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In Sachsen-Anhalt wurde ein neuer Hitzerekord aufgestellt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Überblick zum HitzerekordBislang heißester Tag in Sachsen-Anhalts Geschichte

21. Juli 2022, 05:45 Uhr

Am bisher heißesten Tag des Jahres ist in Sachsen-Anhalt am Mittwoch ein neuer Hitzerekord aufgestellt worden. In Huy-Pabstorf wurden 40,0 Grad gemessen.

Sachsen-Anhalt hat am Mittwoch einen der heißesten Sommertage der vergangenen Jahrzehnte erlebt und nach vorläufigen Werten neue Rekorde bei den Temperaturen aufgestellt. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wurden zwischenzeitlich in Huy-Pabstorf im Landkreis Harz 40,0 Grad gemessen. So heiß war es in Sachsen-Anhalt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie. Der bisher geltende Rekord war 2019 in Bernburg mit 39,6 Grad gemessen worden. Höchstwerte wurden auch im Altmarkkreis Salzwedel registriert.

In Magdeburg wurden 38,2 Grad gemessen. Selbst am Brocken ging das Thermometer am Mittwoch auf die 30-Grad-Marke zu. Für den aktuellen Temperatur-Rekord am Brocken reichte es jedoch nicht. Dieser sei vor wenigen Jahren bei 29,7 Grad gemessen worden, erklärte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes.

Gut 37 Grad bereits am Dienstag

Verantwortlich für die Temperaturen ist "Hoch Jürgen", das bereits am Dienstag hochsommerliche Werte nach Sachsen-Anhalt gebracht hatte. Die landesweit höchste Temperatur war am Dienstagnachmittag in Halle und Eisleben mit 37,2 Grad gemessen worden.

Die Hilfsorganisation Malteser warnte, das Wetter könne vor allem für alte Menschen zur Gefahr werden. Bei ihnen funktioniere der "Mechanismus Selbstkühlung" durch das Schwitzen oft nicht mehr so gut. Außerdem nehme mit zunehmendem Alter das Durstgefühl ab.

Generell solle jede und jeder ausreichend trinken. "Das können auch schon einmal zwei bis drei Liter am Tag sein", sagte ein Experte der Malteser. Am besten geeignet seien Mineralwasser, Säfte als Schorle oder ungesüßte Tees. Auf Alkohol solle man dagegen lieber verzichten.

Arg von der Hitze betroffen sind auch diejenigen, die in diesen Tagen draußen arbeiten. Darauf hat der Baugewerbe-Verband hingewiesen. Hauptgeschäftsführer Giso Töpfer sagte am Mittwochmorgen, körperlich schwere Arbeit sei bei dieser Extremhitze nicht dauerhaft leistbar. Da brächten auch längere Pausen, Erfrischungsgetränke oder eine Baustelle im Schatten nicht viel. Insbesondere am Nachmittag nehme die Leistungsfähigkeit ab. Das könne in Kombination mit der Ferien- und Urlaubszeit dafür sorgen, dass Bauvorhaben länger als geplant dauerten.

Wer bei dieser Hitze draußen arbeiten muss, leidet besonders. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Seeliger

Angler fürchten "Totalverlust"

Derweil sorgen sich Sachsen-Anhalts Angler um die Gesundheit der Fischbestände im Land. Der Sprecher des Landesanglerverbandes Sachsen-Anhalt, Gerhard Jarosz, sagte, man sehe insbesondere in kleineren stehenden Gewässern die Gefahr eines "Totalverlustes" der Fischpopulation. Im Kreis Mansfeld-Südharz hätten in einigen Seen schon große Fische wie Hechte die andauernde Wärme nicht überlebt. Insbesondere kleinere Gewässer ohne natürlichen Zulauf könnten schnell erhitzen, sagte Jarosz.

Durch die Hitze könne weniger Sauerstoff im Wasser gebunden werden. Unter einem gewissen Schwellenwert werde es gefährlich. "Wir können kein Wasser hinfahren oder die Fische in Massen umsetzen. Wir sind relativ chancenlos", so Jarosz. Besonders Raubfische wie Hechte oder Zander seien bei Sauerstoffmangel sehr empfindlich. Wenn einmal der Sterbeprozess im Gewässer einsetzt, sei der Vorgang schwer aufzuhalten. Die Zersetzung setze zudem giftige Stoffe frei, die wiederum den Prozess beschleunigen.

Tiere vor Hitze schützen

Auch den Tieren macht die Hitze zu schaffen. Deshalb hat der Tierschutzbeauftragte des Landes, Marco König, jetzt an Halter appelliert, Vorkehrungen zu treffen – und gesetzliche Standards einzuhalten. Insbesondere Nutztiere in Ställen mit begrenztem Platz litten unter den hohen Temperaturen. Sie könnten sich von Natur aus nur begrenzt vor Hitze schützen.

