Radfahren Flussradweg für fitte Radler - entlang der Zwickauer Mulde

22. Juli 2022, 18:00 Uhr

In Sermuth, einem Ortsteil von Colditz, vereinigen sich die Zwickauer Mulde und die Freiberger Mulde zur ... Mulde. Beide Quellflüsse werden von Radwegen begleitet. Nachdem ich im vergangenen Jahr die Freiberger Mulde erkundet hatte, nahm ich mir diesmal den Abschnitt von Schöneck im Vogtland bis nach Sermuth vor – die Zwickauer Mulde also.

Von der Quelle bis zum Zusammenfluss ist der Radweg etwa 155 Kilometer lang. In drei Tagen ein eher sportliches Programm, aber durchaus machbar - dachten wir zumindest bei der Planung. Zusammen mit meiner Begleitung startete ich das Abenteuer in Plauen. Von hier fährt die Vogtlandbahn (RB 5) direkt nach Schöneck. Auch Fahrräder haben darin Platz. Allerdings mussten wir die Anfahrt auf diesem Wege gut planen, denn die Strecke wird nur alle zwei Stunden bedient.

Wer die Sache eher spontan angeht, ist gut beraten, nicht am Bahnhof Schöneck auszusteigen, sondern noch eine Station weiter zu fahren. An der Haltestelle Schöneck Ferienpark befindet sich nämlich eine Touristeninformation (mit Toilette), wo es gute Tipps und auch eine Karte für den Radweg gibt. Außerdem sind es von hier nur ein paar Hundert Meter bis zur Muldequelle. Und welcher Ort wäre besser für den Beginn der Radtour geeignet? Leider gab das Mauerwerk an der Quelle keinen Tropfen von sich und so fühlte sich der kleine Umweg für uns eher symbolisch an. Fotogen ist die Stelle trotzdem.

Ein etwas anderer Weg

Ab hier beginnt der Mulderadweg auf einem schottrigen Waldweg. Ein kleines Logo weist die Richtung und es gibt zahlreiche Wegweiser mit Kilometerangaben. Dennoch fühlten sich die ersten Stunden ein wenig wie eine Schnitzeljagd an. Schon nach wenigen Kilometern mussten wir umkehren und eine Ausweichroute improvisieren. Der Grund: Wegsperrung wegen "Jagd- und Forstarbeiten". Also nahmen wir die Straße und erreichten nach einer knappen Stunde schließlich den Ort und die Talsperre Muldenberg.

Auf der Suche nach dem Radweg überquerten wir die Staumauer und genossen den eindrucksvollen Blick über das Gewässer. Die nächsten Kilometer führen über Forstwege und Straßen. Wer ohne elektronische Unterstützung unterwegs ist, sollte die Augen offenhalten. Ich hätte mich gnadenlos im dunklen Wald verfahren, wäre ich nicht mehrmals auf zugewuchterte Schilder hingewiesen worden, die eine andere Weggabelung nahelegten.

(Ost)Deutsche Legenden

Als wir Morgenröthe-Rautenkranz erreichen, den Geburtsort des ersten Kosmonauten, Sigmund Jähn, hatte ich zwei Bedürfnisse: Ich wollte mehr über das hier ansässige Deutsche Raumfahrtmuseum erfahren. Und ich hatte Hunger. Glücklicherweise befand sich im Museum auch praktisch das einzige geöffnete Restaurant im Ort. Dieses stellte sich als Snackautomat in der Eingangshalle heraus. Mangels Alternativen (die Bäckerei im Ort hatte geschlossen, sonst gibt es keinerlei Einkaufsmöglichkeit), gönnten wir uns eingeschweißten Apfelkuchen und Trockensalami. Das Innenleben des Museums kommt auf eine To-Do-Liste für "irgendwann". Denn wer viel Gepäck auf dem Fahrrad hat, der kann dies schlecht sich selbst überlassen.

