Sicherheit Verkehrstote und Schwerverletzte: Fünf Unfall-Hotspots in Sachsen-Anhalt
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20. September 2024, 15:54 Uhr
In keinem anderen Bundesland gibt es so viele Verkehrstote pro Einwohner wie in Sachsen-Anhalt. Nicht nur auf der A2 kracht es regelmäßig, auch in den Städten und auf dem Land gibt es gefährliche Straßen. Finden Sie heraus, wo besonders viele Unfälle passieren und wie es in Ihrer Nachbarschaft aussieht.
Inhalt des Artikels:
- 1. Die A2: Sachsen-Anhalts Unfall-Schwerpunkt schlechthin
- 2. Universitätsplatz in Magdeburg: Geister-Radler und unaufmerksame Abbieger
- 3. B248 südlich von Salzwedel: Wald, Wild und Unfälle
- 4. An der Magistrale in Halle: Eine tödliche Straßenbahn
- 5. A38 zwischen Dreieck Südharz und Querfurt: Einer von einer Million
- Interaktive Unfallkarte
Jedes Jahr sterben auf Sachsen-Anhalts Straßen mehr als 100 Verkehrsteilnehmer. Hinzu kommen rund 1.400 Unfälle mit Schwerverletzten. Pro Einwohner gibt es in keinem Bundesland so viele Verkehrstote wie hier.
Einer der Gründe ist die geringe Einwohnerdichte. Sachsen-Anhalt ist ländlich geprägt, es gibt viele Landstraßen, auf denen die Geschwindigkeiten oft hoch und die Fahrbahnen unübersichtlich sind. Die meisten tödlichen Unfälle passieren in Deutschland auf Landstraßen. Aber auch auf Autobahnen und in Städten gibt es viele Straßenabschnitte, an denen es immer wieder kracht.
Da das Statistische Bundesamt die polizeilich erfassten Unfälle veröffentlicht, lässt sich genau analysieren, in welchen Städten und auf welchen Straßen es besonders gefährlich ist. Am Ende des Artikels finden Sie eine Karte mit allen schweren und tödlichen Unfällen der Jahre 2019 bis 2023. Sie können dort also herausfinden, wie sicher der Verkehr in ihrer Nachbarschaft ist.
Außerdem hat MDR Data fünf Unfall-Hotspots zwischen Salzwedel und Halle ermittelt, an denen besonders viele schlimme Unfälle passiert sind.
1. Die A2: Sachsen-Anhalts Unfall-Schwerpunkt schlechthin
Die A2 ist die mit Abstand gefährlichste Straße im Bundesland. Auf dem 85 Kilometer langen Autobahnabschnitt zwischen Helmstedt und Ziesar kommt es jedes Jahr zu rund 40 schweren und zehn tödlichen Verkehrsunfällen. Rund jeder zwölfte Verkehrstote in Sachsen-Anhalt stirbt auf der A2.
Fast immer sind Lkws beteiligt. Tag für Tag sind Tausende auf der Strecke unterwegs. Die A2 ist eine der meist befahrenen Ost-West-Verbindungen Europas. Wenn die Fahrer hier ankommen, haben sie oft schon viele Stunden Fahrt hinter sich. "Viele von ihnen sind übermüdet, weil sie ihre Pausen-Zeiten nicht einhalten", sagt Nils Horschick, verkehrspolitischer Sprecher beim ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt.
Manche Fahrer halten sich außerdem nicht an die Sicherheitsabstände – unter anderem, weil die Polizei nicht genug kontrolliere, sagt Horschick. Die Folge: Immer wieder kommt es zu schweren Auffahrunfällen, etwa wenn ein Fahrer ein Stauende übersieht und ungebremst in die stehenden Fahrzeuge rast.
2. Universitätsplatz in Magdeburg: Geister-Radler und unaufmerksame Abbieger
Ein großer Kreisverkehr, viele Radwege, eine Straßenbahnlinie und eine Unterführung der viel befahrenen B1: Am Universitätsplatz in Magdeburg ist einiges los. Kein Wunder, dass es hier immer wieder kracht. Seit 2019 haben sich mindestens neun Menschen bei Unfällen schwer verletzt, hinzu kommen Dutzende leichte Unfälle. Oft kollidierten dabei Autos und Radfahrer.
Vor allem auf der nördlichen Hälfte des Universitätsplatzes passieren viele Unfälle. Laut Patricia Wolle, Vorsitzende der Magdeburger Unfallkommission, gibt es drei wiederkehrende Ursachen: Spurwechsel im Kreisverkehr; Radfahrer, die auf der falschen Straßenseite unterwegs sind und Autofahrer, die als Abbieger unaufmerksam sind und querende Radfahrer übersehen.
Die Unfallkommission, die für die Entschärfung solcher Gefahrenstellen verantwortlich ist, hat sich den Universitätsplatz in den vergangenen Jahren immer wieder angeschaut. Seitdem wurde Wolle zufolge unter anderem die Spur-Aufteilung angepasst. Außerdem stehen an einigen Stellen Warn- und Verbotsschilder und die Polizei kontrolliert die Radfahrer häufiger.