König sagte, es sei untragbar, Haustiere in ungekühlten Fahrzeugen zu lassen. Das gelte auch bei geöffneter Scheibe. Selbst in Autos mit Klimaanlage sollten Tiere bei Urlaubsreisen nicht dauerhaft dem ungehinderten Sonnenschein ausgesetzt werden.

Krankenhausaufenthalte wegen Hitzeschäden

Die Hitze hat bereits in den vergangenen Jahren immer wieder den Menschen zu schaffen gemacht. Etwa 700 Menschen sind zwischen 2010 und 2020 wegen Hitzeschäden oder Sonnenbrand in Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt behandelt wurden.

Zu den Schäden zählten neben Hitzschlag und Sonnenstich auch Hitzeerschöpfung oder ein Hitzeödem, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Auf die "Dermatitis solaris acuta", den klassischen Sonnenbrand, gingen in diesem Zeitraum 92 Krankenhausaufenthalte zurück.

Ab Donnerstag etwas kühler: So geht das Wetter weiter

Nach dem heißesten Tag des Jahres soll es laut Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes ab Donnerstag etwas kühler werden: In der Nacht zu Donnerstag sind demnach gebietsweise Schauer und auch Gewitter möglich, die Temperaturen gehen runter auf 22 bis 18 Grad. Der Donnerstag selbst soll wechselnd bewölkt werden und teils Schauer und Gewitter bringen, bei 26 bis 30 Grad. Am Freitag werden sich die Temperaturen dann eher unter 30 Grad einpendeln, so die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes.

Waldbrandgefahr steigt weiter – Feuer bei Friedrichsbrunn

Auch die Feuerwehren in Sachsen-Anhalt sind in Sorge. Grund ist die erhöhte Gefahr von Waldbränden – die am Mittwochmorgen erneut zur Realität wurde. Am frühen Mittwochmorgen stand bei Friedrichsbrunn im Harz ein kleinerer Wald in Flammen. Wie die Leitstelle der Feuerwehr MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, brannte es auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern. Drei Feuerwehren waren im Einsatz, der Brand aber noch am Morgen bereits unter Kontrolle.

Die Feuerwehren appellierten an Wanderer und Radfahrer, die sich im Wald und der freien Natur aufhalten möchten, besonders vorsichtig zu sein. In zahlreichen Landkreisen in Sachsen-Anhalt gilt die höchste Waldbrandgefahrenstufe 5. Das bedeutet, dass das Betreten der Wälder außerhalb der Waldwege verboten ist. Dasselbe gilt für Rauchen, offenes Feuer und Grillen. "Die meisten Waldbrände sind nicht natürlichen Ursprungs, sondern menschengemacht, also Unachtsamkeit oder sogar Brandstiftung", sagte der Betriebsleiter des Landeszentrums Wald, Thorsten Rommel.

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Feldbrand bei Wegenstedt

Auf einem Feld bei Wegenstedt ist unterdessen ein Feuer ausgebrochen und hat sich weiter auf einen angrenzenden Wald ausgebreitet. Nach Angaben der Feuerwehr von Donnerstagmorgen ist der Brand unter Kontrolle und breitet sich nicht weiter aus. Wie lange die Löscharbeiten noch andauern, sei jedoch unklar, es gebe noch zahlreiche Glutnester. Wie der Einsatzleiter am Mittwoch vor Ort mitteilte, sind bislang 25 Hektar Wald und Feld dem Feuer zum Opfer gefallen. Weitere sechs bis acht Hektar konnten die Einsatzkräfte vor Ort vor den Flammen retten. Am Donnerstagmorgen hieß es, der Einsatz werde wohl noch Stunden dauern.

Wasserentnahme wird eingeschränkt

Neben der Hitzewelle hat Sachsen-Anhalt auch weiterhin mit trockenen Böden zu kämpfen. Der Burgenlandkreis bittet deswegen "bei der Entnahme von Wasser um äußerste Sparsamkeit und Verantwortungsbewusstsein". Betroffen sei die "Wasserentnahme aus allen Oberflächengewässern (Flüsse, Bäche, Gräben, Teiche und Seen) und dem Grundwasser (z.B. über Brunnen)".

Die Menschen seien aufgerufen, den Garten nur in den frühen Morgen- oder späteren Abendstunden zu wässern und auf die Befüllung von Badepools zu verzichten.

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dpa, MDR (Hannes Leonard, Luca Deutschländer, Maren Wilczek) | Erstmals veröffentlicht am 19.07.2022

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. Juli 2022 | 07:00 Uhr

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