Wildunfälle Oft schwere Unfälle durch Wild im Oktober

31. Oktober 2022, 11:28 Uhr

Während am Wochenende die Uhren zurückgestellt werden und sich der morgendliche Berufsverkehr verlagert, ändert sich für Tiere im Wald und den Landstraßen: nichts. Die Zahl der Wildunfälle steigt nach der Zeitumstellung an.

Wolf Last ist viel in den Wäldern rund um Langenweddingen unterwegs. Hier hat der Landesjagdverband seinen Stammsitz und auch sein Revier. Last ist Geschäftsführer des Verbandes.

Last sieht Gefahren durch die Zeitumstellung. Während Pendler eine Stunde später unterwegs sind als vor der Zeitumstellung, ändert sich die Zeitwahrnehmung bei den Wildtieren nicht: Die Tiere sind weiterhin zur gefühlten gleichen Zeit in den Dämmerstunden unterwegs. Das unterschätzten viele, sagt Last.

Die Statistik gibt Last Recht: Wildunfälle sind immer noch die Hauptunfallursache 2021. Fast 22 Prozent der Gesamtunfälle gehen auf einen Crash mit einem Tier zurück. Fast vier Prozent enden mit einem Personenschaden. Für die Tiere endet der Unfall fast immer tödlich. Am meisten trifft es Damhirsche und Wildschweine.

Zwischen 5 und 7 Uhr fährt der Tod mit

13.920 Mal krachte es im vergangen Jahr in Sachsen-Anhalt aufgrund von Wildunfällen. Dabei verendeten in 10.445 Fällen Rehwild wie Hirsche und Rehe, in 936 Fällen Schwarzwild, wie Wildschweine, 570 Füchse, 589 Hasen und sogar acht Wölfe. Die meisten Tiere starben bei den 5.270 Unfällen auf Landstraßen. 

Ein Drittel der jährlichen Wildunfälle passieren allein im Oktober und November. "Die mittelgroße Hirschart hat jetzt Paarungszeit und ist besonders viel unterwegs," sagt Last. Besonders viele Unfälle verzeichnet das Tierfundkataster zwischen 5 und 7 Uhr. Der Datenbank werden verendete Tiere, auch Funde im Wald, gemeldet, um den Bestand im Blick zu behalten. 

Bei Tempo 60 wird der Hirsch zum Nilpferd

Im Schnitt wiegt ein Damhirsch 70 Kilogramm, doch schon bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h werden daraus durch die Gesetze der Physik fast zweieinhalb Tonnen. Mit zum Teil schweren Folgen für die Insassen: vier Prozent der Unfälle mit Wild enden im Krankenhaus, fast zwei Prozent als Schwerverletzte. Darum rät auch Wolf Last vom Landesjagdverband zur angepassten Fahrweise: "Es gibt zehn Tipps die unser Verband herausgegeben hat, die am Ende auch Leben retten können."

10 Tipps für den Ernstfall

Wie lässt sich ein Wildunfall verhindern?

  • Besonders in der Dämmerung: Geschwindigkeit reduzieren entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder.
  • Besonders gefährlich: Neue Straßen durch Waldgebiete und entlang von Waldrändern, da Tiere gewohnte Wege nutzen.
  • Bei Tieren am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.
  • Ein Tier kommt selten allein: Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.

Was tun, wenn es gekracht hat?

  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei rufen.
  • Achtung Infektionsgefahr: Tote Tiere mit Handschuhen anfassen und soweit möglich von der Fahrbahn ziehen.
  • Abstand halten zu lebenden Tieren.
  • Wild nicht mitnehmen, Wilderei ist strafbar.
  • Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.
  • Für die Versicherung Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen.

Übrigens ist Wild nicht nur bei der Autofahrt potentiell gefährlich. Wolf Last weiß: "Rehe flüchten in der Regel sofort. Wildschweine auch, sie können jedoch sehr bösartige Verletzungen verursachen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen oder krank oder verletzt sind, dann bleibt ihnen nur der Angriff als Verteidigung. Letzteres ist jedoch unwahrscheinlich, solange man sich auf den Wegen aufhält und seine Hunde anleint."

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, dass Pendler nach der Zeitumstellung Ende Oktober eine Stunde früher unterwegs seien. Tatsächlich können sie eine Stunde später losfahren als vor der Zeitumstellung. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

MDR (Lars Frohmüller) | Veröffentlicht am: 30.10.2022

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 29. Oktober 2022 | 06:40 Uhr

Mehr aus Sachsen-Anhalt

Muskelmann Ben 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK