
Personalnotstand Jede vierte Kontrolle in Pflegeheimen deckt Mängel auf
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29. Juni 2022, 16:18 Uhr
Der Fachkräftemangel bleibt das größte strukturelle Problem der stationären Altenpflege. In der Folge stießen Prüfer der Heimaufsicht 2021 bei jeder vierten Kontrolle auf Mängel. Dass sich die Personallage in diesem Jahr entspannt, glaubt der Chef des Landesverwaltungsamtes nicht. Verstöße gibt es immer wieder auch beim Thema Corona.
- 2021 sind viel mehr Mängel im Umgang mit Pflegebedürftigen und Verstöße bei der Personalausstattung als noch 2020 entdeckt worden.
- Allerdings hat die Heimaufsicht auch deutlich häufiger kontrolliert.
- Beim akuten Personalmangel – der Hauptursache für viele Probleme in den rund 470 Pflegeheimen im Land – wird sich die Situation voraussichtlich auch 2022 nicht entspannen.
Der Fachkräftemangel bleibt die größte Herausforderung in der stationären Pflege in Sachsen-Anhalt und mindert die Qualität für die Heimbewohner. So haben die Prüfer der Heimaufsicht 2021 bei fast jeder vierten der rund 860 Kontrollen im Land Mängel bei der Personalausstattung oder -qualifikation in den Einrichtungen entdeckt. Fast genauso häufig waren Mängel bei der Pflegeausübung. Das geht aus einem am Mittwoch in Halle veröffentlichten Bericht der Heimaufsicht des Landesverwaltungsamtes.
Deutlich mehr Kontrollen
Insgesamt verzeichnete die Heimaufsicht einen deutlichen Anstieg der Verstöße. Laut der Behörde ist das jedoch auch auf deutlich häufigere Kontrollen – 2020 gab es nur 225 Prüfungen – und Beratungen zurückzuführen, ebenso auf eine größere Anzahl von Beschwerden.
Auch für das laufende Jahr erwartet der Präsident der Behörde, Thomas Pleye, keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. "Der Personalnotstand wird uns in diesem Jahr viel Kopfzerbrechen bereiten", sagte er. Zwar werde es für die Pflegerinnen und Pfleger ab September eine tarifgerechte Entlohnung geben und das wiederum zu einer besseren Personalausstattung führen. Dennoch werde die Gewinnung neuer Fachkräfte ein großes Thema für die Träger und Einrichtungen bleiben.
Verstöße gegen Corona-Regeln in 35 Einrichtungen
Mit Ausbruch der Corona-Pandemie habe in den Alten- und Pflegeheimen des Landes zudem ein besonderer Ausnahmezustand geherrscht. Das dominierende Thema sei für die Heimaufsicht seit März 2020 die pandemische Lage gewesen. Insgesamt seien 2021 in 35 Einrichtungen Verstöße gegen die jeweils gültigen Corona-Verordnungen festgestellt worden.
Zu den Mängeln hätten dabei die Unterschreitung der vorgegebenen Testintervalle, die Nichttestung bestimmter Personengruppen wie Ärzte oder Therapeuten sowie Dokumentationsmängel gezählt. Insgesamt seien die Mängel als geringfügig einzuordnen. Bußgelder oder behördliche Anordnungen mussten laut Bericht nicht ausgesprochen werden.
Insgesamt gesehen findet Thomas Pleye zudem, dass die Heime in Sachsen-Anhalt an der Pandemie gewachsen sind. Die Heime seien inzwischen zu routinierten Krisenmanagern geworden, schreibt das Landesverwaltungsamt in einer Pressemitteilung. Bei erneuten eventuellen Ausbrüchen wüssten alle Beteiligten, was zu tun sei, notwendige Abläufe seien inzwischen bei allen aus der Not heraus zur Routine geworden.
Landesweit leben den Angaben zufolge rund 40.000 Menschen in den rund 470 stationären Pflegeeinrichtungen.
MDR (Daniel Salpius), epd
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. Juni 2022 | 16:30 Uhr