien. Man nutze daher momentan kein Wasser mehr, um Energie zu gewinnen, da man sich auf ausreichende Regenmengen in den Wintermonaten, die den Speicher wieder auffüllen, nicht verlassen könne. Die jährliche Niederschlagsperiode habe sich noch dazu verkürzt und damit der Zeitraum, in dem viel Wasser in die Talsperre zufließe.

LHW-Chef Henning: "Wünsche mir achtsameren Umgang mit Wasser"

Wie sich die globale Klimakrise lokal in Sachsen-Anhalt auswirkt, ob Trockenperioden zunehmen, steht für den LHW-Chef noch nicht fest. Für den Augenblick gibt er beim Thema Trinkwasser Entwarnung – selbst wenn ein weiteres Jahr nicht genug Regen falle, reiche etwa das Wasser in der Rappbodetalsperre auch dann noch. "Vorausgesetzt, die Verbräuche steigen nicht", fügt er hinzu. Die lägen aber schon jetzt im Sommer ein Drittel über dem Durchschnitt. Henning nennt private Pools und Gartenbewässerung als mögliche Gründe.

Eine Aufforderung zum Wassersparen will Henning aber nicht aussprechen. "Ich würde mir eher einen achtsameren Umgang mit dem Wasser als hochwertiges Lebensmittel wünschen, das wir unter sehr hohem Aufwand zur Verfügung stellen."

Einfache Spar-Tricks mit hoher Wirkung

Ein sparsamerer Umgang mit Wasser ist dabei schon ohne größere persönliche Einschränkungen möglich. Mit einfachen Tricks lasse sich der tägliche Verbrauch von durchschnittlich 120 Litern pro Person und Tag auf 90 Liter senken, rechnet Energieberaterin Ute Urban von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt im MDR-Gespräch vor. Das spart nicht nur die wichtige Ressource Wasser, sondern senkt in Zeiten teurer Energie auch die Nebenkosten. Einfachste Maßnahmen könnten die Wasserrechnung im Jahr pro Person um 80 Euro senken, so Urban. "Wenn man die Energiekosten für Warmwasser mit einbezieht, könnten es sogar 150 Euro sein."

Dusche, Waschmaschine, Toilettenspülung verbrauchen viel Wasser

Besonders viel Wasser verbraucht die tägliche Dusche. Verzichten muss dennoch niemand auf diesen Komfort. Laut Expertin reicht es, einen Sparduschkopf einzubauen. Denn der verbraucht statt 15 Litern pro Minute nur sechs bis neun Liter. Ein geringerer Wasserdruck sei je nach Modell oft trotzdem nicht zu spüren, so Urban. Einen großen Effekt habe es zudem, während des Einseifens das Wasser abzudrehen.

Ein noch größerer Wasserverschwender kann die Waschmaschine sein. Alte Modelle würden mehr als 100 Liter pro Waschgang verbrauchen, neuere 40 bis 60 Liter. Doch auch hier lässt sich über die Auswahl des Waschprogramms sparen. "Kurzprogramme sind aber oftmals nicht die sparsameren", stellt Urban klar. Sie empfiehlt stattdessen Ökoprogramme. Diese seien sowohl energie- als auch wassersparend. Für genauere Infos über die jeweiligen Verbräuche rät die Energieexpertin zum Blick in die Bedienungsanleitung. Wichtig sei in jedem Fall, dass die Waschmaschine erst angeschaltet wird, wenn sie richtig voll sei.

Es lohnt, auch die Toilettenspülung zu betrachten. Hier würden schon kleinere Spülkästen den Verbrauch um 30 Prozent reduzieren. Auch die Spartaste, so vorhanden, sei wirkungsvoll.

Wasserverbauch in der Küche: Geschirrspüler statt Spülbecken

In der Küche rät Urban den Geschirrspüler dem Spülbecken vorzuziehen. Denn tatsächlich verbrauche die Maschine weniger Wasser als das Abspülen per Hand. Vor allem dann, wenn die Spülmaschine richtig vollgemacht werde.

Die Gartenbewässerung aus der Leitung treibt den Verbrauch ebenfalls nach oben. Ute Urban empfiehlt daher Regentonnen, die über einen Abzweig in der Regenrinne gefüllt werden. Vorausgesetzt natürlich, dass es auch ausreichend regnet. Um auch mit diesem aufgefangenen Wasser sparsam umzugehen, sollten Gartenbesitzer ihre Pflanzen entweder morgens oder abends wässern. In der Mittagshitze verdunste dagegen das meiste.

MDR (Daniel Salpius)

2 Kommentare

salzbrot am 02.09.2022

Danke für diese Lieschen-Müller-Wassersparvorschläge. Mich würde einmal interessieren, wie sich der absinkende Grundwasserspiegel auf Wälder auswirkt, wenn die Baumwurzeln nicht mehr an Wasser herankommen?

pwsksk am 02.09.2022

Bei uns im Fläming fing das schon vor 20 Jahren an. Jetzt sind die absterbenden Flächen nur nicht mehr (geheim) zu halten.

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