Gesundheit AOK erhöht im neuen Jahr Zusatzbeitrag

16. Dezember 2022, 16:29 Uhr

Für die circa 3,4 Millionen Versicherten der AOK Plus in Sachsen und Thüringen wird die Krankenkasse zum Beginn des neuen Jahres teurer. Die AOK macht dafür gesetzliche Eingriffe verantwortlich, die zu höheren Kosten im Gesundheitswesen geführt hätten. Größter Kostentreiber seien die Arzneimittel.

Das neue Jahr beginnt bei der größten gesetzlichen Krankenkasse in Sachsen und Thüringen, der AOK Plus, mit einer Beitragserhöhung. Wie die Krankenkasse am Freitag mitteilte, hat der Verwaltungsrat der AOK ab 1. Januar 2023 einen Zusatzbeitrag von 1,5 Prozent beschlossen - also eine Erhöhung um 0,3 Prozentpunkte. Demnach beträgt der neue Beitragssatz insgesamt 16,1 Prozent. Arbeitnehmer mit einem Bruttoeinkommen von 2.500 Euro zahlen damit beispielsweise 3,75 Euro mehr im Monat.

Bei den gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Versicherten grundsätzlich 14,6 Prozent vom Bruttoeinkommen. Seit 2015 dürfen die verschiedenen Kassen jedoch Zusatzbeiträge erheben.

"Es ist eine schmerzhafte Entscheidung, dass wir unseren Beitragssatz ab 2023 erhöhen müssen", betont Sven Nobereit, Vorsitzender des Verwaltungsrates der AOK Plus. Grund für die Erhöhung des Beitragssatzes seien gesetzliche Änderungen, die zu höheren Kosten im Gesundheitswesen geführt hätten, hieß es.

Es ist eine schmerzhafte Entscheidung, dass wir unseren Beitragssatz ab 2023 erhöhen müssen.

Sven Nobereit Vorsitzender des Verwaltungsrates der AOK Plus

Kostenexplosion bei Arzneimitteln - plus 14,2 Prozent

Beispielhaft nennt die AOK Plus die Kosten für Arzneimittel. 2018 hat die Krankenkasse dafür nach eigenen Angaben noch 1,9 Milliarden Euro aufgewendet, während es 2021 bereits mehr als 2,2 Milliarden Euro waren - ein Plus von 14,2 Prozent. Größter Kostentreiber sind vor allem neue, patentgeschützte Medikamente.

Größere Posten sind den Angaben zufolge auch Krankenhausbehandlungen mit rund 4,12 Milliarden Euro (2018: 3,73 Mrd. Euro) und ärztliche Behandlungen mit rund 2,05 Milliarden Euro (2018: 1,76 Mrd. Euro). Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben seien von 3.492 Euro im Jahr 2018 auf rund 4.161 Euro im vergangenen Jahr gestiegen.

AOK muss Geld an Gesundheitsfonds abführen

Die AOK habe zudem im Vorjahr 687 Millionen Euro aus ihren Finanzreserven an den Gesundheitsfonds in Berlin abführen müssen. 2023 kämen noch einmal 150 Millionen Euro hinzu. Das Geld werde zur Sanierung der gesamten gesetzlichen Krankenkasse verwendet. "Dieser wiederholte Rückgriff auf die Kassenreserven und die Reserven des Gesundheitsfonds ist nicht akzeptabel. Damit werden der AOK Plus Rücklagen entzogen, die dafür gedacht waren, die Beiträge stabil zu halten", sagte Sven Nobereit.

Techniker Krankenkasse verzichtet auf Beitragserhöhung

Anders als die AOK Plus erhöht die Techniker-Krankenkasse (TK) den Zusatzbeitrag nicht. Der Beitrag bleibe stabil bei 1,2 Prozent, hieß es. Der Gesamtbeitrag der TK liegt damit bei 15,8 Prozent. "Angesichts der Inflation mit immer weiter steigenden Kosten sind wir froh, dass wir unsere Versicherten nicht mit höheren Beitragssätzen belasten müssen", sagte Alexander Krauß, Leiter der TK-Landesvertretung in Sachsen. Bisher zählten AOK Plus und TK gemeinsam zu den günstigsten Krankenkassen in Sachsen. Neben der AOK erhöhen auch die IKK Classic und die DAK ihre Zusatzbeiträge, während es bei der Barmer noch nicht feststeht.

Sonderkündigungsrecht bei Beitragserhöhung

Laut Verbraucherzentrale haben Krankenkassenmitglieder ein Sonderkündigungsrecht, wenn der Zusatzbeitrag erhöht wird. Dies gilt bis zum Ende des Monats, in dem der neue Beitrag gilt. Das Sonderkündigungsrecht gilt dabei unabhängig von der Dauer der Mitgliedschaft. Auch Personen, die noch keine zwölf Monate in der jeweiligen Krankenkasse waren, dürfen daher wechseln.

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 16. Dezember 2022 | 17:00 Uhr

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