3. B248 südlich von Salzwedel: Wald, Wild und Unfälle
Südlich von Salzwedel verläuft die B248 immer wieder durch Wälder. Auf einem sechs Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Kreisverkehr der L8 und der Ortschaft Vitzke gab es zwischen 2019 und 2023 rund 180 leichte und sieben schwere Verkehrsunfälle. Mehr als die Hälfte davon passierte der Polizeiinspektion Stendal zufolge wegen Wildwechseln; seit einigen Jahren stehen dort deshalb Warnschilder.
Außerdem kam es zu vier tödlichen Unfällen, allesamt mit Pkw-Fahrern. Zwei davon passierten wegen Überholversuchen trotz Gegenverkehrs; bei den anderen beiden prallte ein Pkw-Fahrer gegen einen Baum, einmal mit überhöhter Geschwindigkeit und einmal unter Alkoholeinfluss.
Laut Andy Winkler von der Polizeiinspektion Stendal gilt seit vergangenem Jahr auf einem Abschnitt der B248 deshalb Tempo 70, außerdem führe die Polizei vermehrt Geschwindigkeitskontrollen durch. Die Unfallzahlen seien derzeit rückläufig.
4. An der Magistrale in Halle: Eine tödliche Straßenbahn
Mitten durch Halle-Neustadt verläuft die Straße An der Magistrale. Auf dem Abschnitt östlich der S-Bahn-Station befinden sich auf jeder Seite mehrere Fahrbahnen und ein Fahrradweg, dazwischen verlaufen Baum-Reihen und Straßenbahn-Schienen. Für eine städtische Straße ist die An der Magistrale sehr breit. Seit 2019 sind dort auf einem einen Kilometer langen Abschnitt drei Menschen bei Verkehrsunfällen umgekommen, zehn weitere haben sich schwer verletzt.
Thomas Müller vom Polizeirevier Halle zufolge sind die tödlichen Unfälle allesamt auf Unaufmerksamkeiten der Verkehrsteilnehmer zurückzuführen. Ein Radfahrer kam ums Leben, weil er die Gleise überquerte, obwohl gerade eine Straßenbahn dort entlang fuhr. Ein weiterer tödlicher Unfall passierte, weil ein Autofahrer eine rote Ampel missachtete. Und ein Autofahrer starb, als er trotz Verbots über die Gleise wenden wollte und daraufhin von einer Straßenbahn erfasst wurde.
Grundsätzlich könne keine Straße so sicher gestaltet werden, dass jede Gefahr durch absichtliches Fehlverhalten oder Ablenkung ausgeschlossen werden könne, so Müller vom Polizeirevier Halle. Das bedeutet: Jeder Verkehrsteilnehmer trägt auch eine gewisse Eigenverantwortung, dass er oder sie sicher ans Ziel kommt.
5. A38 zwischen Dreieck Südharz und Querfurt: Einer von einer Million
Rund 30.000 Kraftfahrzeuge sind Tag für Tag zwischen dem Dreieck Südharz und der Ausfahrt Querfurt über die A38 unterwegs. Zwischen 2019 und 2023 waren also etwa 50 Millionen Fahrzeuge auf dem 23 Kilometer langen Streckenabschnitt unterwegs. In diesem Zeitraum kam es zu vier tödlichen und 45 schweren Unfällen. Je eine Million Fahrzeuge passiert dort also etwa ein schwerer Unfall.
Auf der A38 sind weniger Lkws unterwegs als auf der A2, dementsprechend sind sie auch seltener an Unfällen beteiligt. Häufig verunglücken Autofahrer bei Auffahrunfällen oder sie kommen nach rechts von der Fahrbahn ab. "Die A38 ist sicher gebaut", sagt Nils Horschick vom ADAC. "Viele Unfälle passieren hier wegen Unaufmerksamkeit oder zu hohem Tempo. Man muss aufpassen, dass sich die A38 nicht zur Rennstrecke entwickelt."
Interaktive Unfallkarte
In der folgenden Karte sind alle schweren und tödlichen Unfälle in Sachsen-Anhalt der Jahre 2019 bis 2023 abgebildet. Finden Sie heraus, wie sicher es in ihrer Nachbarschaft ist:
Alle in diesem Artikel analysierten Daten finden Sie auch im Unfallatlas des Statistischen Bundesamts.
MDR (David Wünschel)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. September 2024 | 07:10 Uhr
M H Dessau vor 3 Wochen
Zitat:"Die A38 ist sicher gebaut", sagt Nils Horschick vom ADAC. Zitat Ende. Wie meint er das? Das die Bauleute in Sicherheit gebaut haben? Als ich noch als LKW Fahrer unterwegs war hab ich das Teilstück Halle Süd bis Sangerhausen gehasst. Reizarm und zum Einschlafen. Gut. Ich bin seit der Rente da nicht mehr lang. Wenn ich nicht Autobahn muß meide ich sie. (Die Autobahn allgemein.) Von Dessau ist man schneller über Wittenberg und die B2 in Berlin.
der Harzgeist vor 3 Wochen
Die Aussage: „A38 zur Rennstrecke“ kann ich nur bestätigen. Gelegentlich muss ich auch mal drauf fahren, bei testweise 160 hatte ich immer noch den Eindruck, sehr langsam zu sein, darunter sowieso.
Maria A. vor 3 Wochen
Es ist hier also mit der Gefährlichkeit wie woanders auch - der größte Risikofaktor ist der Mensch.