Außerdem versprach unser nächster Halt Eibenstock Verpflegungsmöglichkeiten. Das Problem: Der Weg dahin ist richtig anstrengend. Denn wir erreichen hier das Erzgebirge, und nach Eibenstock geht es gefühlt nur bergauf. Teilweise schauten wir auf die Karte, um sicherzugehen, dass die Richtung stimmt, denn für ein paar Kilometer fuhren wir entgegen der Fließrichtung des Baches nebenan. Generell sollten Radler für diese erste Etappe schon etwas fitter sein - oder ein E-Bike nutzen. Wer möchte, kann einen bildstarken Zwischenstopp an der Talsperre Eibenstock einlegen, der größten Talsperre Sachsens. Nach 16 Kilometern der strapaziöseren Sorte erreichten wir Eibenstock. Hier sah es wieder nach Zivilisation aus. Ein Bäcker am Markt war geöffnet und versorgte uns mit den nötigen Kohlehydraten.

Welterbe am Wegesrand

Auch sonst hat Eibenstock einiges zu bieten. Das 5.000-Einwohner-Städtchen ist Ausgangspunkt vieler Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung. So lässt sich auf einem Lehrpfad die historische Bergbaulandschaft entdecken, die nicht umsonst zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Um 1900 waren die Stickereien aus Eibenstock ein weltweiter Exportschlager. In Amerika waren sie so beliebt, dass hier 1891 das amerikanische Generalkonsulat eröffnet wurde. Das Gebäude in der Schulstraße hat allerdings schon bessere Zeiten gesehen.

Auf dem Marktplatz besichtigten wir die überdimensionierte Skulptur einer Zinngraupe, in deren Inneren eine wunderbar tiefe Erzählstimme Sagen aus der Region zum Besten gibt, sobald man eintritt.

Übernachtung im Kurort Bad Schlema

Wir verließen den Ort und schwenkten auf einen der schönsten Abschnitte des Mulderadweges ein. Eine ehemalige Bahntrasse wurde hier zum Radweg ausgebaut. Sie führt durch ein kühles Tal unter Bäumen am Fluss entlang. Ohne Steigungen. Herrlich. So erreichten wir Aue und verließen den Radweg, um unsere Unterkunft in Bad Schlema aufzusuchen. Die Etappe an diesem Tag war samt Umwegen rund 65 Kilometer lang. Und dank der Anstiege spürten wir sie auch gut in den Beinen.

Am nächsten Morgen verließen wir Bad Schlema, obwohl es in diesem Kurort einiges zu entdecken gibt, zum Beispiel das Besucherbergwerk und den Kurpark. Wir mussten uns entscheiden und wollten lieber in den Zoo der Minis in Aue. Minitiere, wer kann da widerstehen? Wer all der Niedlichkeit überdrüssig ist, kann sich auch vom Zoo-Kassenwart die komplette Stadtgeschichte von Aue erzählen lassen. Ein kleines menschliches Highlight unter lauter kleinen felligen Highlights.

Sehr "hügeliges" Gelände

So war es schon fast Mittag, als wir davonrollten. Von nun an ging es über welliges Landstraßengelände in Richtung Zwickau. Nach einigen Kilometern passierten wir die Prinzenhöhle (dienstags und mittwochs geschlossen) und erreichten schließlich die eindrucksvolle Burg Stein. Das Anwesen beherbergt ein Burg- und Heimatmuseum und seit Ende der Neunziger Jahre auch wieder private Wohnräume der Fürstenfamilie Schönburg-Hartenstein. Der nun folgende, heftige Anstieg hinauf nach Langenbach löste bei uns die ein oder andere Kauferwägung nach E-Bikes aus.

Auf Asphalt- und teilweise sehr losen Schotterwegen rollt man ab hier durch eine ansprechende Landschaft - immer parallel zur Mulde - und unterquert kurz vor Wilkau-Haßlau die Autobahn 72. Ab hier führt ein ausgebauter Radweg am Fluss entlang bis in die Zwickauer Innenstadt. Dies ist ein guter Ort, um auszuruhen und sich für die letzten Kilometer nach Glauchau zu stärken.

Idylle und Industrielandschaft

Mittlerweile hat sich die Zwickauer Mulde zu einem kleinen Fluss entwickelt. Vorbei an der ein oder anderen Schafherde führt der Radweg auf idyllischen Asphalt- und Schotterwegen am Wasser entlang, nimmt aber nicht jede Muldeschlaufe mit. Auf diesem Abschnitt bleibt es größtenteils flach und erstmals kommt das typische Feeling großer Radwege an Flüssen auf - bekannt auch vom Elberadweg. Glauchau durchquerten wir aus Zeitgründen ohne weitere Stopps. Denn unser Ziel, eine Ferienbungalow-Anlage in Waldenburg, war nur noch wenige Kilometer entfernt.

In den vergangenen beiden Tagen hatte uns der Regen nie verlassen und so fuhren wir im Niesel vorbei an einigen Industrieruinen und schließlich durch den Grünfelder Park - eine prächtige englische Parkanlage mit hübschen klassizistischen Gebäuden und Torbögen. In Waldenburg überquerten wir die Mulde und fuhren durch den mittelalterlichen Stadtkern unserem Domizil entgegen. Wer die Stadt erkunden möchte, braucht gute Beine, denn sie besteht überwiegend aus starkem Gefälle. Der toll gelegene Wald-Ferienpark Waldenburg, direkt neben dem Freibad, ist definitiv etwas für DDR-Fans. Hier lässt sich noch das Gefühl der achtziger Jahre aufsaugen - das entsprechende Möbel-Potpourri ist noch nutzbar.

Am nächsten Morgen entschlossen wir uns zur Heimfahrt. Es schüttete wie aus Gießkannen und für den gesamten Tag war keine Besserung angesagt. Schade, denn auf dem nächsten Abschnitt bis zur Muldevereinigung verpassten wir unter anderem die Schlösser Wolkenburg, Rochsburg und Rochlitz - allesamt direkt am Wegesrand.

Fazit

Wer den Elberadweg mag, wird die Zwickauer Mulde lieben? So würde ich es nicht ausdrücken. Gerade im oberen Bereich gibt es wenig Fluss und dafür viele, teils sehr steile Waldwege. In den Ausläufern des Erzgebirges ist das auch nicht überraschend. Hier sind eine gute Fitness - oder ein E-Bike - oder beides hilfreich. Auch sollten Radlerinnen und Radler sich auf dem ersten Teilstück gut selbst verpflegen, denn die Örtchen am Wegesrand bieten dafür nicht immer Gelegenheit.

Auf jeden Fall ist es ratsam, mehrere Tage Zeit einzuplanen, denn auf und abseits der Strecke finden sich überall sehenswerte Möglichkeiten für Zwischenstopps. Die Beschilderung des Weges ist gut, jedoch sollten die Augen auf der Suche nach den kleinen Zeichen für den Mulderadweg wachsam bleiben. Es kann nicht schaden, Kartenmaterial dabei zu haben. Die Navigationsdaten finden sich unter anderem auf der prima organisierten Website des Mulderadweges.

Adresse und Anreise

  • Startort: Schöneck/Vogtland
  • Anreise mit der Vogtlandbahn (Fahrradmitnahme erlaubt)

Geeignet für

  • eher sportliche Menschen
  • Familien
  • Gruppen
  • Einzelfahrer

Daran sollte man denken

  • Verpflegung
  • Fahrradwerkzeug
  • Sonnenschutz
  • evtl. Badesachen

Wenn man schon mal da ist, ...

  • ... lohnt sich ein Abstecher in den Kurort Aue-Bad Schlema.
  • ... sollte Zeit für den ein oder anderen Schlossbesuch am Wegesrand eingeplant sein.
  • ... bietet sich kurz vor Hartenstein ein Abstecher zur Prinzenhöhle an.

MDR (noj)